Solide Aufnahme zur gleichnamigen Konzert-Tournee. Den überzeugenden gesanglichen Leistungen steht eine Songauswahl entgegen, die zum Teil am Thema vorbeigeht.
Wenn man „Musical Rocks“ hört, erwartet man Party, krachende E-Gitarren und starke Rockstimmen. Dem wird die vorliegende Aufnahme nur bedingt gerecht. Nach einem stimmigen Start mit dem Musical-Gala-Dauerbrenner „Time Warp“ aus der „Rocky Horror Show“ zeigen sich bereits beim zweiten Track, dem inzwischen oft gehörten „Lady Marmelade“ aus „Moulin Rouge“, die ersten Schwachstellen. Die Solistinnen Nadine Schreier, Franziska Schuster und Anke Fiedler sind zweifelsohne gute Sängerinnen, Fiedler verfügt sogar über eine ziemliche Rockröhre. Anstatt dem Song aber mit einem eigenen Stil eine individuelle Note zu verpassen, klingt in ihrer Interpretation vieles nach einer Kopie von Christina Aguileras Stimmakkrobatik.
Ein Highlight der Aufnahme ist hingegen der darauf folgende „Hair“-Block. Hier passen der frische rockige Sound und das Update durch einen Rap-Part ebenso ins Konzept wie die zeitgemäßen Arrangements bei den später erklingenden Medleys zu „Grease“, „Jesus Christ Superstar“ und „Mamma Mia!“. Auch der „We Will Rock You“-Block macht Spaß, vor allem durch die überraschend eingebauten Samples anderer Pop-Songs von den Spice Girls und Robbie Williams.Recht gewöhnungsbedürftig ist allerdings die „Totale Finsternis“ aus „Tanz der Vampire“. Von Jim Steinman eigentlich als Rock-Ballade geschrieben, fehlt es der Nummer hier vor allem am Anfang an Drive, wenn Franziska Schuster ihren Text zunächst nur spricht statt ihn zu singen. Entgegen der Trackliste der CD, auf der Mathias Edenborn als ihr Duettpartner angegeben ist, klingt es der Stimme nach eher nach seinem Kollegen Michael Eisenburger. Seine für diesen Part doch recht hohe Stimme ist ungewohnt und vermag keinen richtigen Gegenpart zu Schusters Gesang zu setzen.
Dies zeigt sich auch in seinem Duett „Beauty and the Beast“, bei dem man streckenweise schon sehr genau hinhören muss, um zu erkennen, ob nun Eisenburger oder seine Partnerin Nadine Schreier hier die hohen Töne erklimmt. Die Disney-Ballade ist und bleibt eines der schönsten Musicallieder überhaupt, aber bei „Musical Rocks“ wirkt sie fehl am Platz.
Auch nicht richtig ins Konzept passen „You Must Love Me / Don’t Cry for Me Argentina“ aus „Evita“. Ein paar „Uuhs“ und „Oohs“ und das zehnmalige Wiederholen einer Textzeile machen auch mit Anke Fiedlers Powerstimme keine Rocknummer aus den Songs. Als Erinnerung an einen Konzertabend ist die CD sicher perfekt geeignet, für sich allein genommen springt der Funke jedoch weitestgehend nicht über.