NEUE REZENSION
Musical Unplugged - The Christmas Edition (seit 12/2024)
Theater, Itzehoe

Internationale Musicalstars stimmen ihr Publikum mit Weihnachtsliedern sowie beliebten Pop- und Musical-Songs in teils überraschenden Arrangements auf die festliche Zeit zum Jahresende ein. Serkan Kaya stellt dabei auch als Moderator des Abends seine Entertainer-Qualitäten unter Beweis. Gesanglich lassen Patricia Meeden und Mercedesz Csampai Oedo Kuipers und Kaya jedoch alt aussehen. Die Herren erkennen dies offenbar neidlos an; ein Umstand, der zwar zum Charme des Abends beiträgt, aber etwas unharmonisch wirkt. Dies scheint zu dem Versuch eine vorweihnachtliche Atmosphäre zu transportieren nicht recht zu passen.

Die Bühne des Konzerthauses Solingen ist schlicht gestaltet: Schwarze in rotes und grünes Licht getauchte Vorhänge rahmen das Geschehen ein. In der Bühnenmitte befindet sich eine Showtreppe, an deren oberem Ende eine Sitzgruppe arrangiert ist, auf der die Künstler:innen Platz nehmen, wenn sie nicht gerade selbst performen. Die vierköpfige Band ist rechts und links seitlich der Treppe positioniert.

Überraschend eröffnet Serkan Kaya den Abend aus dem Zuschauerraum heraus mit seiner Version von „Let It Snow“. Anschließend stellt er seine Mitstreiter:innen des Abends vor. Gemeinsam präsentieren sie ein Potpourri überwiegend englischsprachiger Weihnachtslieder, bevor sie sich über zwei Duette aus dem Pop-Bereich („Alphabet City“ und „When You Believe“) schließlich ihrem eigentlichen Genre, dem Musical, zuwenden.

Das Ensemble spielt mit Genres und Geschlechterrollen, was zunächst wie eine unterhaltsame Abwechslung wirkt. Oedo Kuipers verhaspelt sich jedoch allein zweimal bei seiner Swing-Version der „Elisabeth“-Hymne „Ich gehör’ nur mir“, was nicht sein einziger Patzer bleibt. Humorvoll überspielt er diese Fauxpas und übergibt an Patricia Meeden, die ihn mit ihrer Interpretation von „Der letzte Tanz“ regelrecht an die Wand singt. Es folgt Mercedesz Csampai mit „Gethsemane“: Sie legt all ihre Emotionen in die Darbietung, berührt sichtlich das Publikum und erntet dafür verdiente Standing Ovations.

Im weiteren Verlauf gibt Serkan Kaya rollenerfahren mit Judas’ „Heaven on Their Minds“ aus „Jesus Christ Superstar“ einen weiteren Musical-Hit aus der Feder Andrew Lloyd Webbers zum Besten. Das Halbfinale der Show bestreiten die Solist:innen gemeinsam mit „A Little Drummer Boy“, wobei die Band einen jungen Trommler als Verstärkung auf die Bühne holt. Der Clou dieser Version ist ein eingebautes Trommelsolo aus „Tarzan“, das vom Ensemble mit markanten „Eeaaayo“-Rufen begleitet wird.

Nach der Pause treten die Solist:innen mit „Leise rieselt der Schnee“ erneut gemeinsam aus dem Zuschauerraum auf und zeigen sich auch im Anschluss sehr nahbar, indem sie von persönlichen Weihnachtstraditionen berichten.

Es folgen gleich zwei Stücke aus „The Greatest Showman“: Meeden erzählt von „A Million Dreams“, bevor Kuipers und Csampai mit „This Is Me“ ein gemeinsames Bekenntnis ablegen. Die West-End-erfahrene Csampai berührt zudem mit „My Days“ aus „The Notebook“, ehe Meeden mit einer spanischen Version von „Einsames Gewand“ aus „Die Päpstin“ überzeugt. Wie bereits zuvor lassen die männlichen Solisten auch im abschließenden Block die Damen glänzen. Dieser widmet sich thematisch ganz Weihnachten und spannt den Bogen mit „Driving Home for Christmas“, „Feliz Navidad“, „Fairytale of New York“ sowie der Zugabe „Stille Nacht“, die die Musicalstars in ihrer jeweiligen Muttersprache präsentieren.

Insgesamt ist „Musical unplugged“ ein wohlig anmutender Konzertabend, bei dem sich jedoch das angekündigte Genre etwas in der Setlist verliert. Die Entertainment-Qualitäten der Einzelnen werden deutlich herausgestellt – wenn man von der mutmaßlich zu laxen Vorbereitung einzelner Beiträge absieht.