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Die meisten der Darstellerinnen und Darsteller dieser Produktion werden das Gefühl nicht kennen, wenn sich die ganze Familie am Samstagabend fast andächtig mit Schnittchen und Knabbergebäck vor dem Fernsehgerät versammelte, um sich eine der beliebten Spielshows oder Musiksendungen anzusehen – ein Relikt aus einer anderen Zeit. Die große Samstagabendshow – wer die moderierte, der hatte es geschafft im deutschen Fernsehen! Ein Traum von Hape Kerkelings Alter Ego Peter Schlönzke, der aber feststellen muss, dass es beim Fernsehen nicht so glamourös zugeht, wie man sich das vorstellt. Im First Stage Theater begeistert „Kein Pardon – Das Musical“ nun mit viel Retro-Charme und einem beeindruckenden Ensemble.
Hape Kerkeling verarbeitete seine TV-Erfahrungen in dem gleichnamigen Spielfilm. Der war 1993 zwar nur ein mittelmäßiger Erfolg an den Kinokassen, erlangte aber durch die TV-Ausstrahlungen nahezu Kultstatus. Das ist auch im Publikum zu spüren, wo man vor Beginn aus allen Ecken Zitate wie „Bitte werfen Sie eine Münze ein!“ und „Jetzt sing doch, Bettina!“ hört.
Aus der Filmhandlung wurde teils etwas mühsam ein Musical gestrickt, das neben unmotiviert eingebauten Songs wie „Käffchen“ oder „Dat wär doch gelacht“ gut funktionierende Nummern wie „Ab jetzt ein Star“ oder „Lass Heinz ran“ zu bieten hat. In den besten Momenten gibt diese Fassung den Figuren etwas mehr Hintergrund und das letzte Drittel wird mit weniger Leerlauf als in der Vorlage zum Ende geführt. Abwechslungsreich sind die Lieder auf jeden Fall und dass das hanseatische Publikum zu einer Kölschen Karnvevalsversion von „Witzischkeit kennt keine Grenzen“ anfängt zu schunkeln, dürfen sich die Macher als grandiosen Erfolg auf die Fahnen schreiben. Die vierköpfige Band begleitet je nach Bedarf mal rasant und rockig, mal zackig im Marschrhythmus und mal gefühlvoll. Leider kränkelt die Akustik – die Musiker decken den Gesang oft zu und viele Textstellen kann man in der besuchten Vorstellung höchstens erraten.
Der Retro-Charme der Geschichte findet in der Ausstattung seine optische Entsprechung. Das Wohnzimmer der Schlönzkes ist feinster leicht abgewohnter, aus den 1960er Jahren übriggebliebener, gemusterter Chic, inklusive grauem Wählscheibentelefon. Vor Beginn des Stücks werden auf die Bühnenumrandung Fernsehmonitore projiziert, die Szenen aus dem TV-Programm der 80er und frühen 90er Jahre zeigen – das letzte Zucken des Zeitalters der Fernsehansagerinnen und des Testbilds.
Zu einer Fernsehshow der damaligen Zeit gehört natürlich auch das gute alte Fernsehballett. Sven Niemeyers Choreografien wirken einerseits wie eine Verneigung vor dieser zwischen mit Federboas gekrönter, spießiger Frivolität und akkurater Synchronität eingezwängten Tanzkompanie und zugleich wie deren Parodie. Auch die übertrieben sexy tanzenden Boys, die die famose Uschi Blum bei ihrem Auftritt umgarnen, sind ein großer Spaß. Dunklere Töne werden dagegen angeschlagen, wenn Peter in einer alptraumhaften Sequenz von seinen Fernsehkollegen bedrängt wird.
Die ständigen Szenenwechsel sind eine Herausforderung für das Theater. Felix Wienbürger lässt Bühnenteile herein- bzw. heraus- und Wände herab- und hinauffahren. Der reibungslose Ablauf hält die Geschichte im Fluss. So können sich keine Längen einstellen. Regisseurin Franziska Kuropka hält das Tempo hoch, kitzelt nicht nur genau getimte Komödiendialoge aus ihrem Ensemble, sondern auch kleine, ruhige Momente.
Diese Momente werten die Musicalversion gegenüber der Filmvorlage auf und wirken stärker als die Gags, von denen man die meisten eh schon aus dem Film kennt. Aber man freut sich auf sie wie auf ein Treffen mit alten Bekannten. Munja Meier hat als Peters Mutter mit „Mein Sohn ist beim Fernsehen“ einen solchen emotionalen Moment, wunderbar gesungen und ergreifend. Auch Peter bekommt mehr Kontur durch seine Soli. Philip Rakoczy ist in dieser Rolle mit heller, klarer Stimme, komödiantischem Timing und ausdrucksstarkem Schauspiel sensationell. Sein jungenhafter Charme unterstreicht Peters Naivität zu Beginn; umso krasser ist der Bruch zum kalten, arroganten Star.
Schon im Original-Film ist die Tontechnikerin Ulla eine schwer zu fassende Figur. Sie ist für Peters Entwicklung wichtig, aber ein rein funktionaler Charakter. Ilka Kottkamp wertet sie mit Spielfreude und ihrem Gesang in dieser Produktion ziemlich auf.
Aus der Fülle der kleinen, prägnant gespielten Rollen stechen Pascal Giebel und Viola Bremer als Peters Großeltern mit Ruhrpott-Dialekt hervor.
In der Doppelrolle als TV-Urgestein Heinz Wäscher und Schlager-Diva Uschi Blum glänzt Nik Breidenbach. Ein Vollblutkomödiant, der auch spielerisch mit dem Publikum umgehen kann. Trotz dieser dominanten Charaktere fügt Breidenbach sich harmonisch in das sonst nur aus der Schülerschaft der Stage School bestehende Ensemble ein. Denn es geht hier vor allem um sie.
Die Absolventinnen und Absolventen 2025 empfehlen sich mit dieser überzeugenden Produktion für größere Aufgaben abseits des kleinen Altonaer Theaters. Man darf auf das Wiedersehen mit ihnen gespannt sein.
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| KREATIVTEAM | |||||||||
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| Regie | Franziska Kuropka |
| Choreografie | Sven Niemeyer |
| Musikalische Leitung | Nicolas Mischke |
| Buch und Liedtexte | Thomas Hermanns |
| Musik | Achim Hagemann Thomas Zaufke |
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| CAST (AKTUELL) | |||||||||
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| GALERIE | |||||||||
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