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KURZBEWERTUNG |
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Es kommt nicht allzu oft vor, dass ein Musical, das am Broadway mit Preisen – unter anderem dem nur selten für ein Musical verliehenen Pulitzer-Preis – überschüttet wurde, seinen Weg zunächst auf die deutschsprachigen Bühnen und erst Jahre später in die europäische Musical-Metropole schlechthin findet. In einer beeindruckenden Inszenierung die vor Symbolik nur so strotzt, hat es „Next to Normal“ nun schließlich doch – über den Umweg des Donmar Warehouse – direkt ins Herz des Londoner West Ends, ins Wyndham’s Theatre, geschafft und sorgt dort für ausverkaufte Vorstellungen und Begeisterungsstürme!
Als Musicalbesucher aus dem deutschsprachigen Raum kommt man natürlich nicht umhin, die Inszenierungen des Stadttheaters Fürth, des Opernhauses in Dortmund oder der Theater in Magdeburg oder Coburg im Hinterkopf zu haben und zu vergleichen. Während sich vor allem die deutsche Erstaufführung in Fürth in ihrem Regiekonzept sehr am Broadway-Original orientiert hat, geht Michael Longhurst in seiner Inszenierung einen völlig anderen Weg: Das Haus der Familie Goodman ist hier kein angedeuteter Ort, sondern eine komplett ausgestattete Küche, inklusive adrett über die Backofentüre hängender Küchentücher und einem auf einer Drehbühne stehendem Küchentresen im Zentrum des Geschehens mit einem funktionierenden Wasserhahn. Je nach Spielort verschwindet dieser in den Bühnenhintergrund oder wird in der Szene im Krankenhaus in ein Krankenbett verwandelt. Das Lichtdesign von Lee Curran führt den Blick des Publikums immer auf die entscheidenden Szenen, ohne die parallel an Nebenschauplätzen stattfindende Handlung aus den Augen zu verlieren.
Die klare Formsprache des Hauses der Goodmans im Bühnenbild von Chloe Lamford mit ihren vielen geometrischen Formen und dem Bauhaus-Plakat über dem Kamin steht im extremen Gegensatz zum Innenleben Dianas. Das lässt die Szenen, in denen das Publikum Zeuge von Dianas Wahnvorstellungen wird, noch bizarrer wirken; so zum Beispiel, wenn sich in der Praxis von Dr. Fine plötzlich ein Schrank öffnet, aus dem Dianas Familienmitglieder in Arztkitteln und mit Pillendosen ausgestattet herauskommen, als wäre es das Normalste der Welt. Der Fokus der Personenführung liegt in dieser Inszenierung nicht ausschließlich auf Diana, sondern auch auf ihrem Ehemann Dan, den Longhurst quasi als Gegenpart positioniert: Während sich Diana ihrem Wahn hingibt und den beinahe immer auf der Bühne anwesenden Gabe sieht und mit ihm in Kontakt ist, widersteht Dan immer wieder dieser Versuchung. Selbst wenn er mit Diana spricht und Gabe sich direkt vor sie stellt, wirkt es nur den Bruchteil einer Sekunde so, als könne er ihn ebenfalls sehen. Erst im Moment seiner größten Verzweiflung zum Ende des Stücks, wenn Dan zum ersten Mal Gabes Namen nennt, ist er kurz versucht, ihm die Hand zu reichen und seine Anwesenheit zu akzeptieren. Nur das plötzliche Erscheinen der Tochter Nathalie verhindert dies im allerletzten Moment. Mit solchen Gänsehaut-Momenten spart „Next to Normal“ nicht, was diese Inszenierung so besonders macht.
Das Zusammenspiel zwischen Diana (Caissie Levy) und Dan (Jamie Parker) wirkt komplett authentisch und die beiden harmonieren sowohl stimmlich als auch darstellerisch enorm gut miteinander: Sowohl Dianas Solo „I Miss the Mountains“ als auch das Streitgespräch zwischen den beiden „You Don’t Know / I Am the One“ kommen bewegend und kraftvoll über die Bühne. Die Verbundenheit zwischen Diana und ihrem Sohn Gabe (Jack Wolfe) grenzt schon beinahe an Vergötterung. Wenn sie in der Praxis von Dr. Madden über Gabe erzählt, öffnet sich im oberen Bühnenbereich eines der mit einem durchscheinenden Rollo versehenen Fenster, hinter denen die Band ihren Platz gefunden hat, und Gabe singt sein „I’m Alive“ in Pop-Star-Manier mit einem Handmikro und einem nicht enden wollenden Stimm- und Atemumfang, während Diana ihn von unten in ihrem Sessel kauernd anschmachtet.
Besonders stark gelingt den beiden die Szene, in der Dr. Madden Diana überzeugt, Gabe loszulassen, und sie ihn fortan zwar noch sieht, aber ignoriert. Gabe ist bereit zu gehen und steht mit Jacke und Rucksack bereits auf der Treppe, um das Haus der Goodmans für immer zu verlassen, während Diana mit ihrem alten Leben abschließen will und Gabes alte Spielsachen aussortiert. Kurz bevor Gabe geht, öffnet Diana seine alte Spieluhr und alles ist wieder wie zuvor: Sie kann ihn nicht gehen lassen. Im anschließenden „Dance With Me“ verführt er Diana geradezu und sie erkennt, was sie tun muss, um wieder mit ihm vereint zu sein. Der Tresen auf der Bühne dreht sich und als Dan das Haus betritt, gibt dieser den Blick frei auf eine riesige Blutlache, in dem das Spielzeug steht, das Diana gerade noch aussortieren wollte.
Die Leistung eines einzigen Mitglieds des sechsköpfigen Cast hervorzuheben, wäre völlig unangemessen: Auch Eleanor Worthington-Cox als Nathalie sowie der über beide Ohren verliebte Jack Ofrecio als Henry ergeben ein tolles Paar, das auch immer wieder sehr passend als frühere Versionen von Diana und Dan einspringt. Trevor Dion Nicholas in der Doppelrolle des Dr. Madden und Dr. Fine hat seinen großen Moment natürlich, als Diana ihn als wilden Rockstar wahrnimmt, weil Dan vorher darüber gesprochen hat, dass er so etwas wie der „Rockstar unter den Psychotherapeuten“ sei.
Die Band bringt die Songs von Tom Kitt mit viel Energie und gut ausgesteuertem Klang über die Bühne. Kenner des Stücks können einige neue und durchaus interessante Arrangements entdecken.
Im Wyndham’s Theatre ist diese Inszenierung nur noch im August und September zu sehen. Bis dahin sei sie allerdings jedem dringend ans Herz gelegt, den es in den nächsten Wochen nach London verschlägt.
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KREATIVTEAM |
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Musik | Tom Kitt |
Buch / Text | Brian Yorkey |
Regie | Michael Longhurst |
Musical Supervision | Nigel Lilley |
Design | Chloe Lamford |
Licht | Lee Curran |
Sound | Tony Gayle |
Movements | Ann Yee |
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CAST (AKTUELL) |
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Diana Goodman | Caissie Levy, (Carolyn Maitland) |
Dan Goodman | Jamie Parker, (Ben Heathcote) |
Natalie Goodman | Eleanor Worthington-Cox, (Lizzy Parker) |
Gabe Goodman | Jack Wolfe, (Jake Reynolds) |
Henry | Jack Ofrecio, (Jake Reynolds) |
Dr. Madden / Dr. Fine | Trevor Dion Nicholas, (Ben Heathcote) |
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CAST (HISTORY) |
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Donmar Warehouse Cast 2023 | ||||
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Diana Goodman | Caissie Levy, (Carolyn Maitland) | |||
Dan Goodman | Jamie Parker | |||
Natalie Goodman | Eleanor Worthington-Cox | |||
Gabe Goodman | Jack Wolfe | |||
Henry | Jack Ofrecio | |||
Dr. Madden / Dr. Fine | Trevor Dion Nicholas |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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