[Drei Fragen an …] Den „lustigen Glückshasen“ und „Witzigkeit kennt keine Grenzen“ lieben die Fans von Hape Kerkelings Kultfilm „Kein Pardon“. Alex Balga inszeniert für das Capitol Düsseldorf eine Musicalversion des Klassikers – als Ensuiteproduktion. In dieser Folge unserer Interviewreihe „Drei Fragen an …“ spricht er über die Adaption eines Kultfilms und die Chancen, die sich einem Regisseur dabei eröffnen.
Herr Balga, am 6. November feiert die Musicalversion von Hape Kerkelings „Kein Pardon“ unter Ihrer Regie in Düsseldorf Premiere. Der Film ist ein Klassiker des Komödiengenres. Fürchtet man sich als Regisseur davor, dass die Musicalproduktion der Filmvorlage nicht gerecht wird und somit ständig Vergleichen mit dem Original ausgesetzt ist?
Prinzipiell finde ich solche Vergleiche nicht sinnvoll – denn jedes Genre hat seine ganz eigene Form und seine ganz speziellen Ausdrucksmöglichkeiten. Und wenn eine Adaption – von welcher Art auch immer – gut gemacht ist, wird es diese Vergleiche nicht geben. Zudem hat man auf der Bühne ganz andere Möglichkeiten, um das Publikum zu erreichen. Ich denke sogar, dass die Bühneninszenierung noch tiefer gehen kann und sogar lustiger, humorvoller und frecher wird – unter anderem durch den Einsatz von Musik. Hier handelt es sich definitiv um eine Weiterentwicklung. Die Charaktere können beispielsweise in ihren Songs noch besser ihre Gefühlswelt ausdrücken. Ich sehe diese Musical-Uraufführung als eine große und positive Herausforderung – und nehme sie gerne an.
Gerade Hape Kerkelings Witz und sein sympathischer Umgang mit Stereotypen macht die Filmvorlage so überaus sehenswert und amüsant. Wie gehen Sie damit bei der Entwicklung des Stückes um? Oft verfliegt solch feinsinniger Humor ja auf dem Weg von der Bühne in den Zuschauerraum.
Es ist mir sehr wichtig, nichts von dem Witz (ich nenne es auch „Spirit“) der Vorlage zu verlieren. Deshalb waren von Anfang an intensive Gespräche mit Thomas Hermanns, Achim Hagemann und Hape Kerkeling für uns zwingend und notwendig. Wir als Kreativteam waren uns einig, dass es vor allem an der Besetzung liegen wird, diesen „Spirit“ auf der Bühne lebendig werden zu lassen. Deshalb war es uns im Vorfeld bei den Workshops auch sehr wichtig, passende Darsteller zu finden, die die „Echtheit“ dieser Charaktere verkörpern können. Der Witz des Stückes liegt ja darin, dass wir uns deshalb so amüsieren, weil die Figuren so sehr aus dem richtigen Leben gegriffen sind. Das Publikum soll lachen – nicht weil es sich über irgendjemanden lustig macht, sondern weil es sich mit den Charakteren und Situationen identifiziert und selbst erkennt. Deshalb werde ich sehr darauf achtgeben, dass nicht „überspielt“ wird und das Timing genau stimmt.
„Witzigkeit kennt keine Grenzen“ ist sicherlich der bekannteste Song aus dem Film. Auf welche Art von Musik können wir uns noch freuen? Inwiefern wurde die Story des Films von Thomas Hermanns für die Show weiterentwickelt?
Neben „Witzigkeit“ werden natürlich auch die anderen Hits aus dem Film zu hören sein. Es gab kurz die Überlegung, nur „Witzigkeit“ zu übernehmen, aber wir waren uns einig, dass die anderen Songs einfach zu lustig und kultig sind, um sie zu ersetzen. Gleichzeitig war klar, dass zusätzliche, neue Songs komponiert werden mussten. Und das Ergebnis ist jetzt schon beeindruckend: Achim Hagemann hat einige Ohrwürmer geschrieben, die man nicht sofort in einem Musical vermutet. Er hat eine breite musikalische Mischung geschaffen, die, wie er selbst sagt, „von Polka bis Punk, von Bottrop bis Broadway“ reicht. Einige Songs hat auch Thomas Zaufke beigesteuert, den ich ohnehin für einen der besten zeitgenössischen deutschen Musicalkomponisten halte. Die Musik fügt sich jetzt schon hervorragend in die Story, und das war mir von Anfang an wichtig. Es ist wesentlich, dass die Waage gehalten wird zwischen lustigen Szenen und Songs, keines darf das andere übertrumpfen. Mit Thomas Hermanns habe ich natürlich am intensivsten zusammengearbeitet, seine Songtexte sind wirklich zum Totlachen. Zudem hat der Einsatz der Songs uns erlaubt, einige andere Akzente in der Geschichte zu setzen. Wir sind jetzt und in den nächsten Monaten natürlich mitten im Arbeits- und Entwicklungsprozess – und wollen das bestmögliche Ergebnis erreichen. Auf jeden Fall kann ich aber jetzt schon sagen: Es wird einige Überraschungen geben, viel Herz, jede Menge Humor und viel Neues – und auch die Fans des Kultfilms werden in jeder Hinsicht auf ihre Kosten kommen!