Ritter der Tafelrunde  © Andreas J. Etter
Ritter der Tafelrunde © Andreas J. Etter

Artus Excalibur (2014 - 2016)
Theater, St. Gallen

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Die Zutaten für ein erfolgreiches Musical stimmen: eine hervorragende Cast mit starken Stimmen, einnehmende Wildhorn-Melodien, eine ansprechende Ausstattung. Eine faszinierende Sage um König Artus – und doch mag der Funke bei der Weltpremiere von „Artus – Excalibur“ aufgrund der zu sehr vorhersehbaren und konstruierten Geschichte nicht gänzlich aufs Publikum überspringen.

Zu Recht ist Frank Wildhorn beim Schlussapplaus stolz auf das Orchester unter der versierten Leitung von Koen Schoots des Theater St. Gallen. Mit viel Energie und Liebe zum Detail wurde die Orchestrierung umgesetzt. Frank Wildhorn hat feine, aber auch mächtige irische Weisen einfließen lassen. Gespickt ist das Musical auch mit den bekannten Wildhorn-Elementen wie großen Soli, Duetten und Ensemblestücken. Beim ersten Hören ist kein richtiger Ohrwurm auszumachen, jedoch bleibt das Hauptthema gut im Ohr. Die Musik ist ruhiger, weniger romantisch wie von Wildhorn gewohnt – überzeugend.

Die Bühne (Peter J. Davison) besteht bis auf Fahnenelementen bei der Krönungsszene gänzlich aus hellem Holz. Den Mittelpunkt des Geschehens bildet die runde Holztafel, die aus dem Untergrund der Bühne hochgefahren werden kann (das Theater musste für das schwere Utensil zusätzlich einen Lift einbauen). Stimmige Licht- und ausgefallene Bildprojektionen (Mark McCullough und S. Katy Tucker) zeigen die Grundstimmungen der einzelnen Szenen an. Die Kostüme von Sue Willmington sind an die Mode der Epoche angelehnt und ergänzt mit modernen Elementen. Insbesondere die Kostüme von Merlin und Morgana sind glänzend umgesetzt.

Der Schwachpunkt der Inszenierung ist das Buch (Ivan Menchell). Man hat als Zuschauer oft das Gefühl, die Geschichte geht zu rasch und zu offensichtlich voran. Umgesetzt hat Francesca Zambello diese mit viel Gefühl für die Stimmigkeit und Schönheit der einzelnen Szenen. Die Einführungsszene auf dem Schlachtfeld ist beispielsweise eindrucksvoll. Man wähnt sich hier tatsächlich auf irischem Grund und Boden (inkl. Nebelschwaden).

Der Schwerpunkt der Artus-Sage liegt hier auf der Liebesgeschichte, der Entstehung der Tafelrunde und dem Weg von König Artus. Dazu tauchen in St. Gallen die Figuren Merlin und Morgana auf, welche dem Geschehen einen mystischen Aspekt geben.

Nur lässt die Erzählung den Hauptdarstellern und dem Ensemble sehr wenig Platz, Tiefe in ihre Charaktere zu bringen. Besonders im ersten Akt mutet die Inszenierung manchmal eher konzertant an. Das Auf- und Abtreten der Protagonisten wirkt zu konstruiert und offensichtlich. Im zweiten Akt nimmt die Geschichte an Fahrt auf. Ein bisschen mehr Zeit (das Stück ist eher kurz gehalten), einen flüssigeren Übergang und mehr Einblick in die Intentionen der einzelnen Protagonisten und Ensemblerollen hätten dem Stück und dem Verlauf gut getan.

Beim Casting setzt man auf bekannte und erfahrene Darsteller. Sabrina Weckerlin als Morgana zeigt sich gewohnt stimmstark. Sie zeigt eine schöne, kämpferische Morgana, die ihre Fähigkeiten gekonnt einsetzt. Für die Rolle des Merlin, ihr Gegenpart, konnte Thomas Bochert gewonnen werden. Merlin führt als Erzähler durchs Stück und zieht die Fäden rund um die Artus-Sage. Borchert tut dies souverän, weise und mit Schalk. Wenn Merlin auf die Bühne tritt, umweht ihn stets eine mystische Ausstrahlung. Eine großartige schauspielerische und stimmliche Interpretation der Schlüsselfigur der Inszenierung.

Annemieke van Dam ist eine anmutige, natürliche Guinevere. Sie überzeugt mit ihrer klaren, warmen Stimme und in der Wandlung zur selbstbewussten Königin. Mark Seibert interpretiert den Lancelot mit eher kleinen Gesten und strahlt stets an der Seite von Artus stehend eine innere Ruhe und Stolz aus. Seine Stimme ist gereift, warm, einfühlsam und sicher. Mit seinem Solo, in dem er sich die Liebe zu Guinevere gesteht, vermag er das Publikum sehr zu berühren.

Seine Rolle als König Artus spielt Patrick Stanke mit Bravour. Die Wandlung vom unsicheren, zweifelnden Menschen zum couragierten König ist bestechend. Es freut, dass Stanke stimmlich viel wagt, und dabei viel Gefühl hinein legt. Die Emotionen sind dadurch stark spür- und fassbar. Das optimal besetzte Ensemble zeigt sich durchgängig stimmstark. Ob der Qualität ist es bedauernswert, dass sie ihre Rollen nicht vertiefen dürfen und nur als gute Gesamtleistung in Erinnerung bleiben.

„Artus – Excalibur“ überzeugt nicht auf ganzer Linie und doch ist ein Besuch zu empfehlen. Wer eine hochkarätige Cast, eine brilliante Ausstattung und stimmige Kompositionen mag, sollte einen Abstecher nach St. Gallen unternehmen. Insbesondere die vom Orchester St. Gallen wunderbar dargebotene Wildhorn-Musik ist diese Reise wert.

 
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KREATIVTEAM
MusikFrank Wildhorn
BuchIvan Menchell
LiedtexteRobin Lerner
Deutsche FassungNina Schneider
Orchestrierung und ArrangementKoen Schoots
Musikalische LeitungKoen Schoots
DirigentenKoen Schoots
Stéphane Fromageot
InszenierungFrancesca Zambello
BühnePeter J. Davison
KostümeSue Willmington
LichtMark McCullough
ProjektionenKaty Tucker
TondesignStephan Linde
Christian Scholl
ChoreografieEric Sean Fogel
KampfszenenRick Sordelet
 
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CAST (AKTUELL)
ArtusPatrick Stanke
LancelotMark Seibert
Anton Zetterholm
MerlinThomas Borchert
GuinevereAnnemieke van Dam
Lisa Antoni
MorganaSabrina Weckerlin
Mutter Oberin und Mutter GuineveresColleen Besett
IgraineJeannine Michele Wacker
Stéphanie Signer
Loth von OrkneyRobert Johansson
Sir GarethKevin Foster
PriesterMarc Lamberty
EctorAlexander Bellinkx
Uther PendragonRupert Markthaler
Richard Leggett
LucanGero Wendorff
EnsembleColleen Besett
Marle Martens
Amélie Dobler
Stéphanie Signer
Ariane Swoboda
Jeannine Michele Wacker
Gero Wendorff
Marc Lamberty
Rupert Markthaler
Robert Johansson
Samuel Tobias Klauser
Alexander Bellinkx
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 15.03.2014 19:30Theater, St. GallenPremiere
So, 23.03.2014 14:30Theater, St. Gallen
So, 23.03.2014 19:30Theater, St. Gallen
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