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Robin Hood (2007 - 2008)
La Belle Musical Produktions GmbH, Tournee

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Zwischen Parodie, Peinlichkeit und Pathos hin und her pendelnde Musicaladaption des Robin-Hood-Stoffes. Die Chance einer Überarbeitung der 2005 in Bremen uraufgeführten Show blieb ungenutzt. Allein die Ausstattung ist wirklich sehenswert.

„Für Liebe und Gerechtigkeit“ – so lautet der Untertitel dieser Show. Wer sie sieht, dürfte schnell an seiner Liebe zum Musical zweifeln und Gerechtigkeit für das Publikum fordern. Einige Premierenbesucher greifen zur Selbstjustiz und verlassen in der Pause fluchtartig das Schillertheater, andere harren bis zu Schluss aus und belächeln mitleidig eine Aufführung, der ein hohes Maß an Dilettantismus anhaftet.

Allein das vorhersehbare Buch mit Gags auf Stammtischniveau (Andrea Friedrich und Hans Holzbecher) ist eine Zumutung. Wenn Lady Isabelle den Bischof fragt, ob er unter seinem Talar Hosen trage, ist das ebenso peinlich wie Little Johns Drohung, er werde Robin „die Falten aus dem Sack klopfen“. Dramaturgische Spannungsbögen sind Mangelware, gute Einfälle verpuffen. Nach der gesprochenen räuberischen Verschwörung „Nehmt’s den Reichen, gebt’s den Armen“ erlischt auf der Bühne einfach das Licht, ein mitreißender Ensemble-Song der Mannen um Robin Hood würde hier publikumswirksam zur Geltung kommen.

Vielleicht fehlt eine solche Nummer aber auch nur, weil Martin Doepke gerade kein passendes Stück im Fundus hatte. Seine Partitur wirkt zusammengesucht und ist ein musikalischer Gemischtwarenladen aus schmachtenden Hymnen, Gregorianik-Pop, „Riverdance“-Gefiedel und rockigen Melodienfetzen ohne kompositorische Höhepunkte. Songs wie „Wir sind vogelfrei“, „Das Ende der Legende“ oder Lady Isabelles Solo „Die Schatten der Vergangenheit“ brechen einfach ab und laufen ins Leere. Auch wenn Bruder Tucks „Das Salz der Erde“ das Publikum aus seiner Lethargie reißt – ein Gospel hat im Sherwood Forest wirklich nichts zu suchen. Zumindest steht Martin Doepke zu seinen Kompositionen: Er dirigiert das im Graben postierte kleine Orchester.

Sicherlich wäre der musikalische Eindruck besser, wenn einige der Sänger ihren Partien auch wirklich gewachsen wären. Eine absolute Fehlbesetzung ist Sigalit Feig als Lady Isabelle. Mit stark hörbarem Bruch zwischen Brust- und Kopfstimme quält sie sich in der Premiere mühevoll durch ihr Solo, wobei sie weder über eine solide Tiefe noch über eine strahlende Höhe verfügt. Ähnliche Probleme hat Paul Kribbe (Sheriff von Nottingham). Er kaschiert die fehlende satte Rockröhre dadurch, dass er „Abschaum“ als gerapten Sprechgesang mit herausgeschrieenen Spitzentönen intoniert. Sein Cover (Rudi Reschke), in der besuchten Vorstellung als Little John mit sonorem Bass auf der Bühne, dürfte dem Song weitaus mehr Ausdruck verleihen. Barbara Raunegger (Amelia) führt mit warmer, gut geführter Altstimme das Ensemble in „Sie kamen mit dem Wind“ an, während Leah Delos Santos als Lady Marian im Duett „Ich bin allein“ ihren im Kerker einsitzenden Liebsten im wahrsten Sinne des Wortes an die Wand singt. Nicht nur in dieser Szene wirkt Christoph Goetten (Robin von Locksley) sehr verhalten, da sein Tenor wenig Strahlkraft besitzt und er das ein oder andere Mal hörbar an seine Grenzen stößt. Auch wenn man Goetten nicht immer den heldenhaften Kämpfer für Gerechtigkeit abnimmt, zieht er sich achtbar aus der Affäre.

Christoph Weyers sehr naturalistischen Bühnenbilder sind ein Glücksgriff für die Show. Dank herein- und herausschwebender Hänger und fahrbarer Bäumstämme kann der sattgrüne Sherwood Forest schnell in eine kühle, mittelalterliche Burg mit hohen grauen Steinwänden verwandelt werden. Fahr- und klappbare Dekorationsteile lassen in atmosphärisch gelungener Beleuchtung Spielorte wie die Kapelle oder den Kerker entstehen. Die geschmackvollen Kostümentwürfe von Ella Singh und Matthias Maus unterstreichen nachhaltig den positiven optischen Eindruck der Ausstattung.

Weniger überzeugen kann hingegen Hans Holzbechers Inszenierung, bei der man zweifelt, ob sie überhaupt ernst genommen werden soll. Der Regisseur entzieht vielen Figuren ihre Glaubwürdigkeit, indem er sie als alberne Trottel überzeichnet. Das trifft sowohl auf die tumben Wachen im Gefängnis als auch auf den irgendwo zwischen Geistigbehindertem und Tunte angelegten Prinz John zu. Die Räubertruppe um Little John scheint gar aus dem „Sieben Zwerge“-Film von Otto Waalkes entsprungen zu sein: Eine Ansammlung überzogen klischeehafter Abziehbilder mit einem ewig über Essen faselnden, wohlbeleibten Koch, einem in Reimen plappernden Dichter und einem dauergrinsenden Zappelphilipp. Das Trio der Bösen (Lady Isabelle, Sheriff und Bischof) gerät vielleicht auch wegen der wenig pointiert aufgesagten Sprechszenen blass und strahlt kaum etwas Bedrohliches aus.

In der Zugabe, einer vom Irish Stepdance inspirierten Tanzszene, die in ähnlicher Form bereits im ersten Akt gezeigt wird, beweist das Choreografen-Doppel (Paul Kribbe und James de Groot) sein Einfallsreichtum. Auch wenn das Publikum hier brav mitklatscht: Diese Musical-Version der Robin Hood-Saga sollte ganz schnell für immer im Dunkeln des Sherwood Forests verschwinden.

 
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KREATIVTEAM
Komposition und musikalische LeitungMartin Doepke
Idee / Konzept / BuchAndrea Friedrichs
Hans Holzbecher
InszenierungHans Holzbecher
LiedtexteElke Schlimbach
Grant Stevens
BühnenbildChristoph Weyers
KostümeElla Singh
Matthias Maus
ChoreografiePaul Kribbe; James de Groot
KampfchoreografieMalcolm Ranson
 
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CAST (AKTUELL)
Robin von LocksleyTamas Méster
Christoph Goetten
Japeth Myers
Yngve Gasoy Romdal
Lady MarianLeah Delos Santos
Mirjam Hofer
Jessie Roggemann
Lady IsabelleSigalit Feig
Lilith Gardell
Mirjam Hofer
Sheriff von NottinghamPaul Kribbe
Rudi Reschke
Bruder TuckGünther Kaufmann
Mathias Schiemann
Little JohnRudi Reschke
Markus Dietz
AmeliaBarbara Raunegger
Lilith Gardell
Jessie Roggemann
JessMarny Bergerhoff
Linda Hold
Kimberly Kate
BischofChristof-Maria Kaiser
Michael Schüler
MalcomMarkus Dietz
Robert Poell
ArchibaldJapeth Myers
Michael Schüler
PatrickMathias Schiemann
Michael Schüler
Will ScarletJames de Groot
Robert Poell
TimRay Strachan
Joeri Burger
Prinz JohnRay Strachan
Joeri Burger
EnsembleChristof-Maria Kaiser
Lilith Gardell
Kimberly Kate
Mirjam Hofer
Constanze Möricke
Robin Poell
Jessie Roggemann
Michael Schüler
SwingsChris Brewer
Joeri Burger
Linda Hold
Phyllis Rhode
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Mi, 28.11.2007 19:30Schillertheater, BerlinVoraufführung
Do, 29.11.2007 19:30Schillertheater, BerlinPremiere
Fr, 30.11.2007 19:30Schillertheater, Berlin
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