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Regisseur Jens Daryousch Ravari fesselt das Publikum mit seiner behutsamen und auf die Emotionen der Protagonisten ausgelegten Inszenierung. Er führt den Cast einfühlsam durch das diffizile Werk und lässt mithilfe der ausnahmslos starken Darsteller den Wahnsinn der Familie Goodman „fast normal“ wirken.
Von dem Irrtum, dass man bei der neuesten Musicalproduktion der Waggonhalle Marburg zwischen Profi- und Amateurdarsteller unterscheiden muss, sollte man sich beim Betreten der denkmalgeschützten Halle gleich verabschieden. Das mittlerweile im fünften Jahr spielende Musicalensemble aus Marburg macht seinen Job großartig. Und so werden die für diese Saison „eingekauften“ Profidarsteller Felicitas Geipel und Lukas Sandmann zu einem Teil dieses Ensembles und nicht zu den Stars der Show. Generell bietet die Handlung des Werks von Tom Kitt und Brian Yorkey hierzu auch gar keine Gelegenheit, denn die Show ist eine große Ensemblenummer, bei der jede Figur vonnöten ist, um die Geschichte von Diana Goodman und ihrer bipolaren Störung zu erzählen. Die Krankheit der Mutter ist quasi der Hauptakteur in diesem oft verstörenden und dennoch unterhaltsamen Werk, das mit mehreren Tony Awards am Broadway ausgezeichnet wurde. Harter Tobak für einen unterhaltsamen Musicalabend. Aber genau das macht das Musical einzigartig in seiner Sparte und deshalb so sehenswert.
Umso erstaunlicher, dass sich die Marburger Bühne mit ihrem semi-professionellen Ensemble an ein solches Brett gewagt hat. Aber letztlich kann man gratulieren: Alles richtig gemacht!
Möglich wurde dies durch ein dreiköpfiges Kreativteam, bestehend aus Kurosch Abbasi (Produktionsleitung) und Tom Feldrappe (Musikalische Leitung), die die Idee für dieses Projekt erdachten, sowie Regisseur Jens Daryousch Ravari, der die Geschichte auf die Bühne brachte.
Hinzu kommen viele bekannte Gesichter des Marburger Ensembles, wie Sören Flimm als unter der Krankheit seiner Frau zerbrechender Ehemann Dan oder Yannick Bernsdorff in der Doppelrolle des Arztes, der ein hervorragendes Comedy-Timing aufweist und die traurige Geschichte immer wieder durch seine Auftritte aufzulockern weiß.
Besondere Erwähnung verdient Karoline Blöcher, die in der Rolle der ewig missverstandenen und vergessenen Tochter Natalie Goodman zu Tränen rührt und eine äußerst variable Stimme ins Feld führt, mit der sie besonders am Schluss („Fast normal“) berührt.
Ebenso überzeugend spielt Lukas Sandmann als Gabe Goodman, der Sohn – der besonders im zweiten Akt – als Sinnbild für Dianas Krankheit steht. Während er im ersten Akt noch eher zurückhaltend agiert und beim Showstopper „Ich lebe“ mit kräftig-rockiger Stimme überzeugt, darf er im zweiten Akt seine diabolische Seite auspacken und richtig böse werden, was ihm mit starkem Ausdruck gelingt.
In diesem Zusammenhang sei das Bühnenbild von Ivan Littwitschenko erwähnt, der mit einem im hinteren Bühnenbereich stehenden Kasten mit halbtransparentem Spiegel einige äußerst effektvolle Auftritte von Gabe ermöglicht. Auch sonst ist das Bühnenbild sehr stimmig; gespielt wird auf verschiedenen Ebenen mit einigen wenigen Requisiten.
Letztlich kann man sich vor der Leistung von Felicitas Geipel als Diana Goodman nur verneigen, denn eine solche Rolle stimmig und überzeugend auf die Bühne zu bringen, verlangt einiges an schauspielerischem Talent. Dieses hat die erprobte Darstellerin offenkundig – und so überzeugt sie vom Beginn der Show, wo sie es schafft, dem Zuschauer noch eine „heile Welt“ vorzugaukeln, bis zum Finale und den damit verbundenen Konsequenzen für die Goodman’sche Familie. Eine hervorragende Leistung.
Während der gesamten Probenphase stand die Produktion übrigens unter professioneller Betreuung von Psychologe und Schauspielcoach Martin Schmidt, was der Entwicklung und dem Produkt merklich gut getan hat. Niemals wirken Szenen überzogen oder ansatzweise unglaubwürdig, was bei einem solch schwierigen Thema wie dem der psychischen Krankheit durchaus nicht einfach ist.
Die sechsköpfige Band unter der Leitung von Tom Feldrappe ist an den Bühnenseiten platziert und wechselt gekonnt zwischen rockigen und feinfühligen Momenten, wobei die Darsteller nie übertönt werden.
„Fast normal“ ist ein Musical, das beweist, dass es nicht immer klassisches Happy End und Fun-Show sein muss, um den Zuschauer zu fesseln. Diese Show überzeugt mit starken Charakteren, die sehr real dargestellt werden und bewusst in keine Stereotypen-Schublade passen. Wenn sie dann noch von einem solch talentierten Ensemble präsentiert und so präzise in Szene gesetzt werden, dann entsteht ein Musicalabend, der nachhaltig im Gedächtnis bleibt.
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KREATIVTEAM |
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Regie | Jens Daryousch Ravari |
Produktionsleitung | Kurosch Abbasi |
Musikalische Leitung | Tom Feldrappe |
Bühnenbild | Ivan Littwitschenko |
Choreografie | Doris Marlis |
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CAST (AKTUELL) |
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GALERIE |
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TERMINE |
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