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KURZBEWERTUNG |
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Ein wirkungsvoller Einsatz der Drehbühne, ein für dieses Stück ungewohnt großes Orchester und ein harmonisches Ensemble stehen auf der Habenseite dieser Produktion. Leider versäumt die Regisseurin, die Beziehungen der Paare nicht bloß im Dialog ablaufen, sondern auch nachvollziehbar werden zu lassen.
„Willkommen“ steht in überdimensionaler Frakturschrift über der Bühne des Kit Kat Clubs. Das Wort leuchtet wenig einladend kalt im dunklen Bühnenraum. Ebenso wenig Gefühl gibt es im Club. Der überdrehte Amüsierbetrieb bietet dekadente, laute Unterhaltung und schnelle Kontakte zu Personen mehr oder weniger aus dem einschlägigen Gewerbe – eine Atmosphäre emotional so eisig wie das Lächeln des Conférenciers.
Die Wandtäfelung des Großen Hauses zieht sich bis auf die Bühne und bildet den Rahmen für eine große, nach vorne und hinten fahrbaren Drehbühne (Bühne: Friedrich Eggert), die wechselweise den Club oder zwei Zimmer in Fräulein Schneiders Pension zeigt oder auch die Grenzen zwischen Wohnung, Cabaret und einer Fantasiewelt dazwischen verschwimmen lassen kann. Zusammen mit guter Ausleuchtung und schönen Kostümen beeindruckt die Optik.
Die musikalische Seite ist bemerkenswert anders als gewohnt. Für „Cabaret“-Verhältnisse sitzen ziemlich viele Musiker im Orchestergraben (Leitung: Michael Nündel). Dadurch sind einige Songs etwas glatt; es fehlt ein bisschen das gewohnte Schroff-Scheppernde. Dafür klingen die Lieder, die nicht auf der Cabaret-Bühne gesungen werden, sehr üppig und weniger nach „Dreigroschenoper“ als nach gut instrumentiertem, klassischem Musical. Warum mitten in den Liedern zwischen Deutsch und Englisch gewechselt wird, ist dabei nicht ganz nachvollziehbar.
Die Choreographien von Christopher Tölle sind knackig und in abonnentenfreundlichem Maß derb, auch wenn die Pose „der Conférencier nimmt die Tänzerin / den Tänzer von hinten“ inflationär oft verwendet wird.
Die Gefühlskälte des Kit Kat Klubs überträgt sich leider auch auf die Rolleninterpretationen. Dorothea Maria Müller lässt in ihrer Darstellung der Sally Bowles kalt. Ihre Oberflächlichkeit ist nicht durch Naivität, Quirligkeit oder Charme getarnt, und das macht es schwer, für diese Figur etwas zu empfinden. Nur in ihren Auftritten im Club, wenn sie aus der Handlung herausgenommen und für sich ist, kann sie Emotionen zeigen, aber auch in „Maybe This Time“ und „Cabaret“ („Mein Herr“ ist gestrichen) braucht es einen gewissen Anlauf bis sich – unterstützt vom sehr sattem Orchesterklang – ein Gefühl einstellt. Stimmlich ist Müller eine Idealbesetzung. Es bleibt der Eindruck, dass da auch darstellerisch mehr drin gewesen wäre.
Die Beziehung Clifford – Sally ist ein weiteres Problem der Inszenierung. Der junge Amerikaner, der nicht nur wegen des Schreibens, sondern auch wegen der sexuellen Freizügigkeit nach Berlin gekommen ist, wird am Anfang als ganz klar homosexuell dargestellt. Es wird nicht versucht zu erklären, wieso er etwas mit Sally anfängt. Ihr Kennenlernen im Kit Kat Klub ist rein platonisch – zumindest merkt man nicht, dass sie mehr verbinden könnte als die gemeinsame Sprache. Clifford Bradshaw ist eine ziemlich undankbare Rolle. Er ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, steht aber im Schatten der Figuren um ihn herum. Markus Schneider gibt ihm sympathische, jungenhafte Unbekümmertheit und stellt glaubhaft die Entwicklung seiner Figur dar. Bedauerlich, dass er nur wenig zu singen hat, denn sein heller, leichter Tenor ist sehr angenehm.
Petra Weltenroth (Fräulein Schneider) und Thomas Mehnert (Herr Schultz) harmonieren sehr gut, aber auch hier versagt die Regie, das Verhältnis der beiden deutlich herauszuarbeiten. Erst flirten sie ein bisschen unbeholfen miteinander und plötzlich liegt Herr Schultz auf Fräulein Schneiders Sofa. Ihr Zimmer ist eher diffus im Bühnenbild verortet. Es wird nicht klar, ob Fräulein Schneiders Bett auf dem Flur steht oder ob sie ein kaum möbliertes Durchgangszimmer hat. Ihre Mieterin Fräulein Kost (lebendig, liebenswert und bei „Der morgige Tag ist mein“ mit einem unerwarteten Bruch zur Ernsthaftigkeit: Marianne Curn) und ihre Kunden laufen jedenfalls ständig vorbei.
Michael Pegher, Mitglied des Darmstädter Opernensembles, nutzt für die Darstellung des Conférenciers seine klassische Stimme um nach elegantem Operettentenor der 30er Jahre zu klingen, kann ihr aber auch eine gewisse Schärfe geben. Von Auftritt zu Auftritt wird seine Figur düsterer und diabolischer.
Ernst Ludwig, Cliffs erster Kontakt in Deutschland und Devisenbeschaffer der aufkommenden Nazis, bekommt von Christoph Bornmüller eine gelungene Mischung aus Herzlichkeit und Zwielichtigkeit. Zusammen mit den Cast-Mitgliedern (besonders wandlungsfähig: Marc Baumann, Steven Klopp und Florian Weigel in diversen Rollen) ergibt sich ein sehr gut funktionierendes Ensemble, auch wenn der Dialog in der besuchten Vorstellung etwas flüssiger und straffer hätte laufen können.
Der Opernchor wird als Publikum des Kit Kat Klubs und als Gäste bei der Verlobungsfeier von Fräulein Schneider und Herrn Schultz eingesetzt. Die Choristen spielen auf die bekannte, etwas unbeholfene Weise, aber wenn ein kompletter Opernchor voller Inbrunst „Oh Vaterland, Vaterland zeig uns den Weg“ singt, überläuft einen ein Schauer des Unbehagens. Übertriebene Hinweise auf aktuelle politische Entwicklungen verkneift sich die Regie – sie sind auch so deutlich genug.
Nicole Claudia Weber bringt in ihrer Inszenierung die Geschichte, von ein paar geisterhaften Auftritten des Conférenciers abgesehen, konventionell auf die Bühne. Hätte sie mehr Wert auf die emotionale Grundlagen der Beziehungen der handelnden Personen gelegt, wäre daraus womöglich mehr als ein solider, wenn auch kurzweiliger Abend geworden.
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KREATIVTEAM |
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Buch | Joe Masteroff |
Musik | John Harold Kander |
Gesangstexte | Fred Ebb |
Musikalische Leitung | Michael Nündel |
Inszenierung | Nicole Claudia Weber |
Bühne und Kostüme | Friedrich Eggert |
Choreographie | Christopher Tölle |
Dramaturgie | Mark Schachtsiek |
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CAST (AKTUELL) |
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Fräulein Schneider | Annette Luig |
Sally Bowles | Katharina Schutza |
Clifford Bradshaw | Dominik Hees |
Herr Schulz | Thomas Mehnert Moritz Gogg |
Conférencier | Gunnar Frietsch |
Ernst Ludwig | Christoph Bornmüller |
Fräulein Kost | Marianne Curn |
Die Cabaret Girls | Nina Bülles Marianne Curn Lena Lafrenz Claudia Artner Ellen Wawrzyniak Victoria Spindler |
Die Cabaret Boys | Steven Klopp Florian Weigel Claus Opitz Brady Harrison |
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CAST (HISTORY) |
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Fräulein Schneider | Petra Welteroth |
Sally Bowles | Dorothea Maria Müller |
Clifford Bradshaw | Markus Schneider |
Herr Schulz | Thomas Mehnert |
Conférencier | Michael Pegher |
Ernst Ludwig | Christoph Bornmüller |
Fräulein Kost | Marianne Curn |
Die Cabaret Girls | Nina Bülles Marianne Curn Lena Lafrenz Claudia Artner Ellen Wawrzyniak |
Die Cabaret Boys | Steven Klopp Florian Weigel |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Sa, 30.01.2016 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | Premiere | |||||||
Sa, 06.02.2016 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
Sa, 27.02.2016 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
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Fr, 11.03.2016 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
Fr, 18.03.2016 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
Do, 14.04.2016 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
Mi, 27.04.2016 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
Sa, 14.05.2016 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
So, 29.05.2016 16:00 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
So, 05.06.2016 18:00 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
Di, 14.06.2016 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
Sa, 25.06.2016 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
Fr, 01.07.2016 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
Sa, 16.07.2016 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
Fr, 11.11.2016 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
Fr, 18.11.2016 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
Do, 15.12.2016 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
Do, 29.12.2016 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
Fr, 13.01.2017 19:30 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
So, 29.01.2017 18:00 | Staatstheater, Darmstadt | ||||||||
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