Routinierte Produktion der in Stadttheatern beliebten Horrorkomödie! Den klischeehaften Figuren bei ihren Verwicklungen um die fleischfressende Pflanze zuzuschauen, ist durchaus amüsant. Diese Inszenierung bietet aber absolut nichts Neues.
Der Blumenladen aus New York ist in den vergangenen Jahren oft in deutschen Theatern auf- und abgebaut worden. Dabei hat er durchaus schon ein bisschen Patina angesetzt. Eigentlich wäre mal eine Generalüberholung angesagt; zumindest eine neue Farbe von außen wäre nicht schlecht. Aber auch diese Produktion des Off-Broadway-Erfolgs aus den 80ern, die vom Schleswig-Holsteinischen Landestheater herausgebracht wurde, bietet nichts Neues.
Doch der Reihe nach: Der Anfang der Geschichte gerät recht langatmig. Sicher, ein Blick auf die klischeehaften Figuren, die auftreten, ist ganz lustig, aber im Grunde passiert in der ersten halben Stunde nicht viel. Der Laden läuft nicht und alle sind unzufrieden. Die Tatsache, dass die Band unter Leitung von Arthur Weinbrenner viel zu behäbig beginnt, um Alan Menkens poppiger Partitur gerecht zu werden, hebt die Stimmung nicht gerade.
Besser wird es erst, als die mysteriöse Pflanze Audrey II, die als neuer Werbeträger nun endlich den Erfolg bringen soll, zu wachsen beginnt. Dann wird die Geschichte so abenteuerlich, dass sich das Publikum ihrem Charme nicht entziehen kann. Erfreulicherweise finden inzwischen auch die Musiker langsam aber sicher das richtige Tempo. Seymour, der für die Pflege des Grünzeugs zuständig ist, hat seine liebe Not damit, den Hunger der gefräßigen Pflanze nach Menschenblut zu stillen. Aber irgendwann macht sie deutlich, dass sie böse Absichten verfolgt und die Menschheit vernichten will. Ein beherzter Versuch, sie daran zu hindern, misslingt und auch Seymour wird von ihr verspeist. Doch bis es soweit ist, dürfen sich die Zuschauer an herrlich skurrilen Verwicklungen erfreuen.
Hauptattraktion auf der Bühne ist die Pflanze. Anfangs eine kleine niedliche Topfblume, nimmt sie im zweiten Akt die Hälfte des Blumenladens in Anspruch. Dem gelungenen Zusammenspiel von Stefan Eichberg (Gesang) und Michael Dreesen (Animation) ist es zu verdanken, dass die eklig fiese Riesen-Audrey II dem Publikum richtig gut einheizt.
Hauptdarsteller Matthias Avemarg-Wessollek macht seine Sache als liebenswerter Trottel ausgesprochen gut. Ein wahres Kabinettstückchen liefert er im zweiten Akt während des Liedes „Die Letzten werden die Ersten“ ab. Seymour bekommt dank des Erfolges seiner Monsterpflanze in dieser Szene ein verlockendes Angebot für Tourneen und Shows nach dem anderen, weiß aber andererseits um die Gefährlichkeit des Fleischfressers. Erst fühlt er sich einfach nur geschmeichelt und genießt dümmlich-grinsend seinen Erfolg, im nächsten Moment sagt er wild entschlossen Audrey II den Kampf an, um gleich darauf wie ein unglücklich verliebter Junge darüber zu lamentieren, was seine Angebetete sagen würde, wenn er die Pflanze und damit den Erfolg zerstören würde. Überzeugend und glaubwürdig springt Avemarg-Wessollek von einer Emotion zur nächsten. Da ist die einfühlsame Personenführung, die Regisseurin Elena Breschkow ihren Schauspielern angedeihen ließ, deutlich zu merken.
So gelingt auch Friederike Linke ein stimmiges Rollenportrait als Seymours Kollegin und Geliebte: Anfangs einfach nur naive Blondine, zeigt sie bald die verletzliche Seite der Audrey. Schade, dass sie gesanglich zu wenig Power bietet. Aber das Problem teilt sie mit den anderen Damen auf der Bühne: die drei Girls (Brigitte Lehner, Maria Steurich, Meike Fuhrmeister), die das Geschehen kommentieren, sind mimisch und gestisch voll bei der Sache, doch auch ihnen fehlen kräftige Gesangsstimmen.
Rene Rollin zeigt sich, nachdem er als Zahnarzt und Ober-Macho Orin Scrivello bereits an Audrey II verfüttert wurde, im zweiten Akt äußerst wandlungsfähig. In einer Vielzahl von Nebenrollen hat er erstaunlich schnelle Kostüm- und Stimmungswechsel zu bewerkstelligen.
Ausstatterin Sabine Pommerening hat ein nettes Bühnenbild entworfen, am linken Bühnenrand triste graue Hochhauswände, daneben der heruntergekommene Blumenladen, der im Laufe des Stückes immer weiter aufgewertet wird. Audrey trippelt in Rosa über die Bühne, natürlich hochgeschlitzt und weit ausgeschnitten, Seymour kontert mit dem üblichen Strickpullunder und ausgebeulter Hose. Alles so wie es schon x-mal in diesem Musical zu sehen war. Die Riesenpflanze auf der Bühne ist voll beweglich und für alle, die das Stück noch nicht kennen, sicher sehr beeindruckend. Letztlich sieht aber auch sie immer wieder gleich aus.
Die Story ist unverwüstlich und somit reicht es trotz der genannten Schönheitsfehler für einen amüsanten Theaterabend. Es bleibt jedoch die Frage, wann endlich mal jemand das kreative Konzept dieses Stückes überdenkt und den Wesen auf der Bühne einen neuen Anstrich verleiht.
Musik von Alan Menken
Buch und Gesangstexte von Howard Ashman
Deutsch von Michael Kunze
Sa, 29.10.2005 19:30 | Stadttheater, Rendsburg | Premiere |
Mi, 02.11.2005 19:30 | Stadttheater, Schleswig | |
Do, 01.12.2005 19:30 | Stadttheater, Schleswig | |
▼ 11 weitere Termine einblenden (bis 23.02.2006) ▼ |
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Di, 13.12.2005 19:30 | Stadttheater, Flensburg | |
Fr, 06.01.2006 19:30 | Stadttheater, Flensburg | |
Fr, 13.01.2006 20:00 | Theater in der Stadthalle, Neumünster | |
Sa, 14.01.2006 19:30 | Stadttheater, Flensburg | |
So, 22.01.2006 19:00 | Stadttheater, Schleswig | |
Mi, 01.02.2006 19:30 | Stadttheater, Flensburg | |
Fr, 03.02.2006 19:30 | Stadttheater, Flensburg | |
So, 05.02.2006 19:00 | Stadttheater, Rendsburg | |
Mi, 08.02.2006 19:30 | Stadttheater, Schleswig | |
Sa, 18.02.2006 19:30 | Stadttheater, Rendsburg | |
Do, 23.02.2006 19:30 | Stadttheater, Flensburg | |
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