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Der Schuh des Manitu (2008 - 2010)
Theater des Westens, Berlin

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Kann man eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Filmkomödien für die Bühne adaptieren, ohne dass sie an Witz, Tempo und Optik verliert? Wer den vermusicalten „Schuh des Manitu“ gesehen hat, kann diese Frage mit einem eindeutigen „Ja“ beantworten. Der Transfer von Schoschonen, Schurken und mit bayerischem Akzent sprechenden Blutsbrüdern ins Theater gelingt vor allem deshalb so fabelhaft, weil das Kreativ-Team der Show ordentlich die Sporen gibt und sie nicht an ihrer Zelluloid-Vorlage kleben lässt. Dank eines witzig agierenden und stimmlich ausgewogenen Ensembles gerät die Western-Parodie auf der Bühne noch etwas schräger als ihr Leinwand-Vorbild.

„Hinter mir wird umgebaut, drum steh‘ ich hier und singe laut“ entschuldigt sich musikalisch ein Westerngirl, bevor im Saloon die Post abgeht. John von Düffel und sein auch für die Liedtexte verantwortlicher Co-Autor Heiko Wohlgemuth transferieren Michael „Bully“ Herbigs Filmvorlage von 2001 nicht einfach eins zu eins auf die Bühne, sondern spielen lustvoll mit dem Genre Musiktheater und dem Publikum. Nachdem Häuptlingssohn Falscher Hase tödlich von einer Kugel getroffen worden ist, sackt er nicht einfach zusammen, sondern singt noch einen Song, in dem er dem Publikum für den Rest der Show viel Spaß wünscht. Auf seine abschließende Frage „Wollt ihr einen kurzen oder langen Tod?“ reagiert das Indianer-Volk auf der Bühne mangels Ansage aus dem Zuschauerraum mit der Wahl der Schnell-Variante. Wunschgemäß kippt Falscher Hase dann einfach um.

Viele der Filmdialoge und -gags sind auch auf der Bühne zu sehen und zu hören. Einiges, wie beispielsweise Uschis Suche nach dem Jodelstar oder die Besuche beim Stöckel- und Schlittschuh des Manitu, hat das Autoren-Team stimmig und mit Witz erweitert. Bei den beiden Aktschlüssen hätte es jedoch etwas mehr Kreativität walten lassen können. Santa Marias Filmansage „Jetzt holt sich jeder noch ein Eis“ ergänzt um „und dann ab in die Pause“ wirkt eher wie eine Notlösung. Hier fehlt ebenso ein zündender Showstopper als Schlusspunkt: Dimitri sowie die Paare Uschi/Ranger und Winnetouch/Hombre singen im Hintergrund noch einmal leitmotivisch ihre Songs an, während die ergrauten Blutsbrüder Abahachi und Ranger vorne wehmütig alten Zeiten gedenken. Danach folgt zum Applaus nur noch der fast schon obligatorisch gewordene Best-of-Mega-Mix.

Die von Martin Lingnau neu für die Show geschriebenen Songs fügen sich harmonisch in den Handlungsfluss ein und sind keine lästigen Anhängsel. Allerdings wildert der Komponist nach Wildwest-Manier ungehemmt im gesamten Genre: Von der bombast-schwülstigen Melodienführung à la Karl-May-Filmmusik bis hin zum Schmachtfetzen, der aus einem beliebigen Andrew Lloyd Webber-Musical zu stammen scheint (Uschis „Glaube mir, es liegt nicht an dir“), kommt vieles recht bekannt und gefällig daher. Besonders der effektvolle Ensemble-Kracher „Wo die Schoschonen schön wohnen“ kann eine besonders enge musikalische Verwandtschaft zu Irving Berlins „There’s No Business Like Show Business“ aus dem Western-Musicalklassiker „Annie Get Your Gun“ nicht leugnen. Highlights in der Partitur sind Rangers gefühlvolles „Wieder am Marterpfahl“ und vor allem Dimitris schmissiges Bekenntnis „Ich trinke Ouzu“, das den Saal schon nach wenigen Momenten zum rhythmischen Mitklatschen verführt.

Der Großteil der Songs wird zu großen Revue-Nummern ausgebaut, die in aufwändig wie witzig gestalteten Glitzer-Kostümen (Ann Hould-Ward) und mit viel Tanz (Choreografie: Dan Knetchges) schwungvoll dargeboten werden. Da verwandeln sich Kakteen in Tänzerinnen und im auch in der filmischen Vorlage enthaltenen „Lebkuchenherz“ schwingen gebackene Teigmänner ihre Beine. Komplettiert wird der positive optische Eindruck durch den von David Gallo als schmucken Saloon gestalteten Bühnenraum. Im Zusammenspiel mit Hubpodien, Deko-Elementen auf Laufbändern und einschwebenden Hängern zaubern die computeranimierten Projektionen (William Cusick, David Gallo) auf der Bühnenrückseite frappierende Effekte. So können wie im Filmvorbild wilde Reitszenen und Überblendungen ebenso erzeugt werden wie die rasante Lorenfahrt in der Höhle. Das im Saloon-Obergeschoss platzierte Orchester (Leitung: Sebastian De Domenico) sorgt für den entsprechenden Soundtrack. Allerdings kann man die durchweg stimmlich sehr gut aufgelegten Sänger in größeren Ensemble-Nummern textlich manchmal nur schwer verstehen, da sie von den Musikern übertönt werden.

Carline Brouwer und Gip Hoppe setzen in ihrer Inszenierung ganz auf Tempo und sind vollkommen dem parodistischen Element verpflichtet, ohne jedoch ins Klamottige abzugleiten. Dabei ergänzen sie das menschliche Ensemble um eine Reihe tierischer Puppen. So bilden in der Marterpfahl-Szene zwei Präriehunde und ein Erdmännchen den Background-Chor und im „Leben“-Duett von Winnetouch und Hombre tummeln sich im Waschzuber auch ein singender Waschlappen und ein Trompete spielendes Walross.

Gerade in dieser Szene entwickelt das Regie-Doppel die Figuren des tuntigen Indianers und des tumben Banditen weiter. Winnetouch (Veit Schäfermeier) wandelt sich von der powackelnden Knallcharge zum liebenden Mann mit Visionen, der dem scheinbar doch gar nicht so harten Hombre (Peter Kaempfe) an seiner Seite Selbstbewusstsein beibringt. Seinem (ehemaligen) Chef Santa Maria verleiht Ingo Brosch weder bösartige noch zynische Züge – in dieser Darstellung wirkt er fast schon sympathisch. Michelle Splietelhof ist als Uschi eine perfekte Kopie ihrer Filmfigur, sie punktet vor allem in der ergänzten Jodel-Szene. Detlef Leistenschneider beherrscht als griechischer Tavernenwirt Dimitri perfekt die „Sprechweise verkehrtherum“ und wertet die Figur in seiner Darstellung ungemein auf. Eine Traumbesetzung sind die beiden zum Brüllen komischen Blutsbrüder Mark Seibert und Mathias Schlung. Mit niemals aufgesetzt wirkendem bayerischen Akzent spielen sie sich als leicht begriffsstutziger Ranger und als listig-tölpelhafte Rothaut Abahachi zur Freude des Publikums die Pointen nur so zu. Stimmlich harmonieren sie ganz hervorragend im Duett „Wir haben beide ein gemeinsames Ziel“.

Wer im Kino beim „Schuh des Manitu“ Tränen gelacht hat, der wird auch am Musical seine helle Freude haben. Großes Indianerehrenwort.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
BuchJohn von Düffel
Musik & Vocal arrangementsMartin Lingnau
Liedtexte & Co-AutorHeiko Wohlgemuth
KreativberaterMichael Bully Herbig
InszenierungCarline Brouwer
Gip Hoppe
ChoreografieDan Knechtges
Kampf-ChoreografieBH Barry
BühnenbildDavid Gallo
KostümeAnn Hould-Ward
Projektions-DesingWilliam Cusick
David Gallo
Puppen und FigurenMichael Curry
Musikalische Einstudierung & Associate Musical SupervisorSebastian De Domenico
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
AbahachiMathias Schlung
Werner Bauer [02.06.09 - 30.08.09]
Jens Janke,
(Jörg Hilger)
RangerMark Seibert,
(Claus Biechele
Jörg Hilger)

WinnetouchVeit Schäfermeier,
(Thomas Klotz
Jens Janke)

Falscher HaseThomas Klotz,
(Dennis Kornau
Jörg Hilger)

UschiMichelle Splietelhof,
(Linda Hold
Schirin Kazemi)

Santa MariaIngo Brosch,
(Ulrich Wiggers
Claus Biechele)

HombrePeter Kaempfe,
(Detlef Leistenschneider
Ulrich Wiggers)

DimitriDetlef Leistenschneider,
(Jens Janke
Christian Kerkhoff)

Listiger LurchEric Minsk,
(Ulrich Wiggers
Haldor Laegreid)

EnsembleNatacza Soozie Boon
Sarah Bowden
Shane Dickson
Linda Hold
Schirin Kazemi
Christian Kerkhoff
LaSinga Kaloamatangi
Dennis Kornau
Haldor Laegreid
Christopher Tölle
SwingsAlexander Bellinkx
Sarah Schielke
Paul Stampehl
Kati Heidebrecht
Silvano Marraffa
Leoni Kristin Oeffinger
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
So, 07.12.2008 20:00Theater des Westens, BerlinPremiere
Mi, 10.12.2008 18:30Theater des Westens, Berlin
Do, 11.12.2008 19:30Theater des Westens, Berlin
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