Nah am Wiener Original inszenierte Freilichtversion des Kunze/Levay-Musicals. Trotz großer Schwächen im Buch vor allem wegen der grandiosen Leistungen von Patrick Stanke und Ethan Freeman sehenswert.
Dass das Buch der Wiener Urversion von „Mozart!“ nicht das stärkste ist, zeigte sich schon in den umfangreichen Überarbeitungen für die Hamburger Version, die deutlich gestraffter und stringenter daherkam. Umso unverständlicher, dass in Tecklenburg wieder eine originalnahe bruchstückhafte Szenencollage auf die Bühne kommt. Und das ist schade, denn vor allem die beiden hervorragenden Hauptdarsteller Patrick Stanke und Ethan Freeman hätten eine logischer aufeinander abgestimmte Geschichte verdient gehabt.
Stanke spielt seinen Mozart als großen trotzigen Jungen, der sich Stück für Stück emanzipiert und gleichzeitig ruiniert und dabei kaum zur Kenntnis nimmt, wie genau dadurch rund um ihn herum seine familiäre Welt in Trümmer fällt. Sein Mozart ist nicht elegant und bewegt sich eher unbeholfen und getrieben. Umso größer fällt dann der Kontrast aus, wenn Stanke singt. Denn klarer und brillanter ist diese Rolle wohl selten interpretiert worden. Die Spitzentöne strahlen und werden völlig ansatz- und mühelos aus dem Ärmel geschüttelt. Auch wenn sich Stanke solistisch gegen den durchaus druckvollen Chor behaupten muss, ist er jederzeit dominant. Schon allein seine Leistung lohnt den Besuch.
Ethan Freeman, dessen Rolle als Mozarts Vater im Buch weit weniger exponiert angelegt ist, ist der zweite Höhepunkt der Show. Zu Beginn des Stückes gravitätisch und autoritär, altert sein Leopold Mozart von Szene zu Szene immer mehr. Freeman spielt diesen Verfall nicht nur anrührend und auch auf die großen Entfernungen einer Freilichtbühne noch wahrnehmbar, er legt diese Brüchigkeit auch mit zunehmender Dauer des Stückes in seine Stimme, die auch in den von ihm sonst nicht so häufig gehörten tiefen Baritonlagen berühren kann.
Marc Clear als Fürsterzbischof Colloredo hat dagegen mit der großen Entfernung zum Publikum zu kämpfen, sein „Wie kann es möglich sein!“ verliert sich von seinem Standort weit oben auf der Schlosskulisse ziemlich. Jana Werner als Baronin von Waldstätten singt ihr „Gold von den Sternen“ solide, kann aber ebensowenig Glanzpunkte setzen wie Karin Seyfried in der undankbaren Rolle des Nannerl, der das Buch außerhalb der Reprisen von „Der Prinz ist fort“ wenig Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Simone Geyer als Constanze dagegen enttäuscht vor allem mit „Irgendwo wird immer getanzt“. Gerade die eigentlich druckvoll angelegten Beltpassagen bleiben bei ihr schwach und merkwürdig blass. Ein echtes Erlebnis dagegen ist Anne Welte als lebenspralle Mutter Weber, die mit Stimme, Witz und Präsenz für die humorigen Höhepunkte des Abends sorgt.
Dennoch bleibt der Abend zerrissen, denn das Buch bietet vor allem viel Personal und wenig zusammenhängende Handlungsstränge. Zwar werden die Fragmente von den von Regisseur Cusch Jung eindrucksvoll gestageten Chor- und Statistenmassen einigermaßen zusammengehalten, dennoch bleiben die Figuren zumeist eindimensional. So hat beispielsweise ein Song wie „Irgendwo wird immer getanzt“ keinerlei Herleitung, er entsteht völlig übergangslos aus einer gemeinsamen Nacht von Mozart und Constanze. Die anschließende Szene hat dann wiederum nichts mit dem Song zu tun, dessen Inhalt auch in der Folge nicht mehr aufgegriffen wird.
So kann keine Identifikation entstehen, die Rollen bleiben blass. Dazu kommt ein recht kunstlos wirkendes Bühnenbild, das in der eigentlich dankbaren Kulisse der Tecklenburger Burganlage eher billig wirkt.
Da können die prachtvollen Kostüme (Karin Alberti) – von denen sich der als einzige Figur modern gewandete Mozart effektvoll absetzt – ebenso wenig wie die grandios klingenden Chöre völlig entschädigen. Dass es dann dennoch ein gelungener Abend mit Wiederholungsgefahr wird, liegt vor allem an den beiden großartigen Hauptdarstellern.
Sa, 21.06.2008 20:00 | Freilichtspiele, Tecklenburg | Premiere |
Fr, 27.06.2008 20:00 | Freilichtspiele, Tecklenburg | |
Sa, 28.06.2008 20:00 | Freilichtspiele, Tecklenburg | |
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Fr, 04.07.2008 20:00 | Freilichtspiele, Tecklenburg | |
Sa, 05.07.2008 20:00 | Freilichtspiele, Tecklenburg | |
So, 06.07.2008 19:00 | Freilichtspiele, Tecklenburg | |
Fr, 11.07.2008 20:00 | Freilichtspiele, Tecklenburg | |
Sa, 12.07.2008 20:00 | Freilichtspiele, Tecklenburg | |
So, 13.07.2008 19:00 | Freilichtspiele, Tecklenburg | |
Fr, 18.07.2008 20:00 | Freilichtspiele, Tecklenburg | |
Sa, 19.07.2008 20:00 | Freilichtspiele, Tecklenburg | |
So, 20.07.2008 19:00 | Freilichtspiele, Tecklenburg | |
Fr, 25.07.2008 20:00 | Freilichtspiele, Tecklenburg | |
Sa, 26.07.2008 20:00 | Freilichtspiele, Tecklenburg | |
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