Nikolas Heiber, Lucy Scherer & Ensemble © Stage Entertainment
Nikolas Heiber, Lucy Scherer & Ensemble © Stage Entertainment

Rocky (2015 - 2017)
Palladium Theater, Stuttgart

Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Ebenso wie seinerzeit in Hamburg gelingt „Rocky“ auch in Stuttgart der Spagat zwischen anrührender Geschichte, die ans Herz geht, und Hightech-Bühnenshow, bei der man aus dem Staunen nicht herauskommt. Hervorragende Darsteller machen den unterhaltsamen Musicalabend perfekt.

Vor fast genau drei Jahren feierte „Rocky“ in Hamburg seine Weltpremiere und belehrte diejenigen eines Besseren, die anzweifelten, dass gerade dieser „musical-untypische“ Film mit Sylvester Stallone als Bühnenshow überhaupt funktionieren könne. Nun ist die Eigenproduktion der Stage Entertainment vom hohen Norden in den Süden der Republik weitergezogen, wobei sie wenige marginale Änderungen erfahren hat.

Inhaltlich ist alles beim Alten geblieben: Auch in Stuttgart kämpft Rocky sowohl für seine Liebe zu Adrian als auch für seine Erfolge als Boxer. Dabei sind die Figuren so herrlich alltäglich, dass es eine Freude ist, ihnen zuzuschauen. Rocky ist – ähnlich wie im Film – nicht der große Held, sondern der kleine Mann von der Straße mit Träumen und Visionen. Er ist einerseits beruflich verbissen und skrupellos, andererseits ist er aber zu schüchtern, Adrian überhaupt anzusprechen und zu einem Date einzuladen. Diese Gegensätzlichkeit bringt Rocky-Darsteller Nikolas Heiber hervorragend über die Rampe. Seine herrlich tumben Annäherungsversuche machen Rocky ungemein sympathisch. Sei es sein ständiges „Yo, Adrian“, mit dem er seine Angebetete begrüßt, oder seine gleichgültig und monoton wirkende Stimmlage, die ihn ausgesprochen schnodderig wirken lässt – schauspielerisch überzeugt er auf ganzer Linie. Gesanglich gefällt seine saubere Diktion und seine ruhige, warm gefärbte Singstimme. Außerdem schafft es Heiber, dieses kraftraubende Stück vom Auftaktkampf über die schweißtreibende „Eye Of The Tiger“-Trainingssequenz bis zum finalen Boxkampf auf den Punkt abzuliefern. Schauspielerisch, gesanglich und choreografisch (mit dem Finalkampf als einer der komplexesten Choreografien überhaupt) ist das Hochleistungssport.

Ebenso grundsympathisch gibt Lucy Scherer das Mauerblümchen Adrian, welches anfangs völlig eingeschüchtert daherkommt, sich jedoch im Laufe des Stückes emanzipiert. Ein wenig an Glinda in „Wicked“ erinnernd, wirkt ihr Schauspiel immer spontan und nie aufgesetzt, was dem Stück zugute kommt. Es fällt leicht, sich mit ihr zu identifizieren. Ihre klare Stimme überzeugt durchweg; wunderbar eindringlich gelingt ihr der Song „Wenn es weiter regnet“, in dem sie ihre verborgenen Träume besingt und sich aus ihrem Alltag fortsehnt.

Besonders stark sind Scherer und Heiber immer dann, wenn sie zusammen auf der Bühne stehen. Da beide Darsteller schauspielerisch sehr begabt sind, wirkt das Paar ungemein anrührend. Szenen wie die Schlittschuhfahrt in der Eishalle mit dem Song „Mehr als nur ich und du“ oder das gemeinsame Schmücken des Weihnachtsbaumes lassen den Zuschauer an den sehr intimen Momenten teilhaben. Gerade die Diskrepanz zwischen technischem Bombast und kleiner, intimer Liebesgeschichte machen den Reiz von „Rocky“ aus, was zu großen Teilen an der gut funktionierenden Symbiose der beiden Hauptdarsteller liegt.

Rockys Antagonist Apollo Creed wird von Gino Emnes gespielt. Ihm gehört ein neuer Song, der speziell für die Stuttgarter Produktion eingebaut wurde, nämlich der aus dem Original-Soundtrack stammende James-Brown-Klassiker „Living In America“, den Apollo in einer für das Musical abgewandelten Version inklusive tanzender Freiheitsstatue singen darf. Neben „Gonna Fly Now“ und „The Eye Of The Tiger“ erhält das Musical mit „Living In America“ somit eine weitere Hymne aus dem Film – sicherlich ein Gewinn für das Stück, denn als Showstopper funktioniert die Szene bestens.

Als Trainer Mickey steht Norbert Lamla auf der Bühne des Stage Palladium Theaters. Er hat zwar keine sonderlich prägnanten Songs, überzeugt jedoch schauspielerisch in seiner Rolle als Trainer, der am Ende sein Herz für Rocky gewinnt.

Musikalisch bleibt es größtenteils bei der aus der Hamburger Inszenierung bekannten Mischung aus Pop, Disco und Balladen – mit den bereits erwähnten Hymnen gespickt ein durchaus unterhaltsamer Score. „Die Nase hält noch“ wurde in Stuttgart durch das ähnlich klingende „Noch fall ich nicht“ ersetzt, das musikalisch wenig hergibt und seltsam unmelodisch klingt. Letztlich dient es jedoch der Fortführung des Plots und ist nicht weiter störend.

Liebesgeschichte auf der einen, technischer Bombast auf der anderen Seite – dies sind sicher die Hauptschlagwörter, wenn es um die Beschreibung der Show geht. Bühnenbilder Chris Barreca zeigt beeindruckend, was heutzutage in Sachen Theatertechnik möglich ist. Von „einfachen“ Videoinstallationen über hereinfahrende Bühnenwagen, die ganze Wohnungen transportieren, bis hin zum multifunktionalen Boxring, der teilweise über den Schauspielern schwebt – technisch gesehen ist „Rocky“ eine der aufwändigsten deutschen Großproduktionen. Highlight ist natürlich der Boxkampf am Ende der Show, bei dem die Zuschauer der vorderen Reihen auf die Bühne umziehen, um Platz für den Boxring zu schaffen, der in die Mitte des Theaters geschoben wird. Kommentatoren über den Köpfen der Zuschauer, Live-Videoprojektionen, laute Musik, Lichtinstallationen von allen Seiten, Nummern-Girls und die Schauspieler inmitten des Publikums – all dies führt zur vollkommenen Illusion eines realen Boxkampfes, der dann durch eine ausgeklügelte Choreografie und Dramaturgie (Zeitlupen, aufgeschminkte Wunden) vollends echt wirkt. Ein perfekter Abschluss einer von Alex Timbers clever inszenierten Show.

„Rocky“ ist auch in Stuttgart ein mitreißendes Spektakel, das auf ganzer Linie überzeugt. Hier wird weder in die Kitsch-Falle getappt, noch „erschlägt“ einen die Technik, sondern beide Elemente verschmelzen zu einem ausgewogenen Ganzen und sorgen für beste Musicalunterhaltung.

 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
MusikStephen Flaherty
LiedtexteLynn Ahrens
BuchThomas Meehan
Übersetzung BuchRuth Deny
Übersetzung LiedtexteWolfgang Adenberg
RegieAlex Timbers
Co-RegieChristoph Drewitz
Musikalische LeitungBob Edwards
ChoreografieKelly Devine
KampfchoreografieSteven Hoggett
BühneChris Barreca
KostümeMarcus Minini
LichtChristopher Akerlind
SoundPeter Hylenski
VideoPablo N. Molina
Special EffectsJeremy Chernick
Perücken und Make-UpHarold Mertens
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
=09/2016-01/2017=
RockyNikolas Heiber,
(Antonio Orler
Hannes Staffler)

AdrianWietske van Tongeren,
(Anne Hoth
Silke Braas-Wolter [22.07.-08.10.2016]
Carmen Danen)

ApolloOrion OJ Lynch,
(Trevor Jackson
Luther Simon)

MickeyNorbert Lamla,
(Michael Flöth
Mathias Kusche)

PaulieAlex Brugnara,
(Silvio Römer
Hannes Staffler)

GloriaRosalie de Jong,
(Anja Backus
Rose Oullette)

Gazzo / Jimmy MichaelsMathias Kusche,
(Michael Flöth
Timo Melzer
Hannes Staffler)

Miles Jergens / Tommy CrosettiRudi Lenk,
(Lucas Baier
Michael Flöth)

AngieAnja Backus,
(Anne Hoth
Lorena Mazuera Grisales)

JoanneRose Oullette,
(Anne Hoth)
EnsembleEmanuele Caserta
Anneke Dacres
Dominik Doll
Enrico Treuse
Antonio Calanna
Kerry Jean Demeny
Daniele Nonnis
Joop Leiwakabessy
Denys Magda
Silke Braas-Wolter [22.07.-08.10.2016]
Timo Muller
Antonio Orler
Rose Ouellette
Anja Backus
Luther Simon
Andrea Scibilia
SwingsLucas Baier
Marc Früh
Anne Hoth
Lorena Mazuera Grisales
Timo Melzer
Silvio Römer
Carmen Danen
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (HISTORY)
=11/2015-09/2016=
RockyNikolas Heiber,
(Antonio Orler
Hannes Staffler)

AdrianLucy Scherer [-29.04.2016],
(Anne Hoth
Marle Martens
Silke Braas [22.07.-08.10.2016])

ApolloGino Emnes,
(Trevor Jackson
Orion OJ Lynch)

MickeyNorbert Lamla,
(Michael Flöth
Mathias Kusche)

PaulieAlex Brugnara,
(Oliver Morschel
Joseph Reichelt)

GloriaRosalie de Jong,
(Denise Obedekah
Melanie Ortner)

Gazzo / Jimmy MichaelsMathias Kusche,
(Michael Flöth
Timo Melzer
Hannes Staffler)

Miles Jergens / Tommy CrosettiRudi Lenk,
(Lucas Baier
Michael Flöth)

AngieMarle Martens,
(Anne Hoth
Lorena Mazuera Grisales
Melanie Ortner)

JoanneRose Oullette,
(Anne Hoth
Melanie Ortner)

EnsembleAisata Blackman
Emanuele Caserta
Dominik Doll
Marco Heinrich
Joop Leiwakabessy
Orion OJ Lynch
Denys Magda
Marle Martens
Oliver Morschel
Timo Muller
Denise Obedekah
Antonio Orler
Rose Ouellette
Joseph Reichelt
SwingsLucas Baier
Marc Früh
Anne Hoth
Lorena Mazuera Grisales
Timo Melzer
Melanie Ortner-Stassen
Silvio Römer
Andrea Scibilia
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Mi, 11.11.2015 19:30Palladium Theater, StuttgartPremiere
Fr, 13.11.2015 19:30Palladium Theater, Stuttgart
Sa, 14.11.2015 14:30Palladium Theater, Stuttgart
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