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Nach der konzertanten Fassung des Manga-Musicals „Your Lie in April“ im Frühjahr, die alle Definitionen des Begriffs ‚konzertant‘ sprengte, kündigte Komponist Frank Wildhorn kurz darauf eine 12-wöchige voll-szenische Spielzeit seines Musicals im deutlich kleineren Harold Pinter Theatre an – im Gegensatz zum riesigen Theatre Royal Drury Lane. Der intime Rahmen dieses Theaters ist ideal für die Geschichte des Musicals, die sich ganz auf ihre zwei Hauptfiguren konzentriert.
Die ursprünglich 22 Folgen der Manga-Serie wurden für die Musicalfassung deutlich gestrafft. Die Autoren Riko Sakaguchi (Originalbuch) und Rinne B. Groff (englisches Buch) stellen die Geschichte des jungen Pianisten Kōsei Arima in den Mittelpunkt. Er glaubt, sein Talent verloren zu haben, bis er auf die Violinistin Kaori Miyazono trifft. Sie überzeugt ihn, sich wieder dem Instrument zu widmen, das er mit so vielen schlimmen Kindheitserinnerungen verbindet, und gemeinsam mit ihr an Musikwettbewerben teilzunehmen. Die beiden kommen sich immer näher, doch Kaori trägt eine Lüge mit sich, von der Kōsei nichts weiß.
Nick Winston, der bereits bei der konzertanten Fassung neben der Regie auch die Choreographien erarbeitete, konnte viele seiner Ideen wie beispielsweise das imaginäre Geigenspiel Kaoris nur mit einem Bogen in der Hand oder die wilde Fahrt auf den Fahrrädern in die Inszenierung im Harold Pinter Theatre übertragen. Das Bühnenbild von Justin Williams wird wieder von einem riesigen Flügel in der Mitte der Bühne dominiert. Auf der linken und rechten Bühnenseite befinden sich erneut Aufbauten, die verschiedene Spielorte andeuten. Während diese im Theatre Royal Drury Lane eher angedeutet waren, sind sie hier deutlicher erkennbar, beispielsweise auf der rechten Seite als eine Brücke. Das Farb- und Lichtkonzept der Show, überwiegend in Pastelltönen gehalten, sowie die stimmungsvollen Animationen im Bühnenhintergrund, die die verschiedenen Spielorte beschreiben, und die Kostüme zitieren den Stil des Mangas, auf dem das Musical basiert, sehr stimmungsvoll. Aufgrund der kleineren Bühnenverhältnisse sitzt das Orchester – das in der konzertanten Fassung inmitten der Handlung Platz hatte und damit der zentralen Botschaft der Show, dass mit Musik alles möglich ist, ein sehr schönes Bild gab – nun über dem Bühnengeschehen und ist nur in einigen Szenen zu sehen. Die deutlich kleinere Bühne des Harold Pinter Theatres ist allerdings Fluch und Segen zugleich: Zwar muss das Publikum auf den direkten Blick auf das Orchester verzichten; Szenen wie die Versöhnung Kōseis mit seiner Mutter gelingen jetzt allerdings deutlich intensiver: Wenn Kōsei versteht, warum sie ihm gegenüber so hart und unerbittlich ist und dabei unvermittelt in Tränen ausbricht, ist dies ein wunderbarer Theatermoment. Zu verdanken ist dieser auch Lucy Park, die die Rolle der Mutter mit einer fast unheimlichen Mischung aus Dominanz und Gebrechlichkeit spielt.
Ein großer Teil der zum ersten Mal auf einer Londoner Musicalbühne komplett asiatischen und südostasiatischen Besetzung wurde ebenfalls aus der konzertanten Fassung übernommen. Zheng Xi Yong als nerdiger, sich immer an seiner Umhängetasche festhaltender Kōsei, Rachel Clare Chan als seine direkte und taffe Freundin Tsubaki und Dean John-Wilson als sportbegeisterter und schlagfertiger Ryota verleihen ihren Rollen jetzt viel mehr Charakter und Individualität. Besonders beeindruckend sind die Szenen, in denen Zheng Xi Yong nicht nur als Sänger, sondern auch als begnadeter Pianist glänzt. Rachel Clare Chan hat mit ihrem „Where’s My Superhero“ einen der schönsten Songs der Show abgestaubt und singt diesen sehr gefühlvoll. Als geheimnisvolle Kaori gibt Mia Kobayashi hier ihr professionelles Debüt. Bereits ihr erster Song „Perfect“ geht dermaßen unter die Haut, dass sie hierfür langanhaltenden Szenenapplaus erhält.
Anders als in den meisten Stücken Wildhorns werden bei „Your Lie in April“ die Songs immer wieder durch Spielszenen oder durch Einschübe klassischer Musik unterbrochen. Das Zusammenspiel der neunköpfigen Band unter der Leitung von Chris Poon und den Solomusikern auf der Bühne (Zheng Xi Yong spielt seine Klaviersoli immer selbst, Mia Kobayashi deutet ihr Violinenspiel nur mit einem Bogen in der Hand und einer imaginären Geige an, während ihre Stücke auf der Bühne von einer Violinistin gespielt werden) klappt ganz hervorragend. Die Soundabmischung ist zu jedem Zeitpunkt auf einem hohen Niveau, sodass auch in den musikalisch lauteren Momenten die Stimmen immer noch gut herauszuhören sind.
Bedauerlicherweise konnte „Your Lie in April“ die Erwartungen der Produzenten nicht erfüllen, sodass die ursprünglich für 12 Wochen angesetzte Spielzeit im Harold Pinter Theatre bereits einige Wochen vorher beendet wird. Zumindest einen kleinen Trost für alle, die nicht mehr die Gelegenheit haben, die Show zu sehen, kündigt Frank Wildhorn in einem Kommentar auf ein Posting der Darsteller auf der Instagram-Seite des Musicals an: Die hervorragenden Leistungen der Londoner Besetzung sollen in einem Cast-Album konserviert werden.
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KREATIVTEAM |
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Musik | Frank Wildhorn |
Originalbuch | Riko Sakaguchi |
englisches Buch | Rinne B Groff |
Texte | Carly Robyn Green Tracy Miller |
Inszenierung | Nick Winston Jordan Murphy |
Choreographie | Nick Winston |
Musical Supervisor | Katy Richardson |
Musikal. Leitung | Chris Poon |
Bühne | Justin Williams |
Kostüme | Kimie Nakano |
Sound Design | Rob Bettle Adam Fisher |
Light Design | Rory Beaton |
Video Design | Dan Light |
Arrangements / Orchestrierung | Jason Howland |
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CAST (AKTUELL) |
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Kosei Arima | Zheng Xi Yong (JoJo Meredith Ernest Stroud) |
Tsubaki Sawabe | Rachel Clare Chan |
Ryota Watari | Dean John-Wilson (Ernest Stroud) |
Kaori Miyazono | Mia Kobayashi |
Takeshi | Ernest Stroud |
Derick | JoJo Meredith |
Kaoris Dad / Judge #1 | Eu Jin Hwang |
Koseis Mom | Lucy Park |
Kaoris Mom / Judge #2 | Gracie Lai |
Mi-ike / Ensemble | Chris Fung |
Emi / Ensemble | Ericka Posadas |
Ensemble | Imogen Law Hing Choy |
Swings | Daniel Nardone Ria Tanaka |
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GALERIE |
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