Gesamtaufnahme als Livemitschnitt auf Doppel-CD für hartgesottene Fans des Musicals – weniger wäre mehr gewesen.
Die Aufnahme beginnt mit Autobahnlärm. In einem italienischen Dorf erinnert sich eine alte Dame an ihre Jugend und die Machtübernahme durch die Kommunisten nach dem 2.Weltkrieg. Auf zwei CDs folgt ein Livemitschnitt der Musical-Umsetzung von Giovannino Guareschis Episoden rund um den kämpferischen kommunistischen Dorfbürgermeister Peppone und seinen Kontrahenten, den streitbaren Gottesmann Don Camillo.Dario Farina, der italienische Komponist von Al Bano & Romina Powers Kulthymne „Felicità“, hat die Musik durchkomponiert. Handlung und Dialoge stehen im Vordergrund. Die Musik ordnet sich unter und unterlegt die Handlung mit einem Soundtrack und allerlei akustischen Effekten.
Dialoge, Soundtrack und Effekte wirken ohne die visuelle Stärke der Aufführung befremdlich. „Kampf im Glockenturm“ beispielsweise macht für den Zuhörer nur Sinn, um vor dessen inneren Auge die Szene wiederauferstehen zu lassen.
Nur wenige Titel bilden eine geschlossene musikalische Einheit. Gerade die erste CD hat nur wenig Ohrwurmpotenzial: z.B. der Italo-Pop-Schlager „Heimat“ mit Frank Winkels und das romantische Duett „Du und ich auf einer Insel“ mit Jaqueline Bergrós Reinhold und Kurosch Abbasi. Dass Farina schnulzig auf Schlagerniveau komponiert, stört dabei nicht. Zu ausgehungert ist der Hörer nach einem wirklichen Song. Die Texte von Michael Kunze passen sich dem bodenständigen Niveau an: Eleganz und die ansonsten sprachliche Gewandtheit? Fehlanzeige.Der Cast überzeugt. Neben Reinhold und Abbas zeigen Maya Hakvoort als alte Gina, Andreas Lichtenberger als Don Camillo sowie Frank Winkels als Peppone viel Dynamik, Wandlungsfähigkeit und stimmliche Kraft.
Der Musikdirektor der Vereinigten Bühnen Wien – Koen Schoots – dirigiert höchstpersönlich. Er führt die Musiker sicher durch den anspruchsvollen Live-Soundtrack.Das reich bebilderte Booklet und die beiden CDs mit der Gesamtaufnahme aus dem Ronacher sind eine schöne Erinnerung für Hardcore-Fans von „Don Camillo und Peppone“ – aber mehr nicht. Denn Audio ohne Video machen bei einem actiongeladenen Musical keinen Sinn. Etwas weniger wäre mehr gewesen: eine Auskopplung der wenigen in sich geschlossenen und eingängigen Titel auf einer einzigen CD hätte sich gelohnt.