Ensemble © Burgfestspiele Jagsthausen
Ensemble © Burgfestspiele Jagsthausen

Catch Me If You Can (2017)
Burgfestspiele, Jagsthausen

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So richtig will sich das Stück nicht in den Hof der Götzenburg einfügen. Das historische Gebäude hat keinerlei Bezug zum Inhalt und ins Bühnenbild kann man es in diesem Fall auch schlecht integrieren. Wer ausblendet, dass die Verpackung nicht zum Inhalt passt, bekommt gut umgesetzte Sommerunterhaltung geboten, die geschmeidig wie ein Uhrwerk abläuft. Dabei lässt der Start des Stückes Schlimmes befürchten.

Während die Zuschauer ihre Plätze einnehmen, herrscht schon Leben auf der Bühne. Dort – oder vielmehr in der Schalterhalle des Flughafens Miami – tummeln sich, teils übertrieben ausgespielt, Passagiere in verschiedenen Gemütszuständen. Manche nehmen voneinander Abschied, andere haben Flugangst oder freuen sich auf den Urlaub. Ein Mann betritt sich überdeutlich umsehend die Bühne und verschwindet bedeutungsvoll wieder, nur um dann kurz darauf wieder aufzutreten und sich einen Platz auf der Zuschauertribüne zu suchen. Drei FBI-Agenten stürmen die Bühne und nehmen den schwer verdächtigen Mann fest. Es ist Frank Arbagnale jr., die Hauptfigur der Geschichte, die jetzt endlich richtig beginnt. Die Idee für die Einführung ins Stück ist nicht schlecht, aber viel zu zäh umgesetzt. Nach diesem ausgewalzten Einstieg, der eine Holzhammer-Inszenierung befürchten lässt, fängt sich Regisseur Georg Münzel jedoch. Die verschachtelten Szenen laufen flüssig und temporeich ineinander über. Ein paar Längen der Vorlage kann Münzel nicht ausmerzen, aber die 2 ¼ pausenlosen Stunden vergehen wie im Flug.

Johannes Fischers praktisches Bühnenbild ist dabei sehr hilfreich. Als Einheitsbild bleibt während des ganzen Stücks die Schalterhalle als Grundlage. Je nach Bedarf werden Möbel von den Darstellern auf die Bühne geschoben. Auf der Anzeigetafel werden die jeweiligen Orte angezeigt. Eine gute Hilfe bei den schnellen Ortswechseln der Szenen. Auf den ersten Blick wirkt die Bühne klein, eng und gewaltsam in den Burghof gequetscht, aber sie bietet auf drei Ebenen gute Auf- und Abgangsmöglichkeiten. Auftritte über die Zuschauertribüne lockern zusätzlich auf. Volker Deutschmanns Kostüme tragen wesentlich zum 60er Jahre-Flair der Aufführung bei.
Die Choreographien von Sven Niemeyer hätten noch ein paar Proben vertragen. Man sieht gute Ansätze, auch das Tempo stimmt, aber irgendwie bleibt der Eindruck des Unfertigen, der durch Asynchronität der Tänzer unterstrichen wird.

Mit jungenhaftem Aussehen und einer sagenhaft starken Stimme, die scheinbar mühelos die hohen Töne meistert, ist Philipp Moschitz auf den ersten Blick die Idealbesetzung für den smarten Betrüger Frank Arbagnale jr. Doch er ist zu glatt. Das erschwert es dem Zuschauer, eine emotionale Verbindung zu der Figur herzustellen. Die ernsten Momente wirken dadurch platt. Dass Moschitz durchaus emotional aus sich herausgehen kann, zeigt er eindrucksvoll in dem Song „Goodbye“, wo er fast nicht mehr zu halten ist. Sicher hätte die Regie bei ihm schon früher mehr Emotion und ein subtileres Spiel herauskitzeln können.
Sein Gegenpart Carl Hanratty ist mit Ilja Richter prominent besetzt. Er spielt den muffligen FBI-Agenten sehr trocken und unterspielt dabei gekonnt dessen Emotionen. Man spürt, wie Hanratty sein Leben mit Leib und Seele ganz auf die hartnäckige Jagd nach Frank ausrichtet und wie viel Sympathie er dabei trotzdem für ihn empfindet, auch wenn er sie nicht zeigt. Auch gesanglich schlägt sich Richter mehr als wacker und hat einen erstaunlichen Groove in der Stimme.
Die Chemie zwischen den beiden, die jeweils für den anderen als Vater- bzw. Sohn-Ersatz fungieren, stimmt. Ihr Duett „Seltsam aber wahr“ wird vom Publikum mit besonders viel Szenenapplaus bedacht.

Die Rolle von Franks Vater übernimmt Walter Plathe. Zu Beginn kommt er etwas träge daher, wenn er seinen Sohn in seine Gaunereien einweiht – dafür ist gegen Ende sein gescheiterter Charakter sehr glaubhaft. Er flüchtet sich zu oft in Sprechgesang, was besonders die lässige Jazz-Nummer „Der Nadelstreif‘ ist das was zählt“ ziemlich unrund werden lässt.
„Catch Me If You Can“ ist ein Männer-Musical. Frauen treten nur in kleinen Rollen oder als Horde williger Stewardessen oder Krankenschwestern auf. Lillemor Spitzer kann u.a. als erst lebenslustig-verführerische, dann verhärmte Mutter von Frank und später als Brendas hysterisch-aufgedrehte Mutter ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellen. Ihre angenehme, sanfte Stimme kann sie leider nur im melancholischen „Lass von dir hören“ so richtig präsentieren.
Brenda Strong, für die Frank zum ersten Mal echte Gefühle entwickelt, ist mit Carina Böhmer typgerecht besetzt. Sie verleiht ihr eine sympathische, unschuldige Natürlichkeit. Bei ihrem Showstopper „Flieg, flieg ins Glück“, bei dem Böhmer etwas geschmeidiger beim Refrain „Fly, Fly Away“ singen darf und der ihr Gelegenheit zum Belten bietet, gibt sie aber des Guten etwas zu viel. Der Band gerät dieser Song mit einer dominanten Gitarre sehr Country-lastig. Davon abgesehen treffen die Musiker unter der Leitung von Andreas Binder den jazzigen Ton der Partitur sehr gut und können es bei „Goodbye“ auch ordentlich krachen lassen.
Besonders positiv fällt die gute Textverständlichkeit auf.

Die Burgfestspiele Jagsthausen bieten eine Produktion auf hohem Niveau jenseits der immer gleichen Spielplan-Dauerbrenner. Der Zuschauer lässt sich hier gern gefangen nehmen.

 
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KREATIVTEAM
RegieGeorg Münzel
Musikalische LeitungAndreas Binder
ChoreografieSven Niemeyer
BühneJohannes Fischer
KostümeVolker Deutschmann
 
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CAST (AKTUELL)
Frank Abagnale jr.Philipp Moschitz
Carl HanrattyIlja Richter
Frank Abagnale sen.Walter Plathe
Paula Abagnale / Brendas MutterLillemor Spitzer
BrendaCarina Böhmer
AgentenMarwin Funck
Philip Spreen
Brendas VaterOlaf Paschner
EnsembleAlexandra Kurzeja
Nadja Wünsche
Alexander Plein
Philipp Phung
Fides Groot Landeweer
Jacky Smit
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Do, 01.06.2017 20:30Burgfestspiele, JagsthausenPremiere
Sa, 17.06.2017 20:30Burgfestspiele, Jagsthausen
So, 18.06.2017 20:30Burgfestspiele, Jagsthausen
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