Ben Thompson (Toto), Georgina Onuorah (Dorothy), Jason Manford (The Cowardly Lion), Ashley Banjo (The Tin Man). Louis Gaunt (The Scarecrow) © Marc-Brenner
Ben Thompson (Toto), Georgina Onuorah (Dorothy), Jason Manford (The Cowardly Lion), Ashley Banjo (The Tin Man). Louis Gaunt (The Scarecrow) © Marc-Brenner

The Wizard of Oz (2023)
Palladium, London

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Das London Palladium, etwas abseits gelegen von den Theater-Straßen im Londoner West End wird überwiegend für Shows mit kürzeren Spielzeiten genutzt. In diesem Sommer zog die ursprünglich für das Curve Theatre in Leicester erarbeitete Fassung von “The Wizard of Oz” hierher und lässt das Publikum die ikonischen Songs aus dem bekannten Hollywood-Film mit Judy Garland, ergänzt mit zusätzlichen Songs von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice, in ganz neuem Gewand wiederentdecken.

Als Andrew Lloyd Webber und Tim Rice 2010 eine Bühnenfassung von “The Wizard of Oz” angekündigt haben, war der Rummel groß. Sehr öffentlichkeitswirksam suchte Lloyd Webber über mehrere Wochen in einer Talentshow namens “Over the Rainbow” die Besetzung der Rolle der Dorothy (und nicht zu vergessen die des Hündchens Toto). Original-Phantom Michael Crawford machte dann die Sensation perfekt, als er die Rolle “Wizards” übernahm. Die Laufzeit im Londoner West End war mit ein bisschen über einem Jahr nicht besonders berauschend; dennoch erlebte die Show anschließend mehrere Inszenierungen in Australien, den USA (wo die Geschichte sich bis heute größter Popularität erfreut) und auf verschiedenen Tourneen.

Während sich die Original-Inszenierung in Orchester und Bildsprache noch sehr an die Filmfassung orientiert hat, wurde die jetzt von Nikolai Foster erdachte Fassung der Show enorm modernisiert. Oz liegt jetzt in der Gegenwart mit einem 60-iger-Jahre-Style. Die gute Hexe Glinda kommt auf einem schicken Motorroller daher, während ihre böse Schwester, die “Wicked Witch of the West” wie aus einer Rockerbande stammend auf einer schweren Maschine auf die Bühne knattert. Glinda hat auch keinen klassischen Zauberstab mehr, sondern eine Art altmodisches Mobiltelefon, bei dem sie die Antenne ausfahren muss, bevor sie damit zaubern kann. Auch die Musik wurde einer Frischzellenkur unterzogen. Im Orchestergraben sitzt eine dreizehnköpfige Band, die sowohl die bekannten Originalsongs wie “Ding Dong, the Witch Is Dead” und natürlich “Over the Rainbow”, aber auch die von Lloyd Webber neu komponierten Songs mal funkig, mal soulig erklingen lässt. Und obwohl die Begleitung der Band geradezu gewaltig ist, stimmt die Tonabmischung in der besuchten Vorstellung perfekt. Es lassen sich sowohl einzelne Instrumente, aber auch die Stimmen der Darsteller und ihre jeweiligen Texte gut heraushören.

Das Bühnenbild besteht aus aufwendig gefertigten Requisiten, die von den Seiten oder von oben eingefahren werden. Ergänzt werden diese durch dreidimensionale Projektionen auf der Rückwand der Bühne, die in ihrer Brillanz und Klarheit ihresgleichen suchen dürfte. Durch die Mischung von Projektionen und den geschickt erscheinenden Requisiten auf der Bühne entsteht in vielen Szenen ein filmischer Effekt. So zum Beispiel, wenn der Sturm die Farm, auf der Dorothy mit ihrer Tante und ihrem Onkel lebt, durch die Luft wirbelt und Dorothy sich nur noch am Türrahmen des Hauses festhalten kann und erst im zauberhaften Oz wieder landet. Auch die Kostüme wurden für diese Inszenierung neu gedacht. Der feige Löwe trägt jetzt über seinem Löwenkostüm die Sportkleidung eines amerikanischen Sport-Studenten, der ‘Tin Man’ besteht nicht mehr aus einzeln zusammensetzten Dosen, sondern sieht eher wie ein Marvel-Superheld aus und die Vogelscheuche ist ein typischer Farmarbeiter inklusive Cowboyhut und Stiefeln. Dorothys Hund Toto ist jetzt eine Puppe, die von einem Puppenspieler bedient wird und optisch sowie in ihren Bewegungen sehr an die Figuren aus “The Lion King” erinnert.

Bei der Besetzung gibt es ein Wiedersehen mit einigen von den Briten sehr geliebten Darstellern: Auf der Bühne stehen Jason Manford als Zeke und der feige Löwe und die durch ihre Imitationen berühmter Sängerinnen bekannt gewordene Christina Bianco als gute Hexe Glinda. Beide hauchen mit ihrem komödiantischem Talent ihren Rollen Leben ein;  besonders Bianco scheint die Figur der herrlich überdrehten Glinda wie auf den Leib geschrieben zu sein.

Ashley Banjo begeistert mit seinen (selbstentwickelten!) Breakdance-Choreographien als immer wieder einrostender Tin-Man sowie als Hickory und Louis Gaunt ist eine enorm charmante, aber etwas dümmliche Vogelscheuche und Hunk. Dianne Pilkington darf nach Jahren, in denen sie bei “Wicked” die gute Hexe Glinda war, nun ihre dunkle Seite hervorholen und legt ihre “Wicked Witch of the West” als polternd dröhnende Furie mit Hang zur Komik an. Gary Wilmont sorgt mit warmer Stimme in dem für seine Rolle neu geschriebenen Song “Wonder of the World” für einen der wenigen ruhigen und besinnlichen Momente der Show.

In der besuchten Vorstellung verletzte sich die Erstbesetzung der Dorothy, Georgina Onuorah, während des ersten Aktes, so dass die Show kurz unterbrochen werden musste, bevor ihre Understudy Charlotte St. Croix die Rolle übernahm. Beide Dorothys sind sehr gut besetzt, wobei gerade Charlotte St. Croix in den Tanzszenen enorm beeindruckt. Wie ein Wirbelwind absolviert sie die aufwendigen und vor allem schnellen Choreographien und singt dabei mit großer Leichtigkeit. Georgina Onuorah hingegen hat eine große, soulige Stimme, die einem vor allem bei “Somewhere Over the Rainbow” den einen oder anderen Wohligkeitsschauer über den Rücken laufen lässt.

Das größte Pfund, mit dem diese Inszenierung von “The Wizard of Oz” allerdings wuchern kann, ist dass sie zu keinem Moment versucht, mehr zu sein als sie ist: Sehr gut gemachte Familienunterhaltung, die das Publikum für ein paar Stunden von der Realität ins zauberhafte Land von Oz entführt.

 
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KREATIVTEAM
MusikHarold Arlen
TextE.Y. Harburg
Zusätzliche MusikAndrew Lloyd Webber
Zusätzliche TexteTim Rice
InszenierungNikolai Foster
Musikalische LeitungGeorge Dyer
ChoreographieShay Barclay
BühnenbildColin Richmond
ProjektionenDouglas O´Connell
Kostüme und PuppenRachael Canning
LichtdesignBen Cracknell
SounddesignAdam Fisher
 
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CAST (AKTUELL)
DorothyGeorgina Onuorah
Cowardly LionJason Manford
Tin ManAshley Banjo
ScarecrowLouis Gaunt
GlindaChristina Bianco
The Wicked Witch of the WestDianne Pilkington
The Wizard / Professor MarvelGary Wilmont
TotoBen Thompson
Aunt EmJacqui Dubois
Uncle HenryGeoffrey Aymer
EnsembleEamonn Cox
Jess Haley
Jonathan Dryden Taylor
Marley Fenton
Michael Lin
Claire O'Leary
Emily Ann Potter
Annie Southall
Carlotte St Croix
Lauren Stroud
Sam Stones
Harrison Wilde
  
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 23.06.2023 19:00Palladium, LondonPreview
Sa, 24.06.2023 14:00Palladium, LondonPreview
Sa, 24.06.2023 19:00Palladium, LondonPreview
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