Sophie Berner © Thuner Seespiele
Sophie Berner © Thuner Seespiele

Aida (2014)
Thunerseespiele, Thun

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Katja Wolffs Inszenierung von „Aida“ überzeugt dank hervorragend aufspielender Cast, versiertem Orchester und beeindruckender Bühne vor der Kulisse der Hausberge am Thuner See. Streckenweise bleibt die Bühne jedoch zu leer und aufgrund der Kürzungen ist die Wandlung der Charaktere im Stückverlauf stellenweise nicht komplett nachvollziehbar.

„Nach ihrem Tod begann eine Friedenszeit. Die Geschichte stellt die Frage, wo der Sinn des Lebens liegt. Und die Hoffnung gibt als Antwort: Liebe, die den Tod besiegt.“ Zu diesem Text vervollständigt Amneris (Sophie Berner) die Pyramide, die während des gesamten Abend in mühsamer Handarbeit durch die Sklaven erstellt wurde, mit dem letzten Stein. Sie verwandelt sich dabei selbst sinnbildlich in eine Sklavin. Ein sehr beeindruckender Moment. Die Regie von Katja Wolff erschafft mehrere solcher starken Augenblicke, beispielsweise beim Manteltanz oder dem Tod von Mereb und Nehebka. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, dieser ist teilweise jedoch zu slapstickartig geraten.

Aufgrund der Auflagen bezüglich Lautstärke und Spieldauer, die mit den Anwohnern vereinbart wurden, musste das Stück in Thun gekürzt werden. Songs wie „Ich nicht“, „So einfach, so schwer“ werden nur in Kurzform gesungen. Das Terzett „Einen Schritt zu weit“ fehlt gänzlich – ein Song, der für das Verständnis der Beweggründe von Amneris und Radames eigentlich von wichtiger Bedeutung ist. Auch das von Yvan Wassilevski wie gewohnt versiert, dynamisch und liebevoll dirigierte Orchester muss aufgrund der Lärmschutz-Auflagen leiser spielen, was den Songs von Zoser und dem „Manteltanz“ ein wenig an Dynamik nimmt.

Auf der Bühne von Karel Spanhak steht eine überdimensionierte Tutanchamun-Statue. Diese dient zu Beginn und am Schluss des Stückes als Eingang in ein historisches Museum; während der Geschichte wird sie geöffnet. Für eine Open Air Produktion werden ansonsten auffallend wenig Requisiten verwendet. Dem Stückverlauf hätten mehr Attribute gut getan. Eine wunderbare Idee ist es dagegen, den See als Nil zu benutzen. Eine Galeere mit Kriegsgefangenen wird von watenden Sklaven durch das Wasser gezogen.

Die Choreographien von Christopher Tölle sind hervorragend auf die jeweiligen Charaktere zugeschnitten. Die Nubier zeigen dynamische afrikanische Tänze, Zoser und seine Krieger militärische und eckige Bewegungen. Die Kostüme von Heike Seidler sind mit den bunten, afrikanischen Stoffen der Nubiern ein Augenschmaus. Dagegen bilden Zoser und seine Mannen einen guten Kontrast in schwarz und gold. Die Ausstattung der Ägypter ist stellenweise allerdings zu klischeehaft geraten.

Für die Hauptrollen wurden junge, dynamisch aufspielende Darsteller gecastet. Patricia Meeden ist eine Idealbesetzung der Aida. Sie füllt die Bühne mit starker Präsenz: eine stolze und anmutige Prinzessin. Ihre tiefe, rauchig gefärbte Stimme tönt samtig und in den Solos stark und sicher. Jörn-Felix Alt als Radames überzeugt mit viel Charisma und kraftvoller Stimme. Sein Schauspiel ist frisch und humorvoll, doch er legt die Rolle am Anfang des Stückes zu wenig arrogant an, sodass die Wandlung seines Charakters etwas zu kurz kommt. Sophie Berner als Amneris zeigt sich gewohnt stimmstark und kann hier eine weitere ihrer Stärken ausspielen: Sie besitzt großes komödiantisches Talent. Die abrupte Wandlung ihrer Rolle verkörpert sie überzeugend und berührend.

Den Zoser spielt Armin Kahl kalt, kalkulierend und bitterböse. Seine Präsenz füllt die Bühne und auch in den hinteren Reihen läuft es einem kalt über den Rücken, wenn Zoser perfide die Fäden in der Geschichte zieht. Eine Rolleninterpretation, die Spaß macht, denn die Bösewichte sind stets das Salz in der Suppe. Manuel Lopez als Mereb ist ein Sympathieträger des Stückes. Auch er vermag es, gewitzt, mit viel Elan und dem für die Rolle notwendigen Schalk das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Das spielfreudige Ensemble überzeugt stimmlich, tänzerisch sowie mimisch auf ganzer Linie und auch der Chor der Seespiele fügt sich sehr gut ein.

„Aida“ ist eine durchaus sehenswerte Inszenierung mit starken Momenten. Eine intensivere Charakterführung und Ausstattung hätten dem Gesamteindruck jedoch noch mehr Tiefe und Verständlichkeit gegeben.

 
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KREATIVTEAM
RegieKatja Wolff
Musikalische LeitungIwan Wassilevski
ChoreographieChristopher Tölle
BühnenbildKarel Spanhak
KostümbildHeike Seidler
TonThomas Strebel
 
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CAST (AKTUELL)
AidaPatricia Meeden,
(Rebecca Stahlhut)
RadamesJörn-Felix Alt,
(Rupert Markthaler)
AmnerisSophie Berner,
(Ellen Wawrzyniak)
ZoserArmin Kahl,
(Nico Gaik)
MerebManuel Lopez,
(Wei-Ken Liao)
PharaoThomas Wißmann
Endo Anacona
AmonasroWalter Reynolds,
(Adamo Dias)
NehebkaRebecca Stahlhut,
(Dapheny Oosterwolde)
Ensemble DamenSara Bispham
Marta Di Giulio
Giulia Fabris
Dapheny Oosterwolde
Jane-Lynn Steinbrunn
Laurie Reijs
Rebecca Stahlhut
Ellen Wawrzyniak
Ensemble HerrenJohn Baldoz
Adamo Dias
Tobias Joch
Wei-Ken Liao
Denys Magda
Rupert Markthaler
Tim McFarland
Laurent N‘Diaye
SwingsTanja Schön
Vanni Viscusi
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Di, 08.07.2014 20:30Thunerseespiele, ThunPremiere
Do, 10.07.2014 20:30Thunerseespiele, Thun
Fr, 11.07.2014 20:30Thunerseespiele, Thun
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