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Dreißig ist das neue Vierzig. Unter diesem Motto suchen Ü40-Frauen in dem jetzt in Berlin erstmals in deutscher Sprache aufgeführten Kammer-Musical von Donna Moore Frischfleisch-Jüngelchen für ihr Bett. Dank Sebastiano Melis schwungvoller Inszenierung und des auf den Punkt besetzten Darsteller-Quartetts ist der Abend weniger deftige Fleischbeschau denn gut gemachte Komödie mit Niveau.
Wenn ein „Cougar“ (englisch für Puma) auf die Jagd geht, will er Frischfleisch. Allerdings sind in Donna Moores gleichnamigem Musical keine Raubkatzen auf Beutezug, sondern weibliche Zweibeiner. Im angelsächsischen Sprachgebrauch wird auch eine Frau wie Mary-Marie (Dominika Szymanska) als „Cougar“ bezeichnet – Damen in den besten Jahren, die auf jüngere Liebhaber abfahren. Die lebenslustige, finanziell unabhängige Witwe jenseits der Vierzig hat ihre Passion zum Beruf gemacht und betreibt eine Cougar-Bar, in der aus Vanille-Wodka und Granatapfel-Saft ein „Cougartini“ gemixt wird. Eingerahmt zwischen zwei Abbildungen von Michelangelos nackter David-Statue arbeitet hinter dem bunt beleuchteten Tresen Barmann Buck (Florian Kondur). Mit Anfang Zwanzig kennt er seine Wirkung aufs reifere, weibliche Kundenklientel und präsentiert im Auftrittssong „Der Protzer“ nur zu gerne seinen gestählten Waschbrettbauch. Wer wie seine Chefin auf gut gebaut Jungs wie Buck steht, geht im Portal cougar-live.de online auf die Pirsch und trifft sich mit „Bourbon Cowboy“, „Goliath“ oder „Nackter Peter“. Auf den Geschmack kommen auch Lily (Katja Uhlig), eine zweifach geschiedene Kindergeburtstags-Animateurin, und Clarity (Barbara Ferun), die über das Cougar-Phänomen dissertiert und deren Feldstudien nicht nur rein wissenschaftlichen Zwecken dienen.
In der besuchten Vorstellung sitzen im Berliner Coupé-Theater zum Großteil Alters- und Schicksalsgenossinnen von Mary-Marie, Lily und Clarity. Auch wenn der einzige männliche Darsteller in einer Szene ganz kurz in einem nur das Nötigste bedeckenden String-Mankini zu sehen ist – „Cougar“ ist zur Überraschung vieler keine zotige Schenkelklopf-Fleischbeschau mit Musikbegleitung. Im Gegenteil: Autorin Donna Moore hält ihren Geschlechtsgenossinnen – und auch den wenigen Herren im Zuschauerraum – ganz gehörig den Spiegel vor und lehrt, dass die Gier nach immer jüngeren Körpern ein Irrweg ist. Ihre Botschaft vermittelt auch die von Nico Rabenald liebe- und geschmackvoll ins Deutsche übertragenen Fassung jedoch nicht nach der Holzhammer-Methode. Trotz einiger Anzüglichkeiten zünden die Gags subtil, mit viel Wortwitz und einer gehörigen Portion Niveau. Nach der Pause geht dem Musical allerdings in einer dreißigminütigen Mini-Restpielzeit mit einem etwas bemüht wirkenden Schluss die Puste aus.
Unterm Strich ist „Cougar“ jedoch eine intelligente, wirklich gut geschriebene, kabarettistisch angehauchte Komödie, die sich auch musikalisch nicht zu verstecken braucht. Zwar kann sich von Moores Kompositionen kaum eine Melodie dauerhaft als Ohrwurm im Gehörgang festsetzten, ihre Partitur ist aber zweckdienlich und sehr abwechslungsreich. Mit Steven Desroches sitzt ein aufmerksamer musikalischer Begleiter am Piano, der sich bei Walzer- und Samba-Rhythmen genauso wohl fühlt wie bei schmachtenden Balladen oder einer Kinderlied-Parodie.
Regisseur Sebastiano Meli nutzt das Potenzial der Vorlage und setzt sie unterhaltsam und mit liebevoll gezeichneten Typen werkgetreu um. Er umschifft gekonnt die eingeschränkten räumlichen Möglichkeiten des Theaters, indem er zusätzlich den Zuschauerraum und eine Spielfläche vor der Nische mit dem Pianisten in das Geschehen integriert. Für Umbauten auf der Bühne nutzt er Vorhänge mit grafischen Glitzermotiven, hinter denen immer neue Handlungsorte mit wenigen Versatzstücken erscheinen (Bühnenbild: Silvio Belmondo). Auch als Choreograf findet Meli trotz des beengten Raumes immer wieder gute tänzerische Lösungen.
Ein dickes optisches Plus sind die Kostüme von Christina Schwarz, die oft auf witzige Details setzen. Wenn zum Beispiel Mary-Marie bei einem geplanten Sex-Date mit ihrem Chatpartner „Nackter Peter“ unbeabsichtigt vor ihrem eigenen Sohn steht, bricht für sie die Welt dermaßen zusammen, dass sie in der Folgeszene als Klageweib im tiefgeschlossenen Witwen-Kleid den Song „Das Mutterglück“ singt. Als sie jedoch erfährt, dass ihr Spross bei der Verabredung wegen fehlender Kontaktlinsen kaum etwas erkannt haben dürfte, pellt sie sich zurück ins aufreizende Leoparden-Outfit.
In der Rolle dieser lebens- und liebeshungrigen Barbetreiberin räumt Dominika Szymanska so richtig ab. Sie gibt eine hinreißend komische, aber auch sehr bodenständig reflektierte, authentische Mary-Marie, die sich nur selten die Butter vom Brot nehmen lässt. Als ihr genaues Gegenteil – die von ihren beiden Ex-Männern zum introvertierten Mäuschen geformte Lily – ist Katja Uhlig zunächst ein bedauernswertes Häufchen Elend. Allerdings entwickelt sie sich zur selbstbewussten Frau, die sich noch einmal auf eine Beziehung einlässt. Als dritte Ü40-Frau ist Barbara Ferun eine smarte Wissenschaftlerin, die für ihren Hochschulabschluss Freundinnen und Prinzipien verleugnet. Alle drei Darstellerinnen singen mit tollen, sehr sicher geführten Stimmen, was sich immer wieder in ihren harmonisch vorgetragenen Duetten und Terzetten eindrucksvoll manifestiert.
Stimmlich gibt es auch an Florian Kondur nichts zu mäkeln. Mühelos treibt er seinen geschmeidigen Bariton auch zu tenoralem Schmelz, den er mit Katja Uhlig im Abschiedsduett „Zeitlos“ zum Funkeln bringt. Kondur deckt in verschiedensten Verkleidungen und mit allerlei Dialekten alle Männerrollen plus die Nageldesignerin Eve ab, wirkt aber im Vergleich zu seinen Kolleginnen immer etwas hölzern und unsicher. Sicher ist jedoch, dass er dank seines Aussehens dem Beuteschema eines Cougars auf der Jagd entspricht. Im Idealfall hat deren Anzahl im Zuschauerraum nach dem Musicalbesuch abgenommen und der Appell aus dem Finalsong – „am Ende des Tags zählt Liebe“ – hat gefruchtet.
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KREATIVTEAM |
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Musical von | Donna Moore |
Zusätzliche Musik und Liedtexte | Mark Barkan John Baxidine Arnie Gross Meryl Leppard Seth Lefferts |
Deutsche Übersetzung | Nico Rabenald |
Musikalische Leitung | Steven Desroches |
Inszenierung, Choreografie | Sebastiano Meli |
Bühnenbild | Silvio Belmondo |
Kostüme, Requisite | Christina Schwarz |
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CAST (AKTUELL) |
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Mary-Marie | Dominika Szymanska |
Lily | Katja Uhlig |
Clarity | Barbara Ferun |
Buck, Eve, Twilight Typ, Bourbon Cowboy, Goliath, Nackter Peter | Florian Bruno Kondur |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Fr, 07.10.2016 19:30 | Coupé Theater, Berlin | Premiere | |||||||
Sa, 08.10.2016 19:30 | Coupé Theater, Berlin | ||||||||
Fr, 14.10.2016 19:30 | Coupé Theater, Berlin | ||||||||
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Sa, 15.10.2016 19:30 | Coupé Theater, Berlin | ||||||||
Fr, 11.11.2016 19:30 | Coupé Theater, Berlin | ||||||||
Sa, 12.11.2016 19:30 | Coupé Theater, Berlin | ||||||||
Fr, 18.11.2016 19:30 | Coupé Theater, Berlin | ||||||||
Sa, 19.11.2016 19:30 | Coupé Theater, Berlin | ||||||||
Fr, 25.11.2016 19:30 | Coupé Theater, Berlin | ||||||||
Sa, 26.11.2016 19:30 | Coupé Theater, Berlin | ||||||||
Do, 01.12.2016 19:30 | Coupé Theater, Berlin | ||||||||
Fr, 02.12.2016 19:30 | Coupé Theater, Berlin | ||||||||
Sa, 10.12.2016 19:30 | Coupé Theater, Berlin | ||||||||
Do, 15.12.2016 19:30 | Coupé Theater, Berlin | ||||||||
Fr, 16.12.2016 19:30 | Coupé Theater, Berlin | ||||||||
Fr, 30.12.2016 19:30 | Coupé Theater, Berlin | ||||||||
Sa, 31.12.2016 20:00 | Coupé Theater, Berlin | ||||||||
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