Das kurzweilige, gut produzierte Musicalalbum überzeugt mit einem leidenschaftlichen Ensemble.
Ja, es macht Spaß, sich diese Liveaufnahme aus dem Operettenhaus in Hamburg anzuhören, auch wenn man das Gefühl hat, dass die Produzenten bewusst betonen wollten, dass das Musical ein lustiges Gute-Laune-Spektakel ist. So hat man sich entschieden, auffällig viele Lacher und beschwingtes Mitgeklatsche auf der Aufnahme zu lassen. Während man am Anfang noch damit leben kann, wirkt es mit der Zeit doch etwas enervierend und lenkt vom eigentlichen Musikgenuss ab.Die Besetzung kann sich durchweg hören lassen. Kerstin Marie Mäkelburg und Jerry Marwig präsentieren sich stimmstark und in bester Spiellaune. Bei der Mäkelburg hört man auch in den exaltiert gesprochenen Dialogen den Boulevardcharakter des Stückes heraus. Als schwules Pärchen, das vornehmlich für den Spaß im etwas ernsteren zweiten Akt sorgen soll, haben Veit Schäfermeier und Ronny Rindler die Showstopper auf ihrer Seite. Besonders Schäfermeier macht mit seiner ausdrucksstarken Stimme „Ein ehrenwertes Haus“ und „Griechischer Wein“ zu Highlights der Aufnahme.
Das restliche Ensemble ist voller Energie bei der Sache und hat einiges zu tun, denn fast in jedem Song kommt ein Chor vor. Die Arrangements von Michael Reed klingen sehr nach Musical und großer Revue. Immer wieder sieht man vor seinem geistigen Auge eine lange Chorusline, die, nachdem der Song eher ruhig und intim angefangen hat, kräftig und beschwingt über die Bühne fegt. Viele Nummern klingen nach großem Finale und gewollt auf gute Laune getrimmt. Manchmal ist weniger dann doch mehr, denn die Schlichtheit und Bedeutung und damit auch eine gewisse emotionale Wirkung gehen dadurch verloren.Das gesamte Ensemble passt sich dem Rhythmus des Stücks an und ist leidenschaftlich bei der Sache – und doch: zwei Darsteller stehlen allen die Show. Ingeborg Krabbe und Horst Schultheis als Rentnerpärchen haben nicht die stärksten Stimmen, aber stechen durch Charme und Natürlichkeit hervor. Man merkt ihnen ihre Lebens- und Schauspielerfahrung an, denn sie portraitieren ihre Rollen mit einer wunderbaren, leichtfüßigen Liebenswürdigkeit.
„Ich war noch niemals in New York“ stellt insgesamt ein kurzweiliges, gut produziertes Musicalalbum dar, das Lust auf den Besuch der Show macht. Einzig und allein das lieblose Booklet mit ein paar Bildern, Pressezitaten und der Songliste zeigt einmal mehr, dass für die Stage Entertainment die Kosten ganz weit vorne stehen. Da haben kleinere Musicalproduzenten im deutschsprachigen Bereich schon mit sehr viel mehr Sorgfalt geglänzt.