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Die imposante Kulisse der alten Burgruine zaubert gemeinsam mit einem großartigen Ensemble und Orchester das Publikum mitten in die Abenteuergeschichte D´Artagnans und seiner befreundeten Musketiere ins Paris des 17. Jahrhunderts. Die moderne Inszenierung Andreas Gergens lebt von durchchoreographierten Szenen in Zusammenspiel mit eindrucksvollen Bühnenbildern und Kostümen, vor allem aber durch die Klarheit der Charaktere. Dadurch gewinnt diese gegenüber älteren Produktionen des Stückes reichlich an Tiefe. Vor großen Gefühlen schreckt Gergen nicht zurück! Humor und Action kommen ebenfalls zum vollen Zuge, sodass bei aller dargestellten Düsternis und Gewalt die Dynamik der Geschichte nicht zuletzt von der großartigen wie breiten Besetzung belebt wird.
Der Traum, seinem Vater ebenbürtig zu werden, treibt D´Artagnan an, ebenso ein Musketier zu werden. Die gestandenen Gardemänner Athos, Aramis und Porthos haben es ihm angetan, doch erst emotionale Tiefschläge und sein dadurch gewonnener Zuwachs an Stärke, Mut und Tapferkeit verschaffen D´Artagnan den Aufstieg zum Gardemann des Königs.
Andreas Gergen stellt sich der Herausforderung hinter die Fassaden der brutalsten Charaktere der Geschichte zu blicken. Die Figuren scheinen dem Zuschauer besonders nah und transparent zu sein, besonders in ihren Nöten und ihrer unbändigen Wut. Gergen stellt die Komplexität der Nebenerzählstränge, die Verwobenheit der Biographien der Charaktere, anschaulich heraus. Dies nutzt er, um die eigentliche Botschaft zu vermitteln: Jeder Mensch ist Erbe der eigenen Vergangenheit, entscheidet aber selbst, ob er sich dieser bis zur Selbstgeißelung Untertan macht, oder den vielleicht edleren, jedoch keineswegs einfacheren, Weg wählt und sich den darin begründeten Emotionen tapfer stellt wie in der Szene der Überfahrt D´ Artagnans so brillant umgesetzt. In diesem Bild stimmt einfach alles! Hier kommt in einer Szene die fulminante Wirkung Gergens zündender Ideen zum Ausdruck. In seiner gespielten Verzweiflung wirkt Raphael Groß als D´Artagnan alles andere als kühn und stark im Sinne eines in-sich-ruhenden Geistes, – ganz im Gegenteil: Der große, im Außen dargestellte Aufruhr, das Drama, das es zu bestehen gilt, macht den Helden der Geschichte erst zum Helden, da er nicht festhält an dem, was ihm Übles widerfährt, sondern es durchlebt und weiterzieht. Der gesamten Atmosphäre der Szene spielen Bühnenaufbau, Choreographie, Lichtdesign und die dramatisch aufgespielte Orchestermusik zu. „Einer für alle und alle für einen“. – Das Motto der Musketiere greift also auf der Bühne wie hinter den Kulissen.
Fabienne Ank verwandelt das Ensemble mit ihren Kostümen in arme Bettler und Gaukler, Gardemänner sowie Frauen und Männer der Gosse, des Klerus´ und des Adels als seien diese einem Geschichtsbuch entsprungen. Perücke, Maske und jede noch so kleine Requisite lässt jeden einzelnen Charakter in eigenem Licht erstrahlen.Mit seinem aufwendigen Bühnenbild nutzt Jens Janke alle Gegebenheiten der Burgruine und baut diese authentisch ins Spiel ein: vom Nebenschauplatz auf der Drehbühne am linken Bühnenrand über die durch bewegliche Treppen und feststehende Aufgänge verbundenen Ebenen der Hauptbühne bis hin zum alten Burgtor und -gemäuer. Die Gestaltung der Hauptbühne wird durch bedruckte, drehbare Leinwände bestimmt, die einen Ortswechsel wie im Handumdrehen rasch vornehmen lassen.
Durch die dynamischen Choreographien von Francesc Abós stellt das Ensemble das Treiben verschiedener Schauplätze und den Aufruhr diverser Stimmungsfelder gekonnt nach: Abós arbeitet beispielsweise mit Tanzdoubles („Engel aus Kristall“), die die Geschichte körperlich nacherzählen. Durch modern arrangierte musikalische Passagen werden gerade von der Garde einige Hip-Hop-Einlagen dargeboten. Die Musketiere wirken damit nicht nur erhaben, sondern im moderneren Sinne eindeutig cooler als ihre Gegenspieler, die Schergen Richelieus.
Einen besonderen Clou der Choreographien bieten die Fechtkämpfe. Fightchoreograph Fabian Broermann lässt in Szenen von Gruppenkämpfen einzelne Fechtpaare einfrieren und auftauen, damit alle Kämpfe einzeln, wie auch in der Masse verfolgt werden können. Ein beeindruckendes Schauspiel!
Stets werden die Darsteller von Sebastian Benker ins rechte Licht gerückt. Für kleine Schockmomente sorgt die Pyrotechnik und das eine oder andere Leuchtfeuer auf der Bühne. So wird eine brutale und gewaltvolle Atmosphäre in Szenen Richelieus und Milady de Winters transportiert; beides Figuren, die von ihrem eigenen Schmerz und ihrer Selbstverurteilung getrieben sind.
Der ehrenamtliche Chor begleitet auch in dieser Inszenierung das Ensemble und macht die Bühnenshow noch imposanter und lebendiger. Das 22-köpfige Orchester spielt zudem unter der Leitung von Klaus Wilhelm besonders stark auf, auch wenn die Tonabmischung in den ersten beiden Szenen noch etwas wackelig ist.
Raphael Groß spielt die enorme Entwicklung D´Artagnans mit großer Lebendig- und Wandlungsfähigkeit. Stimmlich gefühl- und kraftvoll, tänzerisch und kämpferisch mit dem Degen wie in seinem gesamten Spiel sehr dynamisch wirbelt er über die Bühne und feilscht um die Gunst so vieler – allen voran der zarten Constance, gespielt von Celena Pieper. Diese besticht durch ihren jugendlichen Charme und ihre glockenklare Stimme in Sprechsprache und Gesang.
Bettina Mönch als Milady de Winter ist gesanglich und im Spiel die wahre Königin des Stücks, erntet sie doch gleich nach ihrem ersten Solo die ersten verdienten Standing Ovations des Abends („Milady ist zurück“). Unglaublich hart in ihrer Darstellung und Interpretation rammt sie sich in ihrer Sterbeszene, anders als in der Vorlage, selbst den Dolch in den Leib.
Filippo Strocchi als Athos, Benjamin Eberling als Porthos und Fin Holzwart als Aramis zeigen in ihrer starken männlichen Präsenz glaubhaft auf, wofür das Bild des Musketiers steht: Sie verkörpern allesamt die Tapferkeit und selbstgefällige Überlegenheit, die sich D´ Artagnan erst aneignen will. Eberling punktet als Porthos durch seine Wortgewandtheit und seinen ihm zugesprochenen Witz, Strocchi durch seine authentische innere Zerrissenheit und Holzwart mimt vor allem den guten Freund.
Alexander di Capri zeigt sich kalt und herzlos als Kardinal Richelieu.In seinem Auftreten beeindruckt er durch Sangeskraft und kalte Präsenz sowie schneidende Brutalität. Erschreckend authentisch vermittelt di Capri in der Szene seiner Selbstgeißelung („Nicht aus Stein“), dass Kälte und Gewaltbereitschaft erst durch die eigene Selbstverachtung möglich werden.
Navina Heyne als Königin Anna und Martin Pasching als König Ludwig XIII wirken wie gefangen in ihren Rollen, da ihren Figuren nur wenig Profil zugesprochen wird. Gesanglich nimmt Heyne es jedoch ohne große Mühe mit Bettina Milady Mönch auf. Gemeinsam mit Celena Pieper bietet das Damen-Trio bei „Wer kann schon ohne Liebe sein“ den musikalischen Höhepunkt des Abends dar.
Das Ensemble ist in jeder zu besetzenden Rolle stark aufgestellt, wirkt aber auch unheimlich gut aufeinander eingespielt. – Eben wie die Musketiere selbst.
Ein Bühnenspektakel mehr, das sich Tecklenburg zum 100-jährigen Jubiläum der Freilichtspiele gönnt, – wenn nicht sogar DAS dramatische Bühnenspektakel dieser Open-Air-Musical-Saison!
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KREATIVTEAM |
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Buch | André Breedland |
Musik und Texte | Rob Bolland Ferdi Bolland |
Regie | Andreas Gergen |
Musikalische Leitung | Klaus Wilhelm |
Choreographie | Francesc Abós |
Kampfchoreograph | Fabian Broermann |
Kostümbild | Fabienne Ank |
Bühnenbild | Jens Janke |
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CAST (AKTUELL) |
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D'Artagnan | Raphael Groß |
Milady de Winter | Bettina Mönch |
Kardinal Richelieu | Alexander di Capri |
Constance | Celena Pieper |
Athos | Filippo Strocchi |
Porthos | Benjamin Eberling |
Aramis | Fin Holzwart |
Königin Anna | Navina Heyne |
König Ludwig XIII | Martin Pasching |
Rochefort | Christian Schöne |
Conferencier | Nicolai Schwab |
Herzog von Buckingham | Florian Albers |
Ensemble | Lara Schitto Giulia Fabris Janina Niehus Romina Markmann Esther Larissa Lach Laura Araiza Lisa Kolada Jenny Kohl Nadine Baas Bernadette Fröhlich Christian Rosprim Tim Grimme Jan Altenbockum Oriol Tula Nicolai Schwab Denys Magda Andrew Chadwick Mathias Meffert Matthias Knaab Alexander Wilbert Niklas Roling |
mit | Chor Orchester der FreilichtSpiele Tecklenburg |
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