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Das Boublil-Schönberg-Musical um den ehemaligen Sträfling Jean Valjean und seinen Gegenspieler Javert wird als Wiederaufnahme in zweiter Spielzeit gezeigt. Die Rolle des Jean Valjean verkörpert Olegg Vynnyk.
Das Stadttheater St. Gallen spielt nach „Miss Saigon“ mit „Les Misérables“ ein weiteres Stück von Alain Boublil und Claude-Michel Schönberg. Zum zweiten Mal stellt es sich damit der großen Herausforderung, ein mehrstündiges, durchkomponiertes Stück mit vielen Szenenwechseln als harmonisches Gesamtwerk zu präsentieren. Anders als beim mehrheitlich feldgrünen „Miss Saigon“ kommen dazu aber noch etliche Wechsel bei Kostüm und Maske – und anstelle von einigen Tagen umfasst der Handlungszeitraum mehrere Jahrzehnte. Vielleicht sind es diese schwierigen Voraussetzungen, die Regisseur Matthias Davids dazu bewogen haben, die Inszenierung bildlich sehr einfach zu halten. Auf Requisiten wird in vielen Szenen verzichtet und die großen Soli geben die Akteure einsam und verlassen an der Bühnenrampe zum Besten. Dass es auch anders und für die Zuschauer um einiges attraktiver geht, zeigt „Dunkles Schweigen an den Tischen“, bei dem hinter einem feinen, schwarzen Vorhang die Szene aus dem ABC-Café wiederholt wird und so zu den melancholischen Worten von Marius ein optisches Gegenüber entsteht.
Auch das Bühnenbild von Mathias Fischer-Dieskau ist spartanisch ausgerichtet, unterstützt aber in dieser Einfachheit und vor allem auch durch die gelungenen Videoanimationen und die sehr gezielt eingesetzte Beleuchtung die düstere, emotionsstarke Grundstimmung des Stückes. Gerade durch diese Komponenten und durch das eindrückliche Kippen zweier Häuserelemente wird die Szene auf den Barrikaden zum optischen Höhepunkt der Produktion. Hier ist auch der Einsatz der Nebelmaschine durchaus angebracht – andere Szenen geraten dagegen etwas zu arg „vernebelt“.
Der absolute Höhepunkt der Inszenierung ist jedoch kein optischer, sondern die musikalische Umsetzung der Partitur von Claude-Michel Schönberg. Das Sinfonieorchester St. Gallen spielt unter der Leitung von Koen Schoots mit immensem Feingefühl, imposanter Fülle und absoluter Präzision. Leider gab es bei der Premiere im zweiten Akt Probleme mit den Mikros einiger Darsteller, so dass der akustische Gesamteindruck etwas geschmälert wurde.
Mit den hohen musikalischen Vorgaben kann das Ensemble vor allem in Sachen Schauspiel nicht mithalten. Spielen ohne Requisiten muss extrem „gut gemacht“ sein, damit es nicht lächerlich wirkt. Und genau dies ist in vielen Szenen nicht der Fall, wenn z.B. Gemüse vom Boden nur mit der hohlen Hand aufgehoben wird oder Flaschen und Gläser zu kurz zum Mund geführt und wieder gesenkt werden, als dass jemand wirklich aus ihnen getrunken haben könnte. Auch unverschlossene Türen, die später mit viel Aufwand und einem unsichtbaren Schlüssel wieder geöffnet werden, muten merkwürdig an. Über diese Details hätte sicherlich mancher Besucher hinweg gesehen, wenn die Charaktere als Ganzes überzeugender gestaltet gewesen wären.
Oskar Bly kann zwar zu Beginn als verzweifelter Sträfling Jean Valjean überzeugen, konzentriert sich aber in der Folge mehr und mehr auf seinen Gesang und kann weder als väterlicher Beschützer von Cosette noch als alternder und schließlich sterbender Gutmensch die richtigen Emotionen über die Rampe bringen. Auf diesen Umstand hat das Theater umgehend reagiert und für die zweite Spielzeit Olegg Vynnyk fest für die Rolle des Jean Valjean engagiert. Auch die Interpretation des Inspektor Javert durch Mathias Edenborn bleibt für die hinteren Ränge wenig greifbar, seine Körperhaltung ist über die ganze Spieldauer gleich, egal ob ihn Wut, Enttäuschung oder schlussendlich pure Verzweiflung quälen. Seine imposante Stimme jedoch entschädigt für dieses Manko.
Viel Fingerspitzengefühl bei der Interpretation ihrer Rolle zeigt Lucy Scherer als Eponine. Sie zeigt verschiedene Facetten zwischen Rotznase und unglücklich Verliebter und ihr Stimme kommt vor allem im Duett mit Jesper Tydén gut zur Geltung. Noch besser gelingt dies Eva Aasgaard als Cosette. Ihr glockenheller Sopran harmoniert mit Tydéns vollem Stimmvolumen so vortrefflich, dass „Mein Herz ruft nach Dir“ zu einem wahren Ohrenschmaus wird. Auch das Spiel der beiden kommt emotional gut über die Rampe, auch wenn die ausgetauschten Küsse für eine unschuldige, romantische Liebe etwas gar heftig ausfallen.
Viele Sympathien können auch Kurt Schrepfer und Sonja Atlas als Ehepaar Thénardier gewinnen. Frech und voller zynischer Seitenhiebe wirbeln die beiden durch das Geschehen und lassen mit ihrem Showstopper „Bettler ans Buffet“ kurz vor Ende der Vorstellung die Stimmung nochmals steigen.
Eine musikalisch und gesanglich überzeugende Produktion, die trotz verschiedener Schwächen bei der Inszenierung berührt und betroffen macht.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Koen Schoots |
Inszenierung | Matthias Davids |
Musical Staging | Melissa King |
Bühnenbild | Mathias Fischer-Dieskau |
Kostüme | Noelle Blancpain |
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TERMINE |
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