DVD des Musicals von Martin Gellner, Werner Stranka und Kim Duddy. Mit Lana Gordon, Gino Emnes, Ruben Heerenveen, Walter Reynolds, Kudra Owens, Dennis Le Gree und Steven Seale.
Das Musical von Kim Duddy (Buch, Regie, Choreografie), Martin Gellner und Werner Stranka (Musik und Texte), frei nach George Bizets Oper „Carmen“, erzählt von der Liebe zwischen einem kubanischen Mädchen und einem US-Soldaten, die sich 1994 im Gefangenenlager Guantanamo Bay kennen lernen. Wer es nicht in die Aufführung geschafft hat, kann sich einen aus verschiedenen Perspektiven gefilmten Live-Mitschnitt der kompletten Show auf DVD (Laufzeit: 135 Minuten) ansehen. Das Positive vorweg: Die moderne „Carmen“-Variante kann mit tollen Latin-Pop-Songs und mitreißenden Tanzszenen aufwarten. Mit Lana Gordon (Carmen) und Gino Emnes (Joe) wurden zwei Hauptdarsteller gefunden, die engagiert spielen und sich stimmlich auf Broadway-Niveau bewegen.
Allerdings hat das Stück jedoch zu viele dramaturgische Schwächen als dass man die dramatische Handlung wirklich ernst nehmen könnte – da helfen auch die an den entsprechenden Stellen eingeblendeten realen Szenen von im Wasser treibenden kubanischen Flüchtlingen nichts. Der starke Akzent fast aller Hauptdarsteller in den deutschsprachigen Dialogen (gesungen wird auf Englisch) beeinträchtigt nicht nur die Textverständlichkeit, sondern auch die Glaubwürdigkeit der Figuren. Produktionstechnische Schwächen tragen dazu bei, dass man immer wieder aus der Geschichte herausgerissen wird und schon lange bevor Carmen im Stück zum Popstar wird, den Eindruck bekommt, einem Popkonzert zuzusehen. Dazu gehören die grelle Beleuchtung, die die Darsteller in den (zu extremen) Nahaufnahmen in ein unvorteilhaftes Licht taucht und die in der Totalen oft sichtbare Kamera, die vor der Bühne hin und her rollt.
(Rezension zuerst veröffentlicht in „Blickpunkt Musical“)