Lange erwartet, einige Male verschoben und letztendlich leider doch verzichtbar. Die neue deutschsprachige Aufnahme zum Musical-Klassiker „Chicago“ weiß leider in keinster Weise zu überzeugen.
Manche Stücke sind einfach wirklich schwer in die deutsche Sprache zu adaptieren: Oft gehen Witz und Charme eines Stückes in der Übersetzung verloren. Dank der textlich wenig gelungenen Wiener Aufnahme zu „Chicago“ waren die Erwartungen an die neue Stuttgarter Einspielung groß. Ja, die Texte sind zum Teil wirklich besser geworden – gerade was den „Zellen Block Tango“ angeht. Doch leider hilft dies wenig, wenn man die Sänger phonetisch schon sehr schlecht versteht und noch dazu oft den Eindruck hat, dass diese selbst nicht wissen, was sie da singen. Außerdem beschleicht einem beim Hören dann doch das Gefühl, dass gerade die drei Hauptdarsteller durch die Probleme mit der deutschen Sprache regelrecht auf Sparflamme singen und nicht aus dem Vollen schöpfen können.Rein gesanglich machen sowohl Lana Gordon als Velma, als auch Carien Keizer als Roxy einen guten, wenn auch nicht überragenden Eindruck. Keizers Roxie erinnert stimmlich auch mehr an die etwas rauchige Roxie von Ruthie Henshall auf der Londoner Cast-CD als an das Naivchen Renee Zellweger. Ihr „Schussel-Dussel“ ist niedlich und gegen Ende auch passend wütend. Lana Gordon lässt eine starke Stimme erahnen, wirkt aber oft zu einstudiert. Hier kommen Betonungen der Worte, wo sie passen könnten – aber es leider oft nicht tun. Gerade der Track „Mit Velma vor Gericht“ wirkt, als wäre er stupide auswendig gelernt und abgespult. In der Riege der Hauptdarsteller meistert da Nigel Casey seinen Part noch am besten. Allerdings sind die Billy-Songs jetzt nicht unbedingt die akustischen Highlights, sondern eher Shownummern mit großem Schauwert.Positiv fällt allen voran Isabel Dörfler auf. Ihre Mama Morton wirkt überzeugend und setzt mit dem sehr gelungenen „Bist du gut zu Mama“ das Highlight der CD. Stimmstark, frech-fordernd und auch etwas anzüglich ist dieser Song wirklich rundum gelungen. Auch Volker Metzger ist ein stimmiger Amos Hart. Seine Ballade des gehörnten und ständig übersehenen Ehemannes „Mister Zellophan“ wird so zum zweiten Anspiel-Tipp.
Das Enttäuschendste bleibt aber der „Zellen Block Tango“. Eigentlich sollte man meinen, dass dieses sehr gute und mitreisende Lied kaum etwas kaputt machen kann. War es in der Wiener Aufnahme der stellenweise unsägliche Text, so sind es hier Textverständlichkeit und Phonetik der Darstellerinnen. Schade drum, denn eigentlich sollte ein gelungener „Cell Block Tango“ das Highlight der CD ausmachen und diese Chance wurde hier ein weiteres Mal verschenkt.Musikalisch gibt es an der CD nichts zu meckern, wenn man sich darüber im Klaren ist, dass hier eine Band und kein Orchester spielt. Die Band wirkt hier authentischer als ein großes Orchester (wie im Filmsoundtrack), wirklich retten kann sie die Stimmung der Einspielung aus Stuttgart aber nicht. Leider bleibt auch so eine gelungene deutschsprachige Aufnahme erst einmal ein Wunschtraum des geneigten Fans und man greift dann doch eher zu eine der vielen englischsprachigen Cast-CDs oder zu einer Aufnahme von unseren Nachbarn in den Niederlanden.