Dominik Flaschka: Alles andere als politisch korrekt

[Drei Fragen an …] Seit April wird das Puppen-Musical „Avenue Q“ in Mannheim gezeigt. Regisseur Dominik Flaschka berichtet im Interview über seine Erfahrungen mit dem Musical in Deutschland und der Schweiz und spricht über die Arbeit mit den Schauspielern, deren Puppen und das Zusammenspiel der Alter Egos.

Herr Flaschka, bereits im letzten Jahr wurde das Musical „Avenue Q“ im Theater St. Gallen in der Schweiz unter Ihrer Hand in deutscher Sprache uraufgeführt. Am 19. April haben Sie nun Premiere in Mannheim gefeiert. War es schwer, die Texte und die Story der vom amerikanischen Wortwitz lebenden Show „einzuschweizern“? Und mussten diese Texte nun wieder „eingedeutscht“ werden? Sicher versprüht jede Inszenierung eigenen Lokalkolorit…
Eine Übersetzung ist natürlich meistens etwas schwächer als das Original. Und im Fall von Avenue Q kam erschwerend hinzu, dass es sehr kabarettistische und pointierte Texte sind, die hier zum Teil nicht verstanden werden können, da wir den Background in unserem Alltag nicht kennen. Wir haben somit einerseits versucht, möglichst nah an der Idee des Originals zu bleiben und anderseits neue, für uns verständliche Bilder zu finden. Für die deutsche Fassung haben wir aber lediglich die Rolle von Gary Coleman neu adaptiert und auf Daniel Kübelböck umgeschrieben.

Die Charaktere in „Avenue Q“ werden teilweise von Menschen, teilweise durch Puppen dargestellt. Wie funktioniert diese Verschmelzung von realer Person und Puppe? Muss man sich die Aufführung als eine Art „Muppet-Musical“ vorstellen? Gerade die Darstellung ernster Szenen scheint mit Puppen schwierig…
Das Puppenspiel ist für die Darsteller zwar sehr schwer und stellt neben dem Gesang, den Choreografien und der Schauspielerei eine zusätzliche Herausforderung dar. Die Darsteller konnten aber mit Rick Lyon, der die Puppen entwickelt und gebaut hat, einen Workshop machen und das Handwerk erlernen. Dies hat entscheidend geholfen, dass die Verschmelzung sehr gut funktioniert und die Puppen ein starkes Eigenleben bekommen und auch sehr ernste Szenen gespielt werden können, die dann nicht als plattes Puppentheater, sondern als reale Situation funktionieren und die Zuschauer berühren können.

Die Show verzichtet bewusst auf „political correctness“. So sind z. B. Rassismus, Pornografie und Homosexualität Themen, die die Charaktere bewegen. Wenn Trekkie-Monster seinen Song „The Internet is for porn“ singt, wird deutlich, dass man sich über Themen der Gesellschaft amüsiert und das Musical solche aufgreift. Kann man dies einem Vierspartentheater-Publikum zumuten? Wie sind Ihre Erfahrungen in der Schweiz und welche Erwartungen haben Sie für Mannheim?
Ich denke, dass sich dieses Frage nur in der Musicalbranche stellt. Das Schauspiel geht schon seit langer Zeit viel weiter und kennt kaum Berührungsängste mit heiklen Themen. Zudem sind die Zuschauer vom Fernsehen und den vielen Comedyshows, die ebenfalls alles andere als politisch korrekt sind, einiges mehr gewohnt. Und wenn man diese Art von Unterhaltung mag, wird man in der Avenue Q voll auf seine Kosten kommen.

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