Liebevolle musikalische Adaption von Hans Christian Andersens Märchen „Die Schneekönigin“. Mit Alexander Bellinkx, Sven Olaf Denkinger, Nathalie Kleeberger u.a.
Märchen als Musicalvorlage sind nichts Neues. Doch dass sich jemand an Hans Christian Andersens relativ unbekanntes Werk „Die Schneekönigin“ heranwagt, zeugt von Mut und großem Selbstvertrauen, denn Andersens Märchen sind zumeist etwas komplexer und eignen sich weniger für kleine Kinder als vielmehr für jung gebliebene Erwachsene.
Autor und Komponist Sascha Böddecker hat sich umfassende Gedanken gemacht und liefert mit „Das Eiskalte Herz“ ein abwechslungsreiches Hörspiel ab, welches diesen Sommer dem Tecklenburger Publikum in einer konzertanten Fassung präsentiert wurde.Schon die Aufmachung der CD mit Songtexten, Fotos der Künstler, sowie einer Inhaltsangabe und der Zeichentrick-Darstellung aller Charaktere (großartige Zeichnungen von Torsten Held) macht einen professionellen Eindruck.
Die Künstler, die Böddecker für sein ehrgeiziges Projekt gewinnen konnte, verfügen über Erfahrungen aus Ensuite-Produktionen wie „Mozart!“, „Jekyll & Hyde“, „Elisabeth“ oder „Mamma Mia!“. Als Erzähler führt Alexander Bellinkx charmant durch einen Lebensabschnitt von Gerda (Liv Eirin Pedersen) und Kay (Thomas Harke). In 25 Tracks wird die abwechslungsreiche Geschichte der beiden Kinder erzählt, deren Freundschaft und Unbekümmertheit den Neid der Schneekönigin (Nathalie Kleeberger) hervorrufen. Die eiskalte Herrscherin erschleicht sich Kays Vertrauen und trennt die beiden Kinder. Es wäre kein Märchenmusical, wenn nicht das obligatorische Happy End folgen würde.
Doch bis dahin sorgen Trolle (Sven Olaf Denkinger, Caterina Alfieri, Thomas Harke), Räuber (Sascha Böddecker, Madita Wagemans, Marcel Dries), Pinguine (Carsten Klages, Corinna Ehm, Jörg Hilger), eine alte Dame (Christine Burock) und ein Rentier (Mathias Förster) für jede Menge Unterhaltung.Auf der musikalischen Seite wechseln sich fröhliche Uptempo-Nummern mit träumerischen Balladen und ungewöhnlichen Ensemblestücken ab.
Die Dialoge von Kristin Weber und die Songtexte von Corinna Ehm sind gut zu hören. Da beide sich nicht stilistisch überschlagen, sondern in dem harmonisch-blumigen Stil eines Märchens bleiben, passt alles gut zusammen.Ein richtiger Ohrwurm bleibt auch nach mehrfachem Hören nicht hängen, doch Balladen wie „Wahre Freunde“ oder „Der Rentierflug“ haben – entsprechend inszeniert – sicherlich das Zeug zum Showstopper. Der puren Aufnahme fehlt es zwar ein wenig an Wärme, doch das Potential dieses Märchenmusicals ist unverkennbar.