Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) |
Stephen Sondheims wohl kontroversestes Stück in der Berliner Erstaufführung, inszeniert von Christopher Bond und unter der musikalischen Leitung von Koen Schoots. Die schwarze Komödie um Rache, Mord und Kanibalismus markiert die Musicalpremiere der Komischen Oper Berlin.
Ein rachsüchtiger Barbier, der zum Serienkiller wird und seine Kunden reihenweise dahinmetzelt, während seine Komplizin die Opfer zu schmackhaften Pasteten verarbeitet – die Inhaltsangabe von „Sweeney Todd“ liest sich so, als könnte man entweder mit einem blutigen Psychothriller im Stil von „Hannibal“ oder einer trashigen Persiflage rechnen. Das Sondheim-Stück jedoch ist wider Erwarten eine bissige schwarze Komödie, die statt auf Schockeffekte auf Wortwitz und die fundamentale Absurdität der auf Tatsachen beruhenden Geschichte setzt.
Der Titelheld (oder vielmehr Anti-Held), überzeugend und stimmgewaltig dargestellt von Roger Smeets, ist kein durchgedrehter Psychopath, sondern ein vom Schicksal gebeutelter Mann, der durch eine Verkettung unglücklicher Umstände mehr oder weniger ungewollt zu morden beginnt und dann nicht mehr aufhören kann. Die treibende Kraft hinter seinen grausigen Taten ist Pastetenbäckerin Mrs. Lovett (Dagmar Manzel – herrlich gewitzt und überdreht), die einerseits den großen Profit wittert, andererseits den charismatischen Todd an sich binden will. Mit Manzel hat man eine Charakterdarstellerin für den Part gewonnen, die eigentlich eher im Sprachtheater und auf der Leinwand zu Hause ist. Bei „Sweeney Todd“ kann sie auch ihre gesanglichen Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Den Ausgang der schicksalhaften Geschichte nimmt das Musical vorweg: Zum Auftakt besingt ein Chor „Die Ballade von Sweeney Todd“, während der tote Mörder zu Grabe getragen wird – und genau an diesem Punkt endet das Stück auch wieder. Diese Ensemblenummer ist, vielleicht auch weil sie zwischendurch immer wieder anklingt, eine der wenigen eingängigen Melodien, die man in dem Stück finden kann. Was dazwischen kommt, ist musikalisch mehr als anspruchsvoll und genau genommen näher an der Oper als am Musical.
Die Inszenierung an der Komischen Oper ist rundum stimmig – was sicherlich nicht zuletzt Regisseur Christopher Bond zu verdanken ist, der kurzfristig für den erkrankten Dietrich Hilsdorf (u.a. „Jekyll & Hyde“, Bremen) einsprang. Als Verfasser des Schauspiels, auf dem das Musical basiert, ist Bond sozusagen „Sweeney Todd“-Fachmann und schafft es, die Vielschichtigkeit der Charaktere und ihre Beweggründe auszuleuchten.
Anders als etwa die deutsche „Jekyll & Hyde“-Inszenierung, die ja von Ort und Zeitpunkt des Geschehens ähnlich angelegt ist, setzt Bühnenbildner Dieter Richter bei „Sweeney Todd“ auf Realismus. Das London des 18. Jahrhunderts wird auf der Bühne mit alten Häuserfassaden, engen, kargen Zimmern und überfüllten Straßenkneipen zum Leben erweckt und trägt atmosphärisch viel dazu bei, dass das Stück funktioniert.
Neben den beiden Hauptdarstellern überzeugen vor allem Thomas Ebenstein als Mrs. Lovetts naiver Gehilfe Tobias, den die Erkenntnis über den wahren Inhalt der Pasteten in den Wahnsinn stürzt, und Christiane Oertel als Bettlerin. Michael Nagy, der sich als Anthony in Sweeney Todds schöne Tochter verliebt, singt sich mit „Johanna“ in die Herzen der Zuschauer.
Das Orchester unter der Leitung des sowohl opern- als auch musicalerprobten Koen Schoots spielt nach einem etwas zu kraftvollen Auftakt einfühlsam und flüssig durch die Rhythmus- und Stimmungswechsel. – Und davon gibt es in „Sweeney Todd“ reichlich.
Das Stück befindet in jeder Hinsicht abseits vom Mainstream und wird vielleicht auch deshalb so selten aufgeführt. Doch wer sich auf die anspruchsvolle Musik Sondheims einlässt und sich von der Inhaltsangabe nicht abschrecken lässt, wird humorvoll und dennoch auf hohem Niveau unterhalten.
Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||||
KREATIVTEAM |
---|
Musik / Gesangstexte | Stephen Sondheim |
Übersetzung | Wilfried Steiner |
Regie | Christopher Bond |
Musikalische Leitung | Koen Schoots |
Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||||
CAST (AKTUELL) |
---|
Sweeney Todd | Roger Smeets |
Mrs. Lovett | Dagmar Manzel |
Richter Turpin | Manfred Sabrowski |
Anthony Hope | Michael Nagy |
Johanna | Valentina Farcas |
Tobias | Thomas Ebenstein |
Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||||
TERMINE |
---|
keine aktuellen Termine |
---|
Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||||
TERMINE (HISTORY) |
---|
So, 26.09.2004 19:00 | Komische Oper, Berlin | Premiere | |||||||
Sa, 02.10.2004 19:00 | Komische Oper, Berlin | ||||||||
Sa, 09.10.2004 19:00 | Komische Oper, Berlin | ||||||||
▼ 14 weitere Termine einblenden (bis 27.06.2005) ▼ | |||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Fr, 15.10.2004 19:00 | Komische Oper, Berlin | ||||||||
Fr, 22.10.2004 19:00 | Komische Oper, Berlin | ||||||||
Mo, 25.10.2004 19:00 | Komische Oper, Berlin | ||||||||
So, 28.11.2004 19:00 | Komische Oper, Berlin | ||||||||
Mi, 08.12.2004 19:00 | Komische Oper, Berlin | ||||||||
Fr, 31.12.2004 19:00 | Komische Oper, Berlin | ||||||||
Fr, 07.01.2005 19:00 | Komische Oper, Berlin | ||||||||
Sa, 12.02.2005 19:00 | Komische Oper, Berlin | ||||||||
Mi, 20.04.2005 19:00 | Komische Oper, Berlin | ||||||||
Sa, 23.04.2005 19:30 | Komische Oper, Berlin | ||||||||
Do, 05.05.2005 19:00 | Komische Oper, Berlin | ||||||||
Sa, 04.06.2005 19:30 | Komische Oper, Berlin | ||||||||
Mo, 13.06.2005 19:00 | Komische Oper, Berlin | ||||||||
Mo, 27.06.2005 19:30 | Komische Oper, Berlin | ||||||||
▲ Termine ausblenden ▲ |