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Möchten Sie wirklich Gast bei Ihrer eigenen Beerdigung sein? Wahrscheinlich nicht mehr, wenn Sie diese schwarzhumorige Musical-Comedy von Marc Schubring und Wolfgang Adenberg gesehen haben. Ein kurzweiliger Spaß, vom Publikum begeistert gefeiert.
Irgendeine interessante Leidenschaft muss die Verstorbene doch gehabt haben. Etwas, das mehr hergibt als ihre selbst gehäkelten Kissenbezüge? Eventbestatter Frank Featherbed bohrt gnadenlos nach, bis der verzweifelte Witwer schließlich zugibt: „Es ist ein bisschen peinlich, aber … sie mochte Musicals.“ Featherbed juchzt begeistert auf – und arrangiert eine Phantom-der-Oper-Trauerfeier, Boot und Kerzen inklusive, er selbst als Phantom und die Leiche als Christine.
Mit absurden Szenen wie dieser, aber auch kleineren, genüsslich ausgeschlachteten Skurrilitäten rund um das Thema Tod und Bestattung ist „Zum Sterben schön“ witzig, positiv und kurzweilig. Und das, obwohl die Show mit fast drei Stunden (inklusive Pause) XL-Format hat.
Dabei setzen Autor Wolfgang Adenberg (sein Text basiert auf dem britischen Film „Grabgeflüster“ von 2002) und Regisseur Jörg Gade auf das bewährte Komödienrezept, die Hauptfiguren eher bescheiden anzulegen und den gesamten Wahnsinn um sie herum zu bauen. So gibt Alexander Prosek den Bestatter Boris Plots als anfangs eher unbeholfenen Junggesellen, der erst dann zur Entscheidungsstärke findet, als es wirklich darauf ankommt – als er nämlich die Chance sieht, die schon seit Schulzeiten angehimmelte Betty für sich zu gewinnen. Seinen Plan, ihren Tod vorzutäuschen, sie offiziell zu beerdigen, in Wahrheit aber mit ihr nach Tahiti durchzubrennen, verfolgt er dann mit dem Dickkopf eines Mannes, der sich vom wichtigsten Entschluss seines Lebens nicht abbringen lassen will.
Dass Betty (Magdalene Orzol) sich auf diesen Plan einlässt, ist nicht ganz logisch. Brenda Blethyn war schon Mitte 50, als sie diese Rolle im Film gespielt hat. Da ahnte man, dass ihre Betty sich in das Leben mit cholerischem Ehemann und tyrannischer Schwiegermutter nach und nach gefügt und irgendwann resigniert hat. Umso stärker ist dann ihre Entscheidung, daraus auszubrechen. Orzol ist als Bühnen-Betty dagegen eine junge Frau. Warum sie sich anfangs alles gefallen lässt, leuchtet nicht ein. Das ist wohl die Kehrseite, wenn man ein festes, junges Ensemble hat und daraus auch ältere Rollen besetzt. Auch die Schwiegermutter (Michaela Linck) wäre als Hausdrachen wohl um einiges beeindruckender, wenn die Darstellerin mal einfach 30 Jahre älter wäre.
Abgesehen vom Alter ist Magdalene Orzol eine hervorragende Besetzung. Die Bühnenchemie zwischen ihr und Prosek stimmt, die Annäherung zwischen beiden gelingt ebenso glaubwürdig wie auch das emotionale Hin und Her, als der Plan im Chaos zu enden droht. Im zweiten Akt kann Orzol dann, nach den eher betulichen Songs im ersten Akt, auch zeigen, was sie gesanglich drauf hat – und dass sie sowohl die Disney-Ballade („Die Dinge, die man liebt“) als auch den wütenden, fast schon rockigen Musical-Pop beherrscht („Bis ins Grab“, gesungen in einem halbdurchsichtigen Sarg).
Apropos Musik. Im ersten Akt setzt Komponist Marc Schubring auf Retro. Was da vom Orchester kommt (Leitung: Andreas Unsicker, Orchestrierung: Frank Hollmann) klingt stark nach den fünfziger Jahren: Swing, Tanzmusik und Pop mit Trompete und Posaune. Das gilt auch für die beste Nummer der Show, das Pausenfinale. Darin sind mehrere Erzählstränge, die am selben Ort spielen, in hohem Tempo zusammenmontiert (der sich anbahnende Sturz über die Klippe, der Mordversuch an Betty und der Eventbestatter Frank auf Promo-Tour). Schubring hat dazu den Ohrwurm „Tanz den Totengräber“ geschrieben, der an die Ensemblenummern in „Grease“ und „Hairspray“ erinnert. Der zweite Akt ist vom Sound her vielfältiger, ohne beliebig zu wirken. Ausgerechnet das Finale zündet allerdings nicht so richtig, obwohl oder weil es wieder mit den Mitteln der Montage arbeitet. Das wirkt unentschlossen, weil es auf kein echtes Ende hinausläuft.
Die Rolle des Bösewichts – in diesem Fall Bettys Ehemann Hugh – ist gewohntermaßen bei Jens Krause in guten Händen. Schade nur, dass die Figur keine Entwicklung durchmacht und man auch nichts über die Motive erfährt. So bleibt der Hugh dann doch beim Klischee des macht- und sexgierigen, korrupten Politikers stehen. Karoline Goebel spielt Hughs Geliebte Meredith Mainwarning deutlich dominanter und fieser als das Rollenvorbild im Film. Sie macht das hervorragend, aber ein paar Grautöne hätten auch dieser Figur gut getan.
Dem Eventbestatter Frank (Jonas Hein) und dessen Assistenten Delbert (Tim Müller) haben Schubring und Adenberg einige Abräumernummern geschrieben. Die beiden haben beim Publikum schnell die Beliebtheit der Kiss-me-Kate-Ganoven. Und das ist auch die Liga, in der „Zum Sterben schön“ mitspielt. Mit seinem schwarzen Humor spricht es jüngeres Publikum an. Mit seiner leicht zugänglichen, oft nach Retro klingenden Musik und seinen vielen Sprüchen auf gutem Boulevardniveau begeistert es aber auch das ältere Abonnentenpublikum – wie die begeisterten Reaktionen in der (ausverkauften) besuchten Vorstellung zeigen. Vielleicht erfordert es ja gar nicht so viel Mut, als Intendant im nächsten Spielplan auf die angestaubte „Kate“ zu verzichten und stattdessen „Zum Sterben schön“ auf diese Position zu setzen. Es wäre ein Gewinn.
Musik – Marc Schubring
Buch – Wolfgang Adenberg (nach dem Film „Grabgeflüster – Liebe versetzt Särge“, Drehbuch: Frederick Ponzlov)
Orchestrierung – Frank Hollmann
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Jörg Gade |
Musikal. Leitung | Andreas Unsicker |
Choreographie | Annika Dickel |
Bühne / Kostüme | Steffen Lebjedzinski |
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CAST (AKTUELL) |
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Boris Plots | Alexander Prosek |
Betty Rhys-Jones | Magdalene Orzol |
Hugh Ryhs-Jones | Jens Krause |
Frank Featherbed | Jonas Hein |
Delbert / Colin Warburton | Tim Müller |
Meredith Mainwarning | Karoline Goebel |
Dick / Mr. Pryce / Dr. Owen | Jens Plewinski |
Dilys Ryhs-Jones | Michaela Linck |
Miss Gwynnffrt / Mrs. Pryce / Wahlfrau | Caroline Zins |
Bankangestellte | Annika Dickel |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Sa, 23.02.2013 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | Premiere | |||||||
Sa, 02.03.2013 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
So, 03.03.2013 19:30 | Fritz-Reuter-Schule, Bad Bevensen | ||||||||
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Do, 07.03.2013 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
Fr, 08.03.2013 20:00 | Aula des Schulzentrums, Burgdorf | ||||||||
So, 10.03.2013 16:00 | Stadthalle, Clausthal-Zellerfeld | ||||||||
Mi, 13.03.2013 20:00 | Robert-Koch-Realschule, Langenhagen | ||||||||
Sa, 16.03.2013 20:00 | Theater am Aegi, Hannover | ||||||||
So, 17.03.2013 16:00 | Theater am Aegi, Hannover | ||||||||
Di, 19.03.2013 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
Mi, 03.04.2013 20:00 | Robert-Koch-Realschule, Langenhagen | ||||||||
So, 07.04.2013 19:00 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
Fr, 19.04.2013 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
Do, 16.05.2013 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
Fr, 28.06.2013 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
Mi, 16.10.2013 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
So, 20.10.2013 18:00 | Capitol, Offenbach am Main | ||||||||
Sa, 23.11.2013 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
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