Diese Woche feiert "7 ½ Cent – The Pajama Game" bei den Schlossfestspielen Ettlingen Premiere. Da schlage ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe und nutze die Fernsehsessel-Kolumne, um mich auf meinen Besuch dort vorzubereiten.
Nichts an dieser Szene wirkt irgendwie real: Ein Mann hat gerade das Mädchen, in das er sich verliebt hat, zum ersten Mal geküsst und geht debil lächelnd und singend durch einen Straßenzug, dessen Häuserzeile ihre Papp- und Holzkonstruktion nicht verleugnen kann. Hunderte Liter Wasser prasseln auf ihn herab, die die Abflüsse nicht fassen können. Der Mann spritzt beim Tanzen damit herum, springt durch die Gegend wie ein ausgelassenes Kind, tänzelt über Bordsteinkanten, schwingt sich um Straßenlaternen herum und strahlt dabei pures Glück aus.
Songs for a New World (2022 - 2023)
Großes Haus, Kaiserslautern
Christoph Kolumbus und seine Mitreisenden setzen viel Hoffnung auf das Leben in einer "neuen Welt". Eine Frau steigt auf ein Hochhausdach, um die Aufmerksamkeit ihres Mannes zu bekommen. Ein Mann will sich von einer Frau trennen, kapituliert aber immer wieder. Die Ehefrau des Weihnachtsmanns sitzt einsam am Nordpol. Insgesamt 16 solcher Szenen – mal mit historischem Bezug, mal alltägliche Situationen aus der Gegenwart – bilden diesen Songzyklus. Kleine Geschichten, Momentaufnahmen, Grübeleien – mal satirisch überspitzt, mal berührend. Die Protagonisten verbindet, dass sie alle an einem Wendepunkt stehen. Sie müssen Entscheidungen treffen, die sie in eine in ungewisse Zukunft führen können – eine "neue Welt".
Für die Karwoche habe ich mir diesmal "das andere Jesus-Musical" ausgesucht.
John-Michael Tebelaks Urfassung von "Godspell" hatte 1970 als Studentenaufführung Premiere. Broadway-Produzenten wurden auf das Stück aufmerksam. Man übernahm aber für die Off-Broadway-Produktion nur das Buch und den Song "By My Side". Stephen Schwartz bekam den Auftrag, neue Lieder zu komponieren und landete damit seinen ersten großen Erfolg.
In Zeiten hoher Spritpreise, wo sich womöglich nicht wenige überlegen, komplett auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen, habe ich mir "Linie 1" für meinen nächsten Fernsehsessel-Abend ausgesucht.
Saturday Night Fever (2022 - 2023)
Staatstheater, Darmstadt
"Saturday Night Fever" hat viele Schwächen. Machohaftes Verhalten wird gefeiert und das Frauenbild war schon bei der Premiere des Films 1977 fragwürdig. Am Staatstheater Darmstadt mistet man die Vorlage gründlich aus, verändert Passagen, stärkt die Frauenfiguren, gibt auch vielen Kleinstrollen einen emotionalen Hintergrund und zeigt die Hauptfigur Tony Manero als vielschichtigen Charakter. Ein Regie-Ansatz, der meistens funktioniert, aber von einigen Überzeichnungen torpediert wird.
Wenn man "Saturday Night Fever" zum ersten Mal sieht, so ist man womöglich überrascht, dass es kein glitzerndes Disco-Tanzmusical ist, sondern ein raues, machohaftes und wenig optimistisches Sozialdrama. Das Staatstheater Darmstadt will für das Musical einen neuen Ansatz finden. Wir haben Hauptdarsteller Alexander Klaws sowie Mitglieder des Produktionsteams getroffen, um uns mit ihnen über die neue Inszenierung zu unterhalten.
Im Monat von Karneval, Fasching und Fastnacht habe ich mir eine bunte, überdrehte, etwas in Vergessenheit geratene Komödie um Männerfang und Mädchenhandel ausgesucht.
"Modern Millie – Reicher Mann gesucht" ("Thoroughly Modern Millie") spielt 1922 in New York. Millie Dillmount (Julie Andrews) verändert ihren Typ in dem Streifen von 1967 von "langweilige, lockige Landpomeranze" zu "selbstständige, moderne Frau" mit Bubikopf und Charleston-Kleid.
Sie will sich einen Job als Sekretärin suchen, um dann ihren – natürlich reichen – Chef zu heiraten...
Ich habe es mir wieder in meinem Fernsehsessel gemütlich gemacht und diesmal die Verfilmung eines stilprägenden Musicals ausgesucht: "Rent" von 2005.
Einmal pro Monat werde ich mich in meinen Fernsehsessel setzen und mir für euch einen Musicalfilm ansehen. Da werden bekannte Streifen dabei sein, aber auch Unbekanntes oder Vergessenes. Ich beginne diese Rubrik saisonal passend mit "Weiße Weihnachten" ("White Christmas") von 1954.