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Nach mehrjähriger „Les Misérables“-Pause in Deutschland ist das Musical-Epos von Alain Boublil und Claude-Michel Schönberg open air auf dem Magdeburger Domplatz zu sehen. Die opulente Inszenierung legt die Messlatte für künftige Produktionen auf deutschen Bühnen hoch an.
Vor der beeindruckenden Kulisse des Magdeburger Doms lässt Regisseur Gil Mehmert die Welt der französischen Arbeiter, Studenten und Kleinkriminellen auf einer halbrunden, beweglichen Holzkonstruktion entstehen. Auf drei Stockwerken wird dem Zuschauer ein Einblick in Studentencafé, Klosterräume und schäbige Schlafgemächer ermöglicht. Das Rondell in der Mitte der Bühne wird dank geschickter Requisitenplatzierung mal zum Steinbruch, in dem Gefangene ihre Strafe abrackern, mal zum Schauplatz für die Straßenschlachten der Studentenrevolte, mal zum romantischen Garten, der zum Tête-à-Tête für Verliebte einlädt.
Dabei arbeiten Bühnenbildner Jens Kilian und Dramaturgin Johanna Jordan stets mit viel Liebe zum Detail – von den erleuchteten Domfenstern im Hintergrund, die im zweiten Akt einigen Szenen eine zusätzliche Dramatik verleihen, über das kleine Feuerwerk während der Hochzeitssequenz, bis hin zum Armeeoffizier, der auf einem Pferd auf der Bühne einreitet. Der Unterschied zur visuell eher minimalistisch-kargen Großproduktion von Cameron Mackintosh könnte kaum größer sein. Optisch überladen scheint die Bühne dabei jedoch zu keinem Zeitpunkt – und das auch trotz einer stolzen Ensemblegröße. Immerhin mehr als 70 Darsteller sind beim Schlussapplaus zu sehen. Dank mehrstöckiger Bühne und geschickter Personenregie ist das Ensemble so gut eingebunden, dass die Massenszenen zwar monumental, aber nie überfüllt wirken.
Die Akustik bleibt nicht hinter der Optik zurück. Gewaltige Chornummern, große Soli, symphonische Orchestermusik – es ist schon unter kontrollierten Bedingungen in einem Theatersaal eine anspruchsvolle Aufgabe an die Tontechnik, hier die richtige Mischung zu finden. Unter freiem Himmel, wo die Akustik dank unvorhersehbarer Wind- und Wetterverhältnisse ungleich schwerer zu kontrollieren ist, könnte ein Stück wie „Les Misérables“ leicht zu einem Desaster werden. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Man findet selten eine so gute und klare Tonmischung wie hier, die weder das Orchester (tadellos geleitet von Pawel Poplawski) noch die Gesangsparts untergehen lässt.
Als Valjean führt Thomas Borchert das Ensemble gesanglich und schauspielerisch mit einer Selbstverständlichkeit an, die ihresgleichen sucht. Ob als wütender Sträfling, ehrbarer Bürgermeister oder Held auf den Barrikaden – Borchert geht in der Rolle auf, macht sie sich zu eigen und legt dabei große Natürlichkeit an den Tag. Auch gelingt es ihm, aus kleinen Momenten, die in anderen Aufführungen eher zwischen den großen Balladen untergehen (wie etwa beim „Handel“ um Cosette), stimmliche Highlights zu setzen und gewaltige Töne anzuschlagen, die man in diesen Szenen nicht erwartet.
Markus Liske hat das Pech, mit Borchert einen Gegenpart auf der Bühne zu haben, dem er nicht wirklich gewachsen ist. Er bewältigt die gesanglichen Anforderungen der Rolle zwar technisch mühelos und interpretiert seine beiden großen Solo-Lieder sowie auch die Konfrontation mit Valjean ordentlich, abseits dessen ist seine Darbietung als gesetzestreuer Hardliner aber zum Teil uninspiriert und nicht durchgängig überzeugend.
Im Gegensatz dazu begeistert Bettina Mönch als Fantine auf der ganzen Linie. Mit klarer Stimme, wunderbarer gesanglicher Interpretation und Gespür für das richtige Level an emotionaler Intensität kann sie das Publikum für sich gewinnen. Dasselbe gilt für Eponine-Darstellerin Christina Patten, die mit ihrem ergreifenden „Nur für mich“ einen Höhepunkt setzt, dem soviel Szenenapplaus gezollt wird, wie ihn an diesem Abend sonst nur Thomas Borchert erhält.
Der Chor der Studenten ist fast ausnahmslos klangvoll. Marc Lamberty intoniert Enjolras mit voller, schmetternder Stimme, kann aber darstellerisch als charismatischer Anführer nicht vollständig überzeugen. Dabei wirkt sich verschärfend aus, dass er vom ansonsten hervorragenden Kostümdesign etwas stiefmütterlich mit einem Outfit bedacht wurde, das ihn nicht deutlich aus der Riege der Studenten herausstechen lässt. Bei den Barrikaden-Szenen im zweiten Akt fällt es nicht immer einfach, den Studentenanführer zu lokalisieren.
Oliver Arno hingegen liefert eine durchgängig beeindruckende Leistung ab und verkörpert Marius‘ verträumte Verliebtheit genauso überzeugend wie seine Trauer und Verbitterung als einziger Überlebender der Studenten. „Dunkles Schweigen an den Tischen“ ist eines der emotionalen Highlights des Abends. Der Regieeinfall, Marius zwischen den Zeilen des Songs die Namen seiner gefallenen Freunde flüstern zu lassen, wird zum absoluten Gänsehaut-Effekt.
Stimmlich fehlbesetzt ist Teresa Sedlmair als Cosette. Mit klassischem Opern-Sopran und rollendem ‚R‘ lässt sie jegliche Jugendlichkeit in der Stimme, die den Charme dieser Rolle ausmacht, vermissen. Peter Wittig und Gabriele Stoppel-Bachmann machen als Gaunerpaar Thénardier ihre Sache ordentlich und haben die Lacher des Publikums auf ihrer Seite, wenn auch Wittig bei „Herr im Haus“ hörbar die Puste ausgeht und er in Sprechgesang verfällt. Als Glücksgriff erweist sich der Schachzug, Gavroche mit einer zierlichen jungen Frau statt einem Kind zu besetzen. Sandra Pangl meistert die Aufgabe, in eine Rolle zu schlüpfen, die eigentlich weder ihrem Alter noch ihrem Geschlecht entspricht, schauspielerisch und gesanglich hervorragend.
Für die vielen kleinen Rollen im Ensemble, die mit mehr oder weniger kurzen Soli bedacht sind, gilt Ähnliches wie für die Hauptrollen – auch hier schwankt die Qualität zwischen brillant und eher mittelmäßig.
Abseits des Geschehens auf der Bühne wünscht man sich – besonders in eher nass-kalten Nächten, an denen es derzeit ja nicht mangelt – dass seitens der Veranstalter etwas mehr Service zur Verfügung gestellt würde. Das Angebot der Heißgetränke beschränkt sich auf Kaffee, und wer auf Kissen- oder Deckenverleih hofft, wie man ihn von ähnlichen Veranstaltungen kennt, ist zu dreistündigem Frieren verurteilt.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Pawel Poplawski |
Regie | Gil Mehmert |
Bühne | Jens Kilian |
Kostüme | Dagmar Morell |
Dramaturgie | Johanna Jordan |
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CAST (AKTUELL) |
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Jean Valjean | Thomas Borchert |
Javert | Markus Liske |
Thenardier | Peter Wittig |
Marius | Oliver Arno |
Enjolras | Marc Lamberty |
Fantine | Bettina Mönch |
Madame Thénardier | Gabriele Stoppel-Bachmann |
Eponine | Christina Patten |
Cosette | Therese Sedlmair Julia Lißel |
Gavroche | Sandra Pangl |
Courfeyrac | Oliver Morschel |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Fr, 21.06.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | Premiere | |||||||
Sa, 22.06.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
So, 23.06.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
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Mi, 26.06.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
Do, 27.06.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
Fr, 28.06.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
Sa, 29.06.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
So, 30.06.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
Mi, 03.07.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
Do, 04.07.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
Fr, 05.07.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
Sa, 06.07.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
So, 07.07.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
Mi, 10.07.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
Do, 11.07.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
Fr, 12.07.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
Sa, 13.07.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
So, 14.07.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
Do, 18.07.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
Fr, 19.07.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
Sa, 20.07.2013 21:00 | Domplatz, Magdeburg | ||||||||
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