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Starry Messenger (Sternenbote) (2004)
Theater - Bühnen und Orchester der Stadt, Bielefeld

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Die Uraufführung über das Leben des Galileo Galilei krankt an einem unausgegorenen Buch und einer unausgewogenen Regie. Dazu fehlt dem Werk die nötige musikalische Qualität um die drei Stunden gebührend auszufüllen. Trotzdem scheint es dem Publikum gefallen zu haben. Standing Ovations und Bravo- Rufe waren der Lohn für die Kreativen am Premierenabend.

Man muss dem Theater Bielefeld einen gewissen Respekt zollen, denn es kommt schließlich nicht häufig vor, dass man auf deutschen Bühnen Uraufführungen erleben darf. Anstatt sich für die hundertste Wiederaufnahme der “West Side Story” oder “Kiss me Kate” zu entscheiden, hat man in Bielefeld ein eigenes Stück unter der Leitung von William Ward Murta auf die Bühne gebracht.

“Starry Messenger” zeigt die wichtigsten Lebensstationen Galileos, beginnend mit dem Studium und die Entdeckung des Teleskops, über die Probleme mit der Kirche, die seine Forschungen und Publikationen als nicht kirchenkonform ansieht, bis hin zur Widerrufung seiner Lehren in dem Wissen die Wahrheit verkündet zu haben.

Dass Galileo Galilei sicherlich ein spannungsreiches und interessantes Leben führte steht außer Frage. Leider kann man das in Bielefeld nur erahnen. Das Buch kann einfach keine durchgehende Spannung aufbauen. Die Konflikte werden angesprochen, sind aber viel zu selten auf der Bühne zu sehen und dementsprechend wird auch kaum gehandelt. Stattdessen wird viel zu viel Nebensächliches erzählt, was die Handlung nicht voran bringt, jedoch der Langatmigkeit des Abends dient. Der erste Akt allein dauert fast zwei Stunden und eigentlich bleibt am Ende nur die Frage “Warum?”. Alles was man zu sehen bekommt, könnte man auch in kürzerer Zeit erzählen.

Wenn Galileo, gut gespielt und sehr gut gesungen von Alexander Marco-Buhrmester, in seinem Song “Entdeckungen” allein ca. vier Minuten nur über die Entdeckung der Jupitermonde singt, dann fragt man sich schon warum das so ausführlich geschehen muss. Schließlich hat man schon nach der ersten oder zweiten Strophe verstanden, dass diese Entdeckung revolutionär ist. Mit der Haushälterin Signora Mazzolini, gespielt von Monika Mayer, und den Mönchen trägt man den Wunsch nach ein wenig Humor Rechnung. Diese lösen ihre Aufgabe recht gut, jedoch wäre ein Schuss mehr Witz in dem gesamten Buch nicht schlecht gewesen. Das restliche Ensemble singt durchgehend gut, allerdings scheint sich bei einigen Darstellern das Schauspiel auf wenige Gesten zu beschränken.

Die Regie von Pit Holzwarth hätte der Langatmigkeit des Stückes entgegenarbeiten müssen. Sein Interesse galt scheinbar nur der Positionierung der Darsteller, welche dann mehr oder weniger unbeweglich und auf ihre Örtlichkeit beschränkt ins Publikum sprechen. Die ganze Inszenierung wirkt sehr statisch, selbst bei Dialogen schauen sich die Darsteller nicht bzw. selten an. Somit bleibt das ganze Stück gefühlskalt und emotionslos.

Aus dem Orchestergraben scheppert es laut und bombastisch. Leider sucht man bei der stark an Filmmusik angelehnten Partitur von William Ward Murta vergeblich nach einem Ohrwurm. Seine Kompositionen scheinen sich die ganzen 3 Stunden lang zu wiederholen. Alles hört sich gleich und austauschbar an. Ensemblenummern und Duette sind Mangelware, stattdessen hört man eine Aneinanderreihung von Solos, die immer wieder von gesprochenen Passagen unterbrochen werden. Das kuriose ist, dass in den Songs selten irgendeine Botschaft oder ein Inhalt transportiert wird, der die Handlung vorantreibt. Alles Wichtige wird in den gesprochenen Passagen während des Songs gesagt.

Es wird nicht viel getanzt, doch wenn es mal ansatzweise eine Choreografie von Philip Lansdale zu entdecken gibt, dann ist diese unfreiwillig komisch. So kann man am Ende des ersten Aktes Nonnen entdecken, deren Bewegungen doch stark an Tai Ji erinnern. Und plötzlich zu Beginn des zweiten Aktes wird dann auch noch richtig gesteppt, was zu diesem Zeitpunkt aber überhaupt nicht mehr in das Stück passt und den Gedanken aufkommen lässt, dass die Kreativen der Meinung waren, ein richtiges Musical kann nicht ohne Tanzeinlage auskommen.

Matthias Karch schuf ein stilisiertes und zweckorientiertes Einheitsbühnenbild aus Metallstangen und Metallgerüsten, das ständig in Bewegung ist und welches in Kombination mit Projektionen die Örtlichkeiten andeutet. Auch die Kostüme von Karch stellen eher stilisierte Versionen der damaligen Mode dar.

Zusammenfassend kann man sagen, dass dieses Stück einfach zu lang und unausgegoren ist, um einen gelungenen Abend zu garantieren. Einige Schnitte und klarere Konturen der Figurenkonstellationen und der Handlungsabläufe würden sicherlich nicht schaden.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
MusikWilliam Ward Murta
LibrettoWilliam Ward Murta
Pit Holzwarth
Musikalische LeitungWilliam Ward Murta
RegiePit Holzwarth
Bühne und KostümeMatthias Karch
ChoreografiePhilip Lansdale
 
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CAST (AKTUELL)
Galileo GalileiAlexander Marco-Buhrmester
VirginiaCornelie Isenbürger
Virginia als KindEleni Kochodze
Malice Musljiji
SagredoAlexander Franzen
Maffeo BarberiniSascha von Zambelly
Francesco BarberiniCarlos H. Rivas
Signora MazzoliniMonika Mayer
Abt LoriniHelmut Kegler
Christina di Medici von LothringenKaja Plessing
CacciniMichael Bachtadze
TucciGeorge Zivziwadse
PiggioneVincenzo Cassone
ColombaYoung-Sung Im
MörderEric Thomé
Angelo Murdocco
Jean-Christoph Egeling
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 28.02.2004 19:30Theater - Bühnen und Orchester der Stadt, BielefeldPremiere
Mi, 03.03.2004 20:00Theater - Bühnen und Orchester der Stadt, Bielefeld
Do, 11.03.2004 20:00Theater - Bühnen und Orchester der Stadt, Bielefeld
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