Die zehn Gebote
Dortmund / 2010

DVD-Mitschnitt des großen Pop-Oratoriums von Dieter Falk und Michael Kunze. Aufgenommen am 17. Januar 2010 in der Dortmunder Westfalenhalle. Mit Michael Eisenburger, Frank Logemann, Bahar Kizil (Monrose), Stefan Poslovski, Otto Sander, Jonathan Agar, Stefan Stara und Bonita Niessen.


Gospel-, Pop-, Kirchen- und Jugendchöre bilden mit 2500 Sängern den optischen Hintergrund, vor dem Band, Orchester, Solisten und Extrachor singen und spielen. Zwei Gerüsttürme stehen zur Linken und Rechten, in der Mitte ein einfaches Bühnenpodest mit dem Orchester, dahinter, auf den aufsteigenden Rängen, die Sänger.

Doris Marlis war bei den Vereinigten Bühnen Wien Associate Choreographer u.a. von “Elisabeth” und “Tanz der Vampire” und sorgt auf dem Bühnenpodest für fließende Übergänge und Bewegungen. Geschickt nutzt sie die Chöre, etwa wenn Goldfolie hochgehalten wird oder die Texthefte als stimmungsvoller Hintergrund für Farbprojektionen dienen. So wird aus dem Oratorium, bei dem in der Regel die Protagonisten vom Stuhl aufstehen und ihren Part singen, durchaus durch die Auf- und Abgänge ein musicalähnlicher Durchlauf mit kleinen Spielszenen. Michael Kunze hat vor, diese Fassung zunächst durch große Hallen laufen zu lassen (wo sie auch hingehört!) und dann eine Bühnenadaption zu erstellen, wozu das Stück und die Musik durchaus Potential haben.

Michael Grundner lässt für sein hervorragendes Lichtdesign viel Nebel aufsteigen, nutzt die gesamte Halle für Muster und Farbverläufe. Bedenkt man die Kürze der Probenzeit und die Dimensionen der Halle, ist das mehr als sehenswert und erzeugt in Kombination mit der musikalischen Gesamtstimmung mehrfach Gänsehaut.

Die musikalische Leitung liegt bei Heribert Feckler in guten Händen, unterstützt von Matthias Nagel und Christoph Spengler als Subdirigenten für die Chöre, die hier auf der DVD noch besser verständlich und hörbar sind als in der Halle. Schwachpunkte bei der Abmischung gibt es auch hier, aber das ist bei der Größe der Produktion und der kurzen Probenzeit verzeihlich.

Aufgezeichnet wurde die Uraufführung von einem christlichen Fernsehsender, dadurch konnte sie auch sehr schnell auf den Markt kommen und wurde zuvor noch mehrfach im Fernsehen gezeigt. Eine klassische Win-win-Situation, die dem relativ unbekannten Sender Zulauf beschert haben dürfte und gleichzeitig eine Aufzeichnung finanziell wohl erst möglich machte. Die Bildführung ist gut, hätte an einigen Stellen aber noch exakter sein dürfen, wenn Sänger zu spät ins Bild kommen. Aber insgesamt lässt die Bildregie keine Langeweile aufkommen, fängt die Dimension der Halle ein, zeigt Details der Instrumentalisten, bietet passende Kamerafahrten während der Balladen.

Wer in der Westfalenhalle dabei war, für den ist die DVD eine wunderbare Erinnerung mit “Weißt-du-noch”-Momenten. Aber auch sonst ist die gut produzierte DVD für Musicalfans und –sammler eine lohnende Investition in der Tradition französischer Großmusicals. Zum Bonusmaterial gehört ein interessanter Blick hinter die Kulissen und der Aufbau im Zeitraffer. Englische Untertitel sind verfügbar, wobei bei den Chorszenen die deutschen auch hilfreich gewesen wären.

Und natürlich bietet diese Produktion auch für Fans von Michael Eisenburger, Frank Logemann, Bahar Kizil, Stefan Polslovski, Jonathan Agar, Stefan Stara und Bonita Niessen eine gute Möglichkeit, die ausgezeichneten Solisten hautnah zu sehen, denn Musicalaufzeichnungen gibt es ja in Deutschland leider immer noch viel zu wenig. Die beiden Kinderrollen singen Paul Falk, Dieter Falks 12-jähriger Sohn, und Yosefine “Yoyo” Buohler. Sie sind eigentlich auch so etwas wie die “Stars” des Abends, das wird in der Großaufnahme am heimischen Fernseher noch einmal deutlich. Mit welcher Sicherheit und Ausstrahlung die beiden Kinder singen, betonen und spielen, das ist schon großartig.

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