Auch die „Reloaded“-Version von Frank Nimsgerns „SnoWhite“ mit der 2012er-Cast aus Bonn überzeugt nicht so richtig. Zwar bietet das Album einen besseren Überblick über den Verlauf der Show, doch die meisten Schwächen der früheren Aufnahme bleiben.
Schneewittchen ist mal wieder in. Ob im Fernsehen oder als Heldin in diversen Kinofilmen, die Grimm’sche Schönheit erfreut sich höchster Beliebtheit in der Pop-Kultur. Da erscheint der Schritt, dass bereits einige Jahre alte „SnoWhite“-Musical neu zu beleben, passend, in der Umsetzung treten allerdings erneut Nimsgern-typische Schwachpunkte zutage.
Wieder ist Aino Laos als böse Königin zu hören. Im Vergleich zur „SnoWhite“-Aufnahme aus dem Jahr 2000 ist allerdings kaum ein Unterschied feststellbar. Die Frage bleibt offen, ob es sich bei den Tracks der Königin wirklich um neue Aufnahmen handelt, oder ob hier die bereits vorhandenen Tracks recycelt wurden. „Mach dich schön“ ist zwar immer noch der mit weitem Abstand beste Track des Musicals, allerdings leidet er nach wie vor unter Laos‘ starkem Akzent und der unharmonischen Abmischung. Generell ist der Ton ein Problem der Einspielung. Oft klingen die Instrumentalparts im Vergleich zum Gesang viel zu laut. Es wäre schön, wenn man hier endlich einmal sein Hauptaugenmerk auf die Verständlichkeit der Sänger richten würde, anstatt ausschließlich die Instrumentierung in den Vordergrund zu stellen.Als Schneewittchen ist diesmal Michaela Kovarikova zu hören. Sie bietet ihre Songs schön dar, hat aber keine wirkliche Gelegenheit ihr Können zu zeigen, da ihre Lieder stets auf dem selben emotionalem Level bleiben. Eine dramatische Steigerung hätte aus ihrem „Frei wie der Wind“ ein Highlight der Aufnahme machen können. Ähnlich ergeht es Francesco Cottone in der Rolle des Jägers. Sein Solo „Wohin der Weg mich führt“ hätte das Potential zu einem Hitsong gehabt, wäre er nicht als Schlager-Synthie-Pop-Ballade arrangiert worden. Leider wieder eine verlorene Chance, einem Charakter musikalisch Tiefe zu verleihen. Einzig die Hexen (u. a. Petti van der Velde) schaffen es, so etwas wie Atmosphäre aufkommen zu lassen. Doch auch diese Songs leiden unter der mangelnden Textverständlichkeit. Die sieben geilen Zwerge bleiben blass und vor allem Geschmacksache, zu derb und dümmlich sind ihre Songs.
Was eine wirkliche Bereicherung für die Aufnahme hätte sein können, verpufft einfach so. Hannelore Elsner in der Rolle der Erzählerin hat nicht nur einen großen Namen, ihre angenehme Stimme lässt den Hörer schnell in die Märchenwelt eintauchen. Doch das Vergnügen ist schnell vorbei. Nach zwei Sätzen wird sie vom eigentlichen Erzähler des Stückes (dessen Identität nicht richtig aufgeklärt wird) abgelöst. Trotz diesen schnellen Wechsels bleibt der Prolog eine der stärksten Nummern in einer Show, die sich nicht wirklich weiterentwickelt hat.