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 Revue
Willkommen im Paradies Ossis und Wessis auf Mallorca Erst die Wende, dann die D-Mark, und jetzt Mallorca - Ulf Dietrichs kurzweilige Revue über Ossis und Wessis auf Mallorca strotzt nur so vor Klischees und bekannter Lieder. Rausgekommen ist eine sehenswerte kleine Produktion, die gute Laune verspricht.
(Text: Dominik Lapp) Premiere: | | 18.09.2009 | Letzte bekannte Aufführung: | | 11.01.2010 |
Klischees, Klischees, Klischees. Die deutsch-deutsche Unterhaltungsrevue von Ulf Dietrich bedient sich etlicher Klischees. Bei der Musik hat sich der Autor für altbekannte Songs - vor allem aus den 1990er Jahren - entschieden. Klingt wenig innovativ? Richtig. Doch dem Publikum gefällt es. Wer mal vom Alltag abschalten möchte und kurzweilige Unterhaltung sucht, der wird durchaus seine Freude an "Willkommen im Paradies" haben. Schließlich ist es wirklich lustig anzusehen, wie die Ossi-Familie Tanner aus Dresden und die Wessi-Familie Schaeffler aus Bielefeld auf der Deutschen liebster Insel, Mallorca, aufeinandertreffen und einen völlig chaotischen Urlaub verbringen.
Die Inszenierung, die in der Komödie im Marquardt in Stuttgart zu sehen ist und anschließend durch Deutschland tourt, war bereits vor drei Jahren am Grenzlandtheater in Aachen zu sehen. In Stuttgart stehen sogar dieselben Darsteller auf der Bühne. Auch Bühnenbild und Kostüme sind fast eins zu eins aus Aachen übernommen worden. "Never Change a Running System", mag sich Ulf Dietrich wohl gedacht haben.
Während die Kostüme von Monika Seidl wunderbar nach WM-Sommer 1990 aussehen, ist das Bühnenbild von Charles Copenhaver eher spartanisch ausgefallen, für die kleine Bühne jedoch akzeptabel. Einzig die Tontechnik nervt aufgrund des etwas dumpfen Sounds. Die musikalische Leitung hat zwar Uli Schreiber inne, aber ob dieser hinter der Bühne tatsächlich eine Band dirigiert, darf doch sehr stark angezweifelt werden. Die Musik klingt jedenfalls eher nach Konserve - dazu der teilweise mangelhaft abgemischte Live-Gesang der Darsteller. Hier sollte dringend nachgebessert werden. Schließlich haben so wunderbare Künstler wie Axel Weidemann ("42nd Street", Stuttgart) und Katja Uhlig ("Die Schöne und das Biest", Oberhausen) viel zu angenehme Stimmen, um unter der mickrigen Tontechnik leiden zu müssen.
Neben den beiden macht auch Michael Hiller als sächselnder Egon Tanner eine gute Figur. Ein begnadeter Schauspieler, der für seine Sonnenbrand-Szene die Lacher des Publikums auf seiner Seite hat. Ihm zur Seite steht Ingeborg Stüber als Ehefrau Margot, die einerseits wie ein straffer Feldmarschall, andererseits als äußerst liebenswürdige Mutti mit Knuddelfaktor agiert. Jutta Habicht gibt souverän die Hotelchefin Christine und überzeugt mit einer schönen Interpretation von "Ein bisschen Frieden", während Katharina Leisinger als rassige Pseudo-Spanierin mit polnischen Wurzeln viel Sexappeal zeigt.
Wenn die Künstler Songs wie "Eine Insel mit zwei Bergen", "Wir steigern das Bruttosozialprodukt" oder "Tanze Samba mit mir" anstimmen, ist das Publikum selig und klatscht vergnügt mit. Somit dürfte Regisseur Ulf Dietrich den Geschmack des Mainstreams getroffen haben. Wer jedoch keine Compilationshows mag, wird mit "Willkommen im Paradies" sicherlich nicht viel anfangen können. Zu günstigen Preisen verspricht die Show aber in jedem Fall einen entspannten Theaterbesuch, der gute Laune bereitet. Es muss ja nicht immer Drama sein.
(Text: Dominik Lapp) 
Besetzung

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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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