Gino Emmes (Eddie Fritzinger), Aisata Blackman (Deloris van Cartier) © Stage Entertainment/Eventpress
Gino Emmes (Eddie Fritzinger), Aisata Blackman (Deloris van Cartier) © Stage Entertainment/Eventpress

Sister Act (2016 - 2017)
Stage Entertainment, Hamburg

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Gelungene Rückkehr des Nonnen-Spaßes in bewährter Inszenierung und Glitzer-Ausstattung. Der eingespielte, aus anderen deutschen Produktionsstandorten bekannte Cast wird angeführt von einer grandiosen Aisata Blackmann als Deloris.

Für die Ordensschwestern bricht eine Welt zusammen. Die Frau, die ihren Chor zu einem harmonischen, energiegeladenen Klangkörper geformt und damit Ruhm und fließende Spendengelder in ihre Gemeinde gebracht hat, soll gar keine Nonne sein? Ebenso enttäuscht sind sie von ihrer Mutter Oberin, die bisher ihr fester wie verlässlicher Bezugspunkt im Klosteralltag war. Nun entpuppt sie sich in ihren Augen als Lügnerin, denn sie wusste, dass „Schwester Mary Clarence“ nicht aus einem ziemlich weltlich eingestellten Orden zu ihnen versetzt worden ist, sondern eigentlich ein singendes Gangster-Liebchen ist, das sich im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms in ihrer Mitte versteckt.

Wie im gleichnamigen Hollywood-Blockbuster mit Whoopi Goldberg steuert auch das sehr vorhersehbare Buch der Musical-Adaption weiter in Richtung Happy End, bei dem der Nonnen-Chor in seiner Kirche einen furiosen Auftritt vor dem Papst hinlegt. Anders als im Leinwand-Original geben die Sängerinnen jedoch keinen Gospelsong zum Besten, sondern intonieren „Singt hinauf zum Himmel“ im zackig-juchzenden Disco-Sound der späten 1970er Jahre. Alan Menkens Partitur imitiert und persifliert aber auch Songs der Bee Gees („Hey, Schwester“-Terzett der Gangster) oder den Philadelphia-Sound von Barry White und seinem Love Unlimited Orchestra (Eddies Solo „Tief in mir“). Bei allen Songs mit den typischen Disco-Beats, die die kleine Sieben-Mann-Band unter der Leitung von Shay Cohen flott und mit vollem Sound aus dem Graben begleitet, wippen bei vielen im Publikum die Beine mit. Gute Laune ist damit garantiert.

Die Disco-Ära ist in „Sister Act“ jedoch nicht nur zu hören, sondern wird konsequent auf der Bühne weitergeführt, sei es bei den Kostümen von Lez Brotherston oder bei Klara Zieglerovas Bühnenbild. Polizist Eddie trägt unter seiner Uniform einen weißen Anzug mit Schlaghosen à la „Saturday Night Fever“. Wohnräume außerhalb der Klostermauern zieren allesamt großgemusterte Tapeten in aus heutiger Sicht gewagten Farbzusammenstellungen. Auch die zunächst recht düstere Kirche wird zur grell-bunten Disco, in der die Nonnen in wirklich witzig gestalteten Strass- und Pailletten-Habits vor einer sich drehenden, verspiegelten Marienstatue tanzen. Anthony van Laasts Choreografien schwelgen im Bewegungsrepertoire der Zeit mit ihren ausladenden Armbewegungen und den sich umeinander-drehenden Händen. In der Einstudierung von Kati Heidebrecht bewegt sich das Ensemble hinreißend synchron und reißt auch im Tanz mit.

Wie in Wien, Stuttgart und Oberhausen ist Carline Brouwer wieder für die temporeiche, Inszenierung mit ihren auf den Punkt gesetzten Gags verantwortlich. Dabei kann die Regisseurin auf viele bereits Kloster-erprobte Darsteller zurückgreifen. So steht zum Beispiel Daniela Ziegler wie in der deutschsprachigen Erstaufführung von 2010 wieder dem Orden als strenge Mutter Oberin vor. Dabei zweifelt sie oft an ihrer göttlichen Mission und hat erhebliche Probleme mit der doch sehr weltlichen Einstellung ihres zunächst sehr ungeliebten Gastes. Ziegler zeigt neben dieser sehr harten Facette auch viele komische Momente, so zum Beispiel wenn Mutter Oberin nach der Pause die Beichte ablegen möchte. Gesanglich mogelt sich Ziegler in den tiefen Passagen mit Sprechgesang durch die Partie. Wenn sie sich in die recht vibratolastige Höhe gestemmt hat, lässt sie jedoch wie bei „Mir bleibt wohl keine Wahl“ viele schöne Töne hören.

Mit viel Witz und perfekten Gesang verkörpern Regina Venus und Maren Somberg wieder die Schwestern Mary Lazarus und Mary Patrick, Abla Alaoui zweifelt als Novizin wieder an ihrer wahren Berufung und glänzt mit schönem Sopran in ihrem Solo „Die Welt, die ich nie sah“.

Mischa Mang (Curtis Jackson) und Benjamin Eberling (Joey) sind ebenso Wiederholungstäter im Gangstermilieu wie Gino Emmes als Polizist Eddie Fritzinger. Alle drei sind auf den Typ genau besetzt, spielen mit viel Witz und Hingabe. Auch stimmlich und tänzerisch sind alle drei absolut erste Wahl.

Eine Entdeckung ist Aisata Blackman als Deloris, die sich mit einer starken, in allen Lagen sicher geführten Power-Soulstimme sowohl in die Herzen der Nonnen als auch des Publikums singt. Dazu spielt sie ihre Rolle in genau der richtigen Mischung aus Star-Allüren, schnodderigem Tussi-Terror und warmherziger Frau. Eine Glanzleistung, die vom Premierenpublikum in Berlin zu Recht frenetisch bejubelt wird.

Auch wenn die Spielplangestaltung der Stage Entertainment mit ihren Produktions-Rotationen viele Musical-Freunde verzweifeln lässt, ist es eine gute Entscheidung, diese sehr schöne, wirklich witzige „Sister Act“-Version wieder auf die Bühne zu bringen. Alles richtig gemacht – Halleluja!

Die Produktion war in folgenden Theatern zu sehen:
16.10.2016 bis 26.02.2017 Theater des Westens, Berlin
05.03.2016 bis 02.04.2017 Rhein-Main-Theater, Niedernhausen
19.05.2017 bis 09.07.2017 Deutsches Theater, München

 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
MusikAlan Menken
LiedtexteGlenn Slater
BuchBill Steinkellner
Cheri Steinkellner
Buchübersetzung neue FassungMichaela Ronzoni
Werner Sobotka
Deutsche Übersetzung LiedtexteHeiko Wohlgemuth
Kevin Schroeder
InszenierungCarline Brouwer
Musikalische LeitungShay Cohen,
(Alexandros Diamantis)
ChoreografieAnthony van Laast
Associate ChoreographyKati Heidebrecht
BühnenbildKlara Zieglerova
KostümeLez Brotherston
LichtdesignNatasha Katz
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
Deloris van CartierAisata Blackman,
(Denise Lucia Aquiono
Amani Robinson)

Mutter OberinAgnes Hilpert,
(Sonja Herrmann
Bärbel Röhl)

Curtis JacksonMischa Mang,
(John Davies)
Eddie FritzingerKarim Ben Mansur,
(Benét Monteiro)
Schwester Mary RobertAbla Alaoui,
(Denise Jastraunig)
Schwester Mary PatrickMaren Somberg,
(Steffi Irmen)
Schwester Mary LazarusRegina Venus,
(Bärbel Röhl)
JoeyBenjamin Eberling,
(John Davies)
TJArcangelo Vigneri,
(Daniel Tejeda)
PabloAlessandro Pierotti,
(Sebastian Krolik)
Monsignore HowardFranz-Jürgen Zigelski,
(Hans-Henning Stober)
MichelleKristina Love,
(Venera Jakupov
Floor Krijnen)

TinaMarcella Adema,
(Claire Brazier)
Schwester Mary HannahKristina Love
Schwester Mary Aurora DelucaMarcella Adema
Schwester Mary EmerencianaDenise Lucia Aquiono
Schwester Mary GingerClaire Brazier
Schwester Mary Charlotte Petronella TheresiaKristel Constant
Schwester Mary LaferMona Graw
Schwester Mary NirvanaSonja Herrmann,
(Lanie Sumalinog)
Schwester Mary LichterSteffi Irmen
Schwester Mary JuanaVenera Jakupov
Schwester Mary BerryDenise Jastraunig
Schwester Mary AlphonsaJosefien Kleverlaan
Schwester Mary vom göttlichen Herzen JesuFloor Krijnen
Schwester Mary TheresaLanie Sumalinog
Schwester Mary LouVanessa Wilcek
Schwester Mary Felicitas IsabellaAmani Robinson
EnsembleKarim Ben Mansur
Benét Monteiro
Hans-Henning Stober
Daniel Tejeda
SwingsKristel Constant
Venera Jakupov
Josefien Kleverlaan
Sebastian Krolik
Justus Schmeck
Vanessa Alexandra Wilcek
Band
KeyboardRobert Paul
Gela Megrelidze
Klarinette, SaxofonChristian Vogel
GitarreGregory Dinunzi
DrumsAlexander Hötzinger
BassDirk Schmigotzki
PercussionAndreas Birnbaum
 
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CAST (HISTORY)
=in Berlin=
Deloris van CartierAisata Blackman
Kristina Love
Mutter OberinDaniela Ziegler
Eddie FritzingerGino Emnes [Berlin
Niedernhausen]
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
So, 16.10.2016 18:00Theater des Westens, BerlinPremiere
Di, 18.10.2016 19:30Theater des Westens, Berlin
Mi, 19.10.2016 18:30Theater des Westens, Berlin
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