Neuveröffentlichung der im Oktober 2004 erschienenen Original Cast CD zu Frank Nimsgerns und Heinz Rudolf Kunzes Musical über Edgar Allan Poe. Mit Darius Merstein-MacLeod, Henrik Wager, Peti van der Velde und Aino Laos.
Bereits der erste Track („Ein Traum in einem Traum“, von Hans Körbel als Erzähler gesprochen) lässt vermuten, dass man es hier nicht mit einer CD zu tun hat, die man sich abends vor dem Schlafen gehen zu Gemüte führen sollte. Die Musik von Frank Nimsgern beschwört eine schaurige Atmosphäre herauf, um Edgar Allen Poes düstere Visionen zu untermalen. Auch wenn die Texte von Heinz Rudolf Kunze gelungen sind, helfen sie dem Hörer nur wenig dabei, der Handlung detailliert zu folgen.Der Grund-Plot ist eine Faust-Adaption, in der der Teufel (hier „Dr. Pilatus“, herrlich dämonisch gesungen von Darius Merstein-MacLeod) dem künstlerischen Genie seines Opfers (Edgar Allen Poe, eindrucksvoll interpretiert von Henrik Wager) auf die Sprünge hilft und im Gegenzug natürlich seine Seele verlangt. Poe wird in der restlichen Handlung durch sieben verschiedene Szenenbilder gejagt, die an einige seiner Geschichten angelegt und mit Personen aus seiner Phantasie bevölkert sind.Frank Nimsgern hat bei der musikalischen Umsetzung ebensoviel Einfallsreichtum bewiesen wie der Namensgeber des Stücks beim Erfinden seiner Horrorgeschichten. Von charttauglichen Disco-Stücken („Gierig“ – mit der leider etwas zu stark computertechnisch verfremdeten Stimme von Peti van der Velde), über recht klassische Musicalballaden („Du sollst mich inspirieren“, „Auf den Flügeln der Nacht“), zu flotten Gospelnummern („Alles auf Rot“) ist alles vertreten.
Auch die Instrumentalstücke verleiten den Hörer nicht – wie bei so manch anderem Musical – zum überspringen, sondern fügen sich harmonisch in das Gesamtkonzept ein. Leider blieb bei der Abmischung der Gesang im Vergleich zur musikalischen Begleitung auf der Strecke. Bei fast allen Liedern gehen die Stimmen der vier starken Sänger in der Musik unter. Kleiner Tipp: Hört man die CD über Kopfhörer, ist dieses Manko weit weniger stark ausgeprägt.
Weitere Anspieltipps sind vor allem die Duette von Henrik Wager und Darius Merstein-McLeod: „Schlag ein“ und „Sieh mich an“.