Rudolf
Wien / 2009

Sehr eindimensionale Musicaladaption der Liebesgeschichte zwischen Kronprinz Rudolf und Mary Vetsera – untermalt mit Wildhorn’schen Bombast-Balladen im Edelkitsch-Sound. Die Veröffentlichung wurde heftig in der Fangemeinde diskutiert – leider eher wegen der technischen Defizite der ersten Auflage. Rezensiert wurde die zweite Auflage.


In „Rudolf – Affaire Mayerling“ geht es um eine bühnengerechte Aufarbeitung der Historie um den Kronprinzen von Österreich – mit Fokus auf einer anständigen Portion Herzschmerz und Romantik. Natürlich kommt auch die österreichische Politik im Stück vor, jedoch nur, um Rudolfs rebellischem Charakter wenigstens etwas Tiefe zu verleihen und die Bösewichte in bester Seifenopermanier intrigieren und das verhinderte Liebespaar in den Tod treiben zu lassen. Auch der Look des Bühnenbildes deutet auf pure Leidenschaften – Rot wohin das Auge sieht. Ob in Kaisers Audienzsaal, dem Ministerpräsidenten-Büro oder im Amüsieretablissement. Und wenn nicht schon mit roten Vorhängen und Stoffen gearbeitet wird – dann zumindest in der Beleuchtung. Noch dazu wirken vor allem die Duette mit seltsamen Kamerafahrten und Weichzeichner wie ein Trailer zum romantischen Film am Samstagabend.Ist man sich dessen bewusst und weiß es zu akzeptieren, kann man sich auf eine überwiegend sehr gute Besetzung freuen, die ihr Bestes gibt, ihren Rollen etwas Leben einzuhauchen. Kein leichtes Unterfangen, denn das Buch gibt nicht viel her: für die Hauptfiguren zwei Charaktereigenschaften, für die Nebenfiguren eine. Drew Sarich als Rudolf (rebellisch, melancholisch) spielt und singt sich sehr gut durch seine Rolle, auch wenn er optisch in der Rebellenkluft nicht wirklich zu dem Bild des Kronprinzen aus „Elisabeth“ passen will, sondern genauso gut in „Rent“ auftauchen könnte. Lisa Antoni gibt eine sehr emanzipierte und kokette Mary, zeigt eine gute Bühnenpräsenz und schmachtet ihren Rudolf schön an. Allerdings fehlt schon bei diesen beiden der richtige Bühnenmoment des Verliebens. Erst ein paar spitze Wortgefechte – dann theatralische Liebesschwüre bis in den gemeinsamen (Frei?)Tod. Etwas mager.In den Nebenrollen stechen Wietske van Tongeren und Carin Filipcic heraus. Van Tongerens Stephanie ist ein wirklicher Drachen. Sie keift, wütet und droht, dass sich die Balken biegen. Da kann man schon verstehen, warum Rudolf lieber bei der Mary ist. Filipcic dagegen gibt die verständnisvolle Freundin. Locker und verspielt im Umgang mit Mary und sorgenvoll warmherzig bei Rudolf. Einzig ihre Figur ist es, bei der man unter der Oberfläche noch etwas mehr vermutet, als auf den ersten Blick gezeigt wird. Außerdem geht ihr Solo „Die Liebe lenkt“ direkt vom Ohr tief unter die Haut.Hatte man in „Rebecca“ nun endlich mal wieder einen Uwe Kröger auf der Bühne stehen, der wirklich eine Rolle spielt, fällt er als Taaffe wieder in alte Rollenklischees zurück. Ob Tod (in den späteren Jahren), Kardinal oder Ministerpräsident – es ist irgendwie dasselbe. Er gibt den hinterhältigen Bösewicht mit hochgezogener Augenbraue und viel Lautstärke in der Stimme. Der Eindruck, der beim Hören der CD entstand – nämlich, dass er stimmlich in den höheren Tönen mehr zu pressen scheint, als mit gut gestützter Stimme zu singen – bestätigt sich beim Anschauen der DVD.

„Rudolf“ ist kein schlechtes Stück – als Romanze funktioniert es und erzeugt auch eine gewisse Spannung. Es ist nett und kurzweilig gemacht, bietet gute Unterhaltung, wenn man weiß, was man bekommt, aber bleibt nicht lange im Gedächtnis.

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