Ambitionierte Amateur-Produktion über das Leben der Johanna Franziska von Chantal. Wer sich dessen bewusst bleibt und sich für Musicalstoffe abseits des Mainstreams interessiert, kann hier eine interessante Geschichte entdecken, die ihre kirchliche Herkunft allerdings etwas zu deutlich zur Schau trägt.
Biografien sind als tragische Geschichten für die Musicalbühne besonders beliebt. Oft ähnelt sich die Machart dieser Stücke, denn sie beginnen häufig mit dem Tod der Hauptfigur und einem Erzähler, der einen Rückblick in ihre Lebzeiten einleitet. So auch im Fall von „Die Baronin“ (Musik: Frances Care, Texte: Pater Herbert Winklehner), das die Geschichte der Heiligen Johanna Franziska von Chantal (1572 – 1641) erzählt. Hier ist es ein Engel (Florian Lange), der Franziska (Martha Kindermann) anfangs durch ihr Leben führt. Leider wird diese Form nicht beibehalten und der Engel tritt erst zum Ende wieder auf. Für Hörer, die mit der Lebensgeschichte der Baronin nicht vertraut sind, wäre ein allgegenwärtiger Erzähler sicher eine gute Hilfe gewesen.
Wer sich auf dieses Stück einlassen möchte, sollte sich des Umfelds bewusst sein, aus dem es stammt. Produziert von den Oblaten des Heiligen Franz von Sales in Zusammenarbeit mit der Katholischen Universität Eichstätt/Ingolstadt ist „Die Baronin“ ein durch und durch christliches Musical. Handlung, Charaktere und Texte erscheinen oft arg brav und gottgefällig. Musikalisch ist „Die Baronin“ unterhaltsam und bedient sich vieler Stilmittel – vom kirchlichen Chorgesang über die sanfte Ballade bis hin zu mittelalterlichen Spinett-Klängen. Auch eine Up-Tempo-Nummer für das Ensemble fehlt nicht, hier: „Sie hat Talent“. Allerdings wird gerade dieser Titel als Reprise diverse Male wiederholt und wirkt streckenweise unpassend zwischen den tragischeren Momenten. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Abmischung der Ensemblenummern, unter der die Textverständlichkeit leidet. Positiv stechen dagegen die beiden Solisten Martha Kindermann als Franziska und Dominic Possoch als Franz von Sales heraus. Beide verfügen über schöne Stimmen, die zu ihren Rollen passen und miteinander harmonieren, sodass ihre Duette zu Höhepunkten der Einspielung werden.
Es ist bemerkenswert, mit wie viel Engagement diese Produktion gestemmt wurde, allerdings könnte ihr genau das auch zum Verhängnis werden. Die vorliegende Studio-Gesamtaufnahme auf Doppel-CD ist sehr professionell aufgemacht, über die Homepage kann man sowohl DVD als auch Playback-CD beziehen. Das lässt schnell vergessen, dass man „Die Baronin“ nicht an Profi-Maßstäben messen darf.