Das lange Warten auf diesen Konzert-Mitschnitt hat sich gelohnt. Das Label HitSquad hat eine nahezu perfekte Dokumentation des musicalischen Abends mit Frank Wildhorn produziert. Neben Pia Douwes, Thomas Borchert und Linda Eder singt auch der Komponist selbst.
Der Live-Mitschnitt eines Konzertes ist oft ein schwieriges Unterfangen. Der Ton klingt nie ganz so optimal wie im Studio, es können Nebengeräusche auftreten, die Sänger treffen vielleicht nicht jeden Ton oder atmen zu laut, und das Geklatsche und Gerufe des Publikums ist ohnehin nicht jedermanns Sache. All diese Bedenken kann man bei der vorliegenden Einspielung von „Frank Wildhorn & Friends Live from Vienna“ getrost über Bord werfen. Der Sound der Aufnahme ist so perfekt, als wäre im Studio eingesungen worden. Egal, was es zu hören geben soll: Man hört es auch. Die Sänger sind ordentlich abgemischt, man versteht die Chöre und auch das hervorragende Spiel des Orchesters der VBW geht zu keinem Zeitpunkt unter. Natürlich liegt das Endergebnis auch an den drei Solisten, die mit Frank Wildhorn auf der Bühne standen. Thomas Borchert, der bereits in einigen Wildhorn-Stücken auf der Bühne stand, brilliert genauso wie Pia Douwes, die sich in den Bombast-Balladen von Wildhorn so richtig austoben kann. Linda Eder, der so mancher Song auf den Leib geschrieben wurde, wird so manche Fanerwartung sogar noch übertroffen haben. Dadurch, dass man von Eder und Borchert bereits einige Songs des vorliegenden Konzertes durch andere CD-Einspielungen kennt, könnte sich Langweile einstellen – doch: weit gefehlt. Gerade bei Thomas Borchert haben die Live-Aufnahmen ein ganz anderes Kaliber als die Studio-Aufnahmen. Er legt sehr viel Gefühl in seine Lieder, variiert in der Stimme und das altbekannte Problem, dass er irgendwie immer wie Edward Hyde klingt, besteht hier nicht. Neben „This Is The Moment“, den großen Hauptrollen-Soli „The Man I Used To Be“ aus „The Count of Monte Christo“ und „The Longer I Live“ aus „Dracula“ begeistert Borchert vor allem mit „Go With The Flow“ aus „Wonderland“. Diese schmissige Nummer, irgendwo zwischen Santana und charttauglichem Latin-Pop angesiedelt, zeigt Borchert von einer Seite, die er gerne öfter präsentieren kann.Linda Eder singt hauptsächlich Songs, die man von ihr auch erwartet hat. „Bring On The Men“ und „Someone Like You“ aus „Jekyll & Hyde“, „Gold“ und „Vienna“ überraschen nicht, aber es ist schön sie in dieser Qualität zu hören. Das der Whitney-Houston-Hit „Where Do Broken Hearts Go“ auch von Frank Wildhorn geschrieben wurde, weiß vielleicht nicht jeder, aber nach Linda Eders Interpretation vergisst man eher das Original. Emotionales Highlight der Aufnahme: Das ehemalige Paar Eder und Wildhorn singt zusammen „Living In the Shadows“ aus „Victor/ Victoria“.
Als Neuentdeckung in Sachen Wildhorn-Interpretation gilt mit dieser Aufnahme Douwes. Sie macht sich jeden Song zu Eigen, so als ob es ihr Dauerbrenner „Ich gehör nur mir“ wäre. „When The World Was Mine“ und „Finding Wonderland“ überzeugen genauso wie „Only Love“ und „Viva“. Besonders gelungen ist ihre gefühlvolle Darbietung von „Please Don’t Make Me Love You“. Hier setzt Douwes genauso neue Maßstäbe wie in ihrem Duett „In His Eyes“ mit Linda Eder. Dieser Song, zu Gehör gebracht mit dieser orchestralen Begleitung und diesen beiden starken Frauenstimmen – da dürfte Frank Wildhorn mit seiner Begeisterung nicht allein bleiben.Und für alle, für die die bisherigen Argumente noch nicht ausgereicht haben, um diese CD auf den Wunschzettel zu schreiben: Das gut zehnminütige „Swing Medley“ ist für sich allein schon ein Kaufgrund.