Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) |
Wenn eine Theateraufführung über vier Stunden dauert, dann ist das definitiv für alle Beteiligten ein Kraftakt – erst recht, wenn sich auf der Bühne Amateure mit einem so aufwühlenden Thema wie der Judenverfolgung im Nationalsozialismus auseinandersetzen.
Doch auch für die Zuschauer ist es ein Kraftakt. Es gibt nur wenige Stücke, die das Publikum über so einen langen Zeitraum fesseln können – und um es gleich vorwegzunehmen: “Imagine This” gehört in dieser Fassung nicht dazu. Dass der prägnanteste Eindruck die enorme Länge der Aufführung ist, ist um so bedauerlicher, da in diesen Stunden viel Schönes auf und vor der Bühne zu sehen und zu hören ist. Doch letztendlich ist es ein klassischer Fall von ‘zu viel des Guten’.
Im Zentrum der Handlung steht Daniel Warshowsky, ein jüdischer Theatermacher, der sich 1942 nach der Zwangsumsiedlung ins Warschauer Ghetto nicht davon abhalten lassen will, trotz der widrigen Umstände weiter Theater zu spielen, um den Menschen Hoffnung zu geben. Er entschließt sich, die Belagerungsgeschichte der Festung “Masada” in Israel aufzuführen. Dort verschanzte sich ca. 2000 Jahre zuvor eine jüdische Menschenansammlung vor Tyrannei und Gewalt – damals vonseiten der Römer. Im Verlauf des Musicals vermischen sich die beiden Handlungsstränge. Ähnlich wie die Juden vor 2000 Jahren hat zum Ende hin auch die Theatertruppe im Ghetto die Entscheidung zu treffen, ob sie ihr Volk verraten oder aufrecht in den Tod gehen wollen… Eine wahrlich bewegende Geschichte, für die der israelische Komponist Shuki Levy großartige Musik geschrieben hat: wuchtige, fast opernhafte Orchester-Nummern, bewegende Chöre, imposante Arien. Mittendrin immer mal wieder hoffnungsvoll-fröhliche Melodien, die aber doch zumeist einen düsteren Unterton haben. Über das Orchester des Freien Musical-Ensembles kann man kaum genug schwärmen. Mehr als 40 Musiker haben sich hier zusammengetan und sorgen für einen satten, nuancierten Klang, der schlichtweg begeistert.
Die an sich spannende Handlung wird allerdings durch die zu ausführliche Erzählweise regelrecht zerfasert. Es hat schon seinen Grund, warum Mel Brooks dem Stück-im-Stück “Frühling für Hitler” in “The Producers” keine 60 Minuten oder mehr gewidmet hat… Autor Glenn Berenbeim versucht jedoch in “Imagine This” jede Wendung auf beiden Spielebenen deutlich und nachvollziehbar zu machen, so dass dem “Masada”-Thema viel zu viel Platz gegeben wird. Auch für die Handlung völlig unwichtige Figuren wie z.B. Julius Cäsar oder seine Sklavin Salome bekommen ihre großen Szenen. So zieht sich die Handlung ausgesprochen zäh durch die Stunden.
Ein bisschen mehr Vertrauen in die Vorstellungskraft der Zuschauer hätte dem Stück wahrlich gut getan. In der letzten halben Stunde gibt es mehr als zehn Momente, die sich prima als Schlusspunkt geeignet hätten. Doch die Handlung geht immer weiter, um auch ja jeden Konflikt vollständig zu Ende zu bringen. Damit wird dem Zuschauer die Möglichkeit zur eigenen inneren Mitarbeit zunehmend genommen – obwohl die Zusammenhänge eigentlich klar auf der Hand liegen.
Der Inszenierung ist anzumerken, wie sehr sich die Co-Regisseure Ingo Budweg und Canan Toksoy darum bemüht haben, Bewegung in die Szenen zu bringen, wo es nur irgend möglich ist. Da wird dem Liebespaar ein Tänzerpaar zur Seite gestellt oder die Soldaten zum “Schwerttanz” drapiert. Doch oft steht das gesamte große Ensemble auf der Bühne und so gibt es immer wieder lange, statische Szenen.
Gesanglich schlägt sich das Ensemble wirklich gut: Alle Hauptdarsteller haben angenehme Amateur-Stimmen und das Ensemble ergibt einen beeindruckenden Chor. Besonders aufhorchen lässt Sönke Westrup als jugendlicher Held Adam, der mit viel Pathos in der Stimme seine Lieder schmettert, als würde er sich um den Heldentenor in einer Wagneroper bewerben. Christoph Bürgstein als Daniel Warshowsky gelingt der Spagat zwischen bewusst aufrecht erhaltenem Optimismus und nackter Existenzangst sehr gut. Die meisten seiner Mitstreiter kommen in der emotional fordernden Handlung dann doch deutlich an ihre Grenzen. Einen starken Eindruck hinterlässt Melvin Schulz-Menningmann als SS-Hauptsturmführer Blick. Gerade die Szenen, in denen die SS-Truppe die Juden bedrängt und bedroht, sind ausgesprochen intensiv gelungen und Schulz-Menningmanns Darstellung lässt den Zuschauern geradezu das Blut in den Adern gefrieren. Doch auch hier gilt: Die eigentlich gut umgesetzte Idee läuft sich tot. Immer wieder kommt es zu solchen Auftritten der SS-Truppen und spätestens beim fünften Mal lässt die Intensität einfach nach.
Es wäre wirklich schade, wenn dieses Stück mit seinem bewegenden Thema und den wunderschönen Melodien nun wieder in der Versenkung verschwindet, doch in der vorliegenden Form schreit es geradezu nach einem Dramaturgen mit beherztem Griff zum Rotstift. Manchmal – und das gilt für viele Aspekte des Abends – ist weniger einfach mehr.
Buch: Glenn Berenbeim
Musik: Suki Levy
Text: David Goldsmith
Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||||
KREATIVTEAM |
---|
Künstler. Gesamtleitung / Musikal. Leitung | Ingo Budweg |
Regie | Ingo Budweg Canan Toksoy |
Choreografie | Kathrin Wegener Johanna Lammert |
Bühnenbild | Christoph Bürgstein Sonja Roeske |
Kostüme | Matthias Betke Constanze Winkler |
Deutsche Textfassung | Ingo Budweg |
Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||||
CAST (AKTUELL) |
---|
Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||||
TERMINE |
---|
keine aktuellen Termine |
---|
Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||||
TERMINE (HISTORY) |
---|
Fr, 28.10.2016 19:30 | Freies Musical Ensemble, Münster | Premiere | |||||||
Sa, 29.10.2016 19:30 | Freies Musical Ensemble, Münster | ||||||||
So, 30.10.2016 17:00 | Freies Musical Ensemble, Münster | ||||||||
▼ 9 weitere Termine einblenden (bis 20.11.2016) ▼ | |||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Fr, 04.11.2016 19:30 | Freie Waldorfschule, Münster | ||||||||
Sa, 05.11.2016 19:30 | Freie Waldorfschule, Münster | ||||||||
So, 06.11.2016 17:00 | Freie Waldorfschule, Münster | ||||||||
Fr, 11.11.2016 19:30 | Freie Waldorfschule, Münster | ||||||||
Sa, 12.11.2016 19:30 | Freie Waldorfschule, Münster | ||||||||
So, 13.11.2016 17:00 | Freie Waldorfschule, Münster | ||||||||
Fr, 18.11.2016 19:30 | Freie Waldorfschule, Münster | ||||||||
Sa, 19.11.2016 19:30 | Freie Waldorfschule, Münster | ||||||||
So, 20.11.2016 17:00 | Freie Waldorfschule, Münster | ||||||||
▲ Termine ausblenden ▲ |