Von dieser Produktion haben wir leider keine Fotos
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We Will Rock You (2004 - 2008)
Musical Dome, Köln

CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Ein Science-Fiction-Buch von Ben Elton und 21 bekannte Hits der Gruppe „Queen“: Das sind die Zutaten, aus denen das Rock-Musical gemacht ist. Die speziell auf Deutschland zugeschnittene Produktion im Kölner Musical Dome überzeugt mit guter Besetzung und starken Bildern.

Laute E-Gitarren-Klänge, eine effektvolle Lichtshow und vorbeifliegende Schriftzüge auf einer großen Leinwand, die chronologisch an wichtige Ereignisse der Musikgeschichte erinnern – ein stärkeres Intro kann man sich für ein Rock-Musical kaum vorstellen. Besonders interessant wird es, wenn dieser komprimierte Rückblick nicht etwa in der Gegenwart endet, sondern apokalyptisch fortgesetzt wird. Wir werden 300 Jahre in die Zukunft versetzt – in eine Zeit, in der die Globalisierung vollendet ist und die gesamte Welt von der „Globalsoft Corporation“ kontrolliert wird.
Inzwischen ist jegliche Form von „handgemachter“ Musik auf dem Planeten E.bay (ehemals: Erde) verboten, weil sie immer Ausdruck eines eigenständig denkenden Individuums ist. Globalsoft setzt statt dessen auf programmierte Cyber-Sounds, zu denen sich die „GaGa-Girls und -Boys“ einheitlich bewegen. Nur der junge Galileo und seine Freundin Scaramouche mögen sich nicht so recht in die Konformität eingliedern und schließen sich einer versteckten Rebellengruppe an: den Bohemians. Diese erkennen in Galileo ihren Helden, der einer Legende zufolge den Menschen ihre Individualität zurückgeben wird, indem er die einzigen noch existierenden Musikinstrumente auf E.bay findet und darauf „rockt“. Am Ende siegt die handgemachte Rockmusik über den konformen Retortenbrei. Doch natürlich versucht die Killer Queen –ihres Zeichens Vorstandsvorsitzende von Globalsoft- bis zuletzt, dies mit allen Mitteln zu verhindern.
Insgesamt also eine Story, die selbst im PISA-geschädigten Deutschland sicherlich niemanden überfordert. Das Buch von Ben Elton dient im Grunde nur dazu, die Hits von „Queen“ auf möglichst amüsante Weise in einen Kontext zu bringen. Für die Kölner Produktion wurde eben dieser Kontext speziell auf Deutschland zugeschnitten, indem zum Beispiel ein Teil der Handlung in die Domstadt verlegt wurde.
Jörg Ingwersens Übersetzung der Dialoge kann mit einigen Überraschungen und originellen Pointen aufwarten. So wird zum Beispiel der Untergang der wahren Musik auf TV-Shows wie „Deutschland sucht den Superstar“ zurückgeführt, was den Rock-Fans im Publikum geradezu aus dem Herzen spricht. Eine gute Entscheidung war es auch, den Bohemians in Köln die Namen von deutschen „Popstars“ wie Dieter Bohlen, Daniel Küblböck oder Jeanette Biedermann zu geben. Dies wirft ein noch ironischeres Licht auf das Musikgeschäft an sich und auf die Vorbildtauglichkeit der einzelnen „Stars“ als es die Namen von international bekannten Stars an dieser Stelle getan hätten. Ob die Anspielungen auf den Kölner Karneval und auf das „freundschaftliche“ Verhältnis zwischen Kölnern und Düsseldorfern in eine Science-Fiction-Geschichte passen, oder nicht – beim Publikum kommen sie hervorragend an.
Weniger Lacher ernten hingegen verstaubte zweideutige Wortspiele. Wenn J.B. -der Anführer der Bohemians- feststellt, dass er zum Bau eines Instrumentes noch eine Latte benötigt, und seine Freundin Ozzy ihm daraufhin mit einem Blick zwischen seine Beine mitteilt: „Du hast doch schon eine!“, dann können die meisten Zuschauer darüber nicht einmal mehr schmunzeln. Leider finden sich im Stück mehrere Beispiele solcher flachen und abgedroschenen Pointen, auf die man gut hätte verzichten können.
Doch „We Will Rock You“ hat auch viel Sehens- bzw. Hörenswertes zu bieten. An erster Stelle seien hier natürlich die 21 Queen-Hits genannt, die im Musical Dome stilecht in der Lautstärke eines Rock-Konzerts gespielt werden. Die meisten Songs sind im englischen Original zu hören, einige (zum Beispiel „Radio GaGa“) in der deutschen Übersetzung von Wolfgang Adenberg. Dass die Textverständlichkeit sehr unter der enormen Lautstärke leidet, ist aber nicht allzu tragisch, wenn –so wie hier- das Feeling einfach stimmt. Dafür sorgen schließlich auch die „Queen“-Altrocker Brian May und Roger Taylor höchstpersönlich, die die Kölner Produktion als Music Supervisors betreuen.
Optisch beeindrucken einerseits die phantasievollen kitschig-spacigen Outfits der GaGa-Menschen, andererseits die kombinierten Hippie und Punk-Looks der Bohemians. Neuartig für das Bühnenbild der großen deutschen Musicals ist die Integration von mehreren großen Leinwänden, die auf vielfältige Weise zum Einsatz kommen. Mal ermöglichen sie eine Konferenzschaltung zwischen der Killer Queen und ihrem Handlanger Khashoggi, mal werden darauf reihenweise animierte GaGa-Menschen eingeblendet, die im Hintergrund die selbe Choreographie tanzen wie die Tänzer vor der Leinwand. Ein Highlight in dieser Hinsicht ist das Killer Queen-Solo „Another one bites the dust“: Während sie Khashoggi zur Hölle schickt, sieht man auf den Leinwänden eine Collage aus Explosionen und Kampfszenen, entnommen aus verschiedenen Computerspielen. In Verbindung mit anderen Bühnenrequesiten und Lichteffekten entstehen Bilder, die als „Gesamtkunstwerke“ einfach begeistern.
Auch mit der Besetzung hat man in Köln einen Volltreffer gelandet. Serkan Kaya spielt den Galileo mit rockiger Stimme und so viel Elan, dass das Publikum schon bei seinem ersten Song („I want to break free“) kaum still sitzen kann. Vera Bolten als Scaramouche hat es dagegen etwas schwerer. Sie versucht, möglichst jugendlich zu klingen, was jedoch in den Höhen („Help“) manchmal etwas schrill anmutet. Außerdem besteht ihr Text hauptsächlich aus frechen Sprüchen. Wie soll man als Zuschauer jemanden mögen, der den ganzen Abend kaum ein freundliches Wort über die Lippen gebracht hat? Aber da es hier sowieso nicht auf glaubwürdige Charakterzeichnungen ankommt, behält man auch sie irgendwie in positiver Erinnerung.
Als Idealbesetzung erweist sich Brigitte Oelke, die als böse Killer Queen ihr enormes Stimmvolumen voll zum Einsatz bringt und darüber hinaus mit bisher ungesehenen komödiantischen Fähigkeiten überrascht. Nicht minder stimmgewaltig zeigt sich Michaela Kovarikova als Ozzy. Ihre Ballade „No-one but you“ -eine Hommage an die vielen genialen Musiker, die viel zu früh verstorbenen sind- verleiht dem Abend zumindest einen fünfminütigen Hauch von Tiefgang. Dazu trägt nicht zuletzt Herrn Adenbergs sensible Übersetzung des Textes bei, die man bei diesem leiseren Song auch gut verstehen kann.
Erwähnenswert sind schließlich noch David Michael Johnson als J.B., Martin Berger als Khashoggi und James Sbano als Bap. Alle drei holen aus ihren Nebenrollen das Maximum heraus, so dass man gerne von jedem noch mindestens einen weiteren Solo-Song gehört hätte.
Das Tanzensemble wirkte bei der Vorpremiere stellenweise noch unsicher, wird sich aber bestimmt im Laufe der Zeit noch etwas mehr Synchronität bei Arlene Phillips zackigen Cyber-Choreographien aneignen.
Fazit: Mit tollen Bildern, mitreissender Musik und aktuellen Pointen (Khashoggi: „Wir haben keine Massenvernichtungsinstrumente gefunden“) bringt „We Will Rock You“ frischen Wind in die deutsche Musicallandschaft. Wer sich allerdings nur von intellektuellem Anspruch unterhalten fühlt, sollte besser ab sofort einen großen Bogen um den Kölner Musical Dome machen. Glaubt man nämlich den rückblickenden Aussagen in der Show selbst, wird sie noch über 150 Jahre lang erfolgreich im „großen blauen Müllsack“ am Hauptbahnhof zu sehen sein.

 
CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
BapLéon van Leeuwenberg,
(Martin Berger
Sascha Krebs
Mischa Mang
Harald Tauber)

KhashoggiMartin Berger,
(Alexander Brugnara
Linus Fagerström
Sascha Krebs
Mischa Mang
Harald Tauber)

Killer QueenAmber Schoop,
(Anastasia Bain
Tracy Plester
Gudrun Schade)

TeacherAnastasia Bain,
(Anne-Mette Riis
Veronique Spiteri
Julia Waldmayer
Tracy Plester
Carina Sandhaus)

GalileoCharlie Luske
Sascha Alexander Lien,
(Alex Melcher
Björn Breckheimer
Michael Eisenburger)

ScaramoucheVera Bolten
Katja Berg,
(Anne-Mette Riis
Daniela Sandhofer
Carina Sandhaus)

J.B.David Michael Johnson,
(Alexander Brugnara
Sasha di Capri
Linus Fagerström
Deimos Virgillito
Michael Eisenburger
Sascha Krebs)

OzzyJessica Mears,
(Maria Franzén
Anne-Mette Riis
Carina Sandhaus
Peti van der Velde)

DieterAlexander Brugnara,
(Deimos Virgillito
Sascha Krebs
Mischa Mang
Harald Tauber)

Teen QueenMaria Franzén,
(Anne-Mette Riis
Daniela Sandhofer
Veronique Spiteri
Samantha Turton)

EnsembleSasha di Capri
Sarah Dunning
Linus Fagerström
Maria Franzén
Lee Greenaway
Amanda Huke
Philip James
Hettie Macelle-Gifford
Anne-Mette Riis
Daniela Sandhofer
Jon Smith
Veronique Spiteri
Myles Taylor
Paul Turner
Samantha Turton
Deimos Virgillito
Julia Waldmayer
Brett Watkiss
SwingsLouise Lawson [Dance Captain]
Stephen Cullinane-O´Regan
Laura Bouttell
Neil Dolan
Tasha Taylor Johnson
Holly Mitchell
Gregory Sims
Lucie Spencer
Gethin Squire
Stuart Sumner
 
CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE
keine aktuellen Termine
 
CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
Di, 23.11.2004 20:00Musical Dome, KölnPreview
Mi, 24.11.2004 18:30Musical Dome, KölnPreview
Do, 25.11.2004 20:00Musical Dome, KölnPreview
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