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In Mannheim feiert das freche Broadway-Puppen-Musical seine Deutschland-Premiere. Zu sehen ist die Inszenierung aus St. Gallen, inklusive gleicher Cast in Zusammenarbeit mit BB Promotion.
Eigentlich steht das Nationaltheater in Mannheim nicht unbedingt für mutige neue Musicalproduktionen, aber was dem Premierenpublikum hier geboten wurde, dürfte bei so manchem Opern-Abonnenten einen kleinen Kulturschock ausgelöst haben. Die „Sesamstraße“ für Erwachsene wurde auch bereits im Vorfeld mit der Altersfreigabe „Ab 16 Jahren“ auf Plakaten, Eintrittskarten und im Internet beworben. Ob in Zeiten des heutigen Fernsehprogramms eine solche Freigabe wirklich erforderlich ist, sei dahingestellt. Fakt ist aber, dass es die Bewohner der „Avenue Q“ schon ganz schön krachen lassen.
Natürlich lässt sich ein Musical wie „Avenue Q“, das vom Wortwitz lebt, nicht eins zu eins in eine andere Sprache übertragen, aber Dominik Flaschka und Roman Riklin haben wirklich gute Arbeit geleistet. Bei allen Songs bleiben sie sehr nah am Original ohne mit überflüssigen Schüttelreimen oder Wortkreationen zu arbeiten. Einzig der Song „Schadenfreude“ ist etwas weiter vom Original entfernt, da man dem deutschsprachigen Publikum den Begriff Schadenfreude nicht so erklären muss wie dem englischsprachigen. Auch sonst hat man das Stück für das deutsche Publikum bearbeitet: Der Hausmeister wird zu Daniel Kübelböck, aus Witzen über Schwarze werden Witze über Schwule und Nicky vergleicht seinen Mitbewohner Rod optisch mit Guido Westerwelle.
Niedlich sind sie ja schon, die Puppen, die uns an ihrem Leben teilhaben lassen, aber schnell wird klar, dass der äußere Schein trügt – und so soll es bei diesem Musical auch sein. Die Puppen können sich halt mehr erlauben als echte Menschen. So würde wohl manch einer verschämt zu Boden schauen, wenn über Pornos im Internet gesungen wird, blökt aber das zottelige Trekkie-Monster „Porno“ aus der Kulisse, liegen die Zuschauer vor Lachen auf dem Boden. Genauso bei „Wir alle sind ein bisschen rassistisch“ – da wird gekichert und heimlich mit dem Kopf genickt, wenn sich die Akteure ihre Vorurteile um die Ohren werfen.
Dass die Vorstellung so gut ankommt, liegt nicht nur am Stück an sich, sondern auch an der hervorragenden Cast, die in Mannheim auf der Bühne steht. Martin Schäffner gibt einen beängstigend realistischen Daniel Kübelböck (zugegeben eher zur DSDS-Zeit), Jonathan Agar hat als arbeitsloser Komiker Brian recht schnell die Sympathien auf seiner Seite und Lanie Sumalinog zelebriert köstlich die Klischees über etwas trashige asiatisch-amerikanische Ehefrauen. Besonders faszinierend für „Avenue Q“-Erstseher dürfte aber das Puppenspiel gewesen sein. Man vergisst ziemlich schnell, dass Puppen miteinander agieren, und wundert sich immer wieder, wieso man den Spielerwechsel bei einer Puppe nicht bemerkt.
Stimmlich zeigen sich Manuel Steinsdörfer als Princeton und Rod sowie Florian Claus, hauptsächlich als Nicky und Trekkie-Monster, sehr wandlungsfähig, bleiben aber trotzdem noch ein klein wenig hinter Stefanie Köhm zurück, die mit Kate Monster und Lucy D. Schlampe zwei sehr gegensätzliche Charaktere zu synchronisieren hat – besonders, wenn diese beiden auch noch miteinander um Princeton streiten. Kate klingt etwas nach Lisa Simpson, Lucy dagegen nach schmutzigem Sex. Kates Ballade „Nur ein ganz schmaler Grat“ wird zum emotionalen Highlight des ersten Aktes. In den vielen kleinen Nebenrollen ist es neben Florian Claus vor allem Cornelia Löhr, die zu überzeugen weiß.
Standing Ovations am Schluss: Die meisten Zuschauer gingen mit lachenden Gesichtern aus dieser für Mannheim recht ungewöhnlichen Premiere. Ein Besuch (auch mehrmaliger) lohnt sich auf alle Fälle. Die Produzenten sollten unbedingt darüber nachdenken, diese Inszenierung zumindest auf einer CD zu verewigen.
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KREATIVTEAM |
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Musik / Texte; Robert Lopez und Jeff Marx | ||||
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Buch | Jeff Whitty | |||
Musikalische Leitung | Christiaan Crans | |||
Inszenierung | Dominik Flaschka | |||
Choreografie | Jonathan Huor | |||
Bühne | Simone Baumberger | |||
Kostüme | Kathrin Kündig | |||
Puppen | Rick Lyon | |||
Dramaturgie | Susanne Schemschies |
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CAST (AKTUELL) |
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Princton / Rod | Manuel Steinsdörfer |
Kate Monster / Lucy | Stefanie Köhm |
Brian | Jonathan Agar |
Christmas Eve | Lanie Sumalinog |
Nicky / Trekkie Monster / Bullshit Bär (Junge) / Neuankömmling | Florian Claus |
Lavinia Semmelmöse / Bullshit Bär (Mädchen) | Cornelia Löhr |
Daniel | Martin Schäffner |
Umzugskartons | Cornelia Löhr Stefanie Köhm Florian Claus |
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