Jens Krause © © Andreas Hartmann
Jens Krause © © Andreas Hartmann

Ein Käfig voller Narren (2014)
Hildesheim

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„Ein Käfig voller Narren“ funktioniert am Besten mit einem gut besetzten Orchester und großem Schauspielensemble. Das Theater für Niedersachsen hat sich dieser Herausforderung gestellt und sie überwiegend charmant bezwungen.

Nachdem Jens Krause eher selten in Titelrollen zu sehen war, darf er nun in der Rolle des Albin/Zaza die Stöckelschuhe im Hildesheimer „Cage aux Folles“ auspacken und als Grande Dame die Bühne auf der Bühne bezaubern. Krause beherrscht dabei den Gang auf hohen Absätzen genauso wie den großen Ambitus seiner Gesangsnummern. Routiniert, schillernd und verletzlich zugleich spielt er sich schnell in die Herzen des Publikums.

Die Regie in Hildesheim übernimmt mit Katja Buhl die Leiterin der hiesigen Musicalcompany. Sie bietet wenig neue Regieideen an, sorgt allerdings mit witzigen Detail-Einfällen immer wieder für spontanen Szenenapplaus und ein in sich rundes Gesamtbild. Gags zünden schnell und die Hildesheimer Darsteller verfügen wie gewohnt über ein hervorragendes Timing. Besonders Alexander Prosek als Butler/Zofe schillert neben Krause und vermag dabei, die Sympathien des Publikums immer wieder auf sich zu lenken. Etwas glanzloser wirkt dagegen Oliver Jaksch als Gastverpflichtung. Seine Rolle des Georges legt er stimmlich sicher, dafür aber eher plakativ an. So entsteht eine zwar charmante, aber oft von der Handlung zu distanziert und weniger warmherzig wirkende Figur, als es die Rolle erwarten ließe. Dem hohen Rollenbedarf des Stücks sind auch weitere Gastauftritte aus dem TfN-Chor geschuldet: Wojciech Mastalerz-Eggers, Agnes Buliga-Contras, Stephan Freiberger und Tanja Westphal springen ein und machen damit den „Cage aux Folles“ erst für das TfN spielbar. Ihnen merkt man die etwas geringere Bühnenerfahrung zeitweise an, ihre Leistung gibt dem Stück allerdings auch einen besonderen Charme.

Begleitende Choreographien sind nicht die Stärke Katja Buhls, wohl aber die Shownummern auf der Bühne des Varietés. Hier choreographiert sie mit einem Augenzwinkern und einer kleinen Prise Klamauk. Girl-Reihe und strahlende Finalbilder schillern über die Rampe in den Zuschauerraum. Dirk Immich setzt bei seinen Kostümen auf knallige Farben im Stoff und Haar. Die sonst eher schlicht gehaltenen Stoffe wirken dabei als gekonnter Kontrast zu glitzernden Kleidern der Zaza. Sein Bühnenbild hingegen ist schwer einzuordnen. Zwar lehnt es sich in der Wahl des Materials und der Formen an den Chic der 70er Jahre und mit etwas Phantasie lassen sich auch abstrakte Straßenzüge oder Clubbühnen St. Tropez‘ erkennen. Allzu oft erinnert es allerdings an die Kulisse einer Schultheateraufführung. Umbaupausen ziehen sich zum Teil zäh hin. Das fällt vor allem dann auf, wenn auch die Partitur des Orchesters keine weiteren Noten zur Überbrückung bereit hält und plötzliche Stille eintritt.

Das Lichtdesign im TfN ist quirlig bunt und verfällt dabei zeitweise etwas dem „Farbmatsch“. An anderen Stellen zaubert es mit satten, klaren Farben ein eindrucksvolles Ambiente. Durch geschickte Farbwahl kitzelt es immer wieder neue Nuancen aus dem Bühnenbild heraus. Bei der Wahl der Mittel wird auf Goboeinsatz weitestgehend verzichtet. Das Licht ahmt in der Wirkung so die technischen Gegebenheiten der 70er Jahre nach, was in sich stimmig wirkt. Hin und wieder wäre ein sich aufbauendes Lichtbild bei einzelnen Songs schön gewesen (z.B. bei „Ich bin, was ich bin“). Etwas unglücklich sind auch die zu spärlich eingesetzten Verfolgerspots gelöst. Stehen Schauspieler nicht präzise, verschwindet immer wieder die ein oder andere Hand und auch mal der Kopf im Dunkeln.

Besonders erfreulich ist das Orchester unter der Leitung von Leif Klinkhardt. Entgegen dem allgemeinen Sparwahn in diesem Bereich setzt das TfN auf über 20 Musiker im Orchestergraben. Das Ergebnis ist ein warmer, natürlicher und kraftvoller Klang von der ersten bis zur letzten Note. Auch die Tonmischung ist überwiegend sauber. Nur selten sind einzelne Passagen von Songs schwer verständlich oder etwas zu leise.

Das TfN hat mit dem „Käfig voller Narren“ ein (für seine Verhältnisse) großes Projekt gewagt. Dabei ist es ihm gelungen, viele schöne und sehenswerte Momente auf die Bühne zu zaubern. An einigen kleinen Stellen hakte es bei der Premiere noch, Spaß macht dieser schillernde Abend dennoch. Wenn Umbauphasen besser koordiniert, der Spoteinsatz verbessert und etwas mehr Routine eintritt, muss sich die Hildesheimer Produktion an keiner Stelle mehr vor großen Produktionen mit entsprechend größerem Budget verstecken. Im Preis-Leistungs-Verhältnis ist sie schon jetzt sehenswert.

 
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KREATIVTEAM
Musikalische LeitungLeif Klinkhardt
Inszenierung und ChoreografieKatja Buhl
Bühne und KostümeDirk Immich
 
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CAST (AKTUELL)
GeorgesOliver Jaksch
Tom Zahner
AlbinJens Krause
Jean-MichelJens Plewinski
Anne DindonAnnika Dickel
ChantalJonas Hein
DermahMagdalene Orzol
HannaAnnika Dickel
MercedesTim Müller
OdetteCaroline Zins
PhaedraJarred Ramon Bailey
JacobAlexander Prosek
JacquelineMichaela Linck
Eduard DindonWojciech Mastalerz
Mme DindonAgnes Buliga-Contras
Francis / M RenaudStephan Freiberger
Mme RenaudTanja Westphal
  
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 15.02.2014 19:30Großes Haus, HildesheimPremiere
Di, 18.02.2014 19:30Großes Haus, Hildesheim
Mi, 19.02.2014 20:00Theater auf dem Hornwerk, Nienburg
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