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Im Zusammenarbeit mit dem Prinzregententheater München bringt das Theater Erfurt Cy Colemans Musical um Intrigen, Sex und Crime in der Stadt der Engel endlich einmal wieder auf eine deutsche Bühne. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: eingängige Songs, eine junge, starke Darsteller-Riege und ein effektives Bühnenbild wissen zu überzeugen.
Cy Colemans Jazz-Musical kommt im Stil der Film Noir Krimiklassiker daher. Im Los Angeles der 40er Jahre arbeitet Schriftsteller Stine daran, seinen Roman „City of Angels“ für Regisseur Buddy Fidler zu einem Drehbuch umzuschreiben. Fidler hat jedoch seine ganz eigene Vorstellung von der Geschichte und bedrängt den rückradlosen Stine, mehr und mehr Kompromisse zu machen – bis das Originalwerk fast vollständig unkenntlich gemacht ist und der Romanheld Stone zu rebellieren beginnt. Die Konfrontation zwischen Stine und Stone entlädt sich im grandiosen Duett „Du bist nur weil ich bin“.
Der hartgesottene Privat-Schnüffler ist es zwar gewohnt sich zusammenschlagen zu lassen und auch in den kniffligsten Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, aber die von Fidler aufgezwungenen hölzernen Dialoge bringen Stone zur Verzweiflung. Zunächst versiegt sein Appell an die künstlerische Moral seines Schöpfers jedoch unbeachtet. Erst nachdem Stine von seiner Frau verlassen und seiner Geliebten verraten wurde, sieht er ein, dass er sich nicht weiter verbiegen lassen darf – scheinbar zu spät, denn „City of Angels“ wird bereits gedreht, und hat kaum noch etwas mit seinem ursprünglichen Roman zu tun. Doch im letzten Moment kommt Stone seinem Schöpfer zu Hilfe.
Der besondere Reiz an „City of Angels“ ist, dass der Zuschauer hier zwei – scheinbar voneinander unabhängige – Handlungsstränge zu Gesicht bekommt. Einmal ist da Romanautor Stine, der sich vergebens versucht, im Haifischbecken von Hollywood zu behaupten und neben dem Ärger mit dem Regisseur auch noch in einer Ehekrise steckt. Auf der anderen Seite steht Stines Hauptfigur, Privatdetektiv Stone, der den kniffligen Fall um die verschwundene Femme Fatale Mallory zu lösen hat, und tiefer und tiefer in ein perfides Mordkomplott gezogen wird. Während am Anfang beide Geschichten nebeneinander herlaufen und durch die Platzierung der Szenen auf der Bühne und die schwarz-weiße Kleidung und Kulisse in der Romanhandlung deutlich zwischen Realität und Fiktion getrennt wird, beginnen die beiden mehr und mehr miteinander zu verschmelzen.
Das kommt auch in der Besetzung zum Ausdruck: Bis auf die Hauptcharaktere Stine und Stone treten alle Charaktere in zwei Rollen auf, einmal in der ‚Realität‘ und einmal in der Filmhandlung. So wird Stines bodenständige Ehefrau Gabby von derselben Darstellerin verkörpert wie Stones verflossene Liebe, Barsängerin Bobby. Sarah Schütz liefert dabei ein facettenreiches Spiel ab und überzeugt sowohl in den fast schon opernhaften Gassangspassagen Gabbys als auch bei der rauchigen Barmusik Bobbys. Ebenso brillant agiert Monika Lachmeir in ihrer Doppelrolle als Stones Sekretärin Oolie sowie Regieassistentin Donna, Stines Geliebter, die bei ihrem ‚missglückten‘ Strip bei „Dafür bin ich immer gut“ die Lacher des Publikums auf ihrer Seite hat.
Stone-Darsteller Armin Kahl ist als Film Noir-Held perfekt besetzt und streicht mit starker Stimme, lässigem Auftritt, lakonischen Off-Kommentaren und gutem Aussehen deutlich die meisten Sympathiepunkte ein. Auch wenn sein Gegenspieler Wolfgang Türks als Stine die stimmliche Präsenz vermissen lässt, so passt das doch zu seiner Rolle. Schließlich und endlich ist Stine nicht der große Durchreißer – und seine etwas zaghafte Stimme bestärkt diesen Eindruck zusätzlich.
Im Vergleich zu den meisten modernen Musicals wird in „City of Angels“ relativ viel gesprochen. Ein Nachteil ist das jedoch nicht – hier geht Qualität über Quantität und ein Großteil der Lieder hat durchaus Ohrwurm-Potenzial, allen voran das bereits angesprochene Stone/Stine-Duett und „Komisch“. Im Gegensatz zu den Lieder-Angaben im Programmheft wird in Erfurt Deutsch geredet und gesungen. Ob das eine weise Entscheidung war, bleibt dahingestellt. Sicherlich erhöht es das Verständnis, aber auch wenn Michael Kunzes Übersetzung sich durchaus hören lassen kann, hat „You’re Nothing Without Me“ eben doch einen anderen Klang als „Du bist nur weil ich bin“ und einige Wortspiele lassen sich im Deutschen leider nicht realisieren.
Das Bühnenbild ist einfach, aber zweckdienlich – besonders die kleine Bühne auf der Bühne, auf der die Filmhandlung stattfindet, erweist sich als eine gute Idee, und auch die unterschiedliche ‚Einfärbung‘ von Filmcharakteren und ‚realen‘ Personen macht Sinn. Was allerdings die riesige Leinwand soll, die ab und an ohne offensichtlichen Grund für eine Szene auf der Bühne aufgebaut wird, wissen wohl nur die Macher in Erfurt. Schön sind die Schattenspiele hinter dem weißen Stoff ja anzusehen, aber der tiefere Sinn bleibt offen.
Über diese kleine Schwäche lässt sich jedoch leicht hinwegsehen, und was bleibt ist ein ungewöhnliches und sehenswertes Musical-Erlebnis abseits von Lloyd-Webber und Disney. Dazu kommt, dass man sich im Theater Erfurt – sei es was den Service oder auch das gastronomische Angebot angeht – rundum wohl fühlt und sich gerade da einige größere Häuser Deutschlands an so mancher Stelle eine Scheibe abschneiden könnten.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Philip Tillotson |
Regie | John Norris Rainer Niermann |
Choreographie | Ramses Sigl |
Bühne | Thomas Pekny |
Kostüme | Roswitha Egger |
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CAST (AKTUELL) |
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Stine | Wolfgang Türks |
Stone | Thomas Beck Armin Kahl |
Gabby / Bobby | Nadine Germann Sarah Schütz |
Donna / Oolie | Monika Lachenmeir |
Buddy Fidler / Irwin S. Irving | Ulrich Kirsch |
Carla Haywood / Alaura Kingsley | Göksen Güntel |
Werner Kriegler / Luther Kingsley | Martin Harbauer |
Gerals Pierce / Peter Kingsley | Sven Fliege |
Avril Rains / Mallory Kingsley | Eva-Maria Grein Jacqueline Zebisch |
Pancho Vargas / Lieutennant Munoz | Ronny Rindler |
Gilbert / Dr. Mandril | Till Schubert |
Jimmy Powers | Kai Hüsgen |
Beleuchter / Sonny | Rasmus Borkowski |
Beleuchter / Big Six | Björn Klein |
Del DaCosta / Mahoney / Krankenwärter | Patrick Lammer |
Jackie / Dr. Yamato | Lucca Züchner |
Angel City Four | Meghann Smith Joana Fee Würz Gunther Elmer Thada Suanduanchai |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Unsere Datenbank umfasst Einträge seit 2003, diese Produktion ist ggf. älter als die MUZ, daher sind die Daten evtl. nicht vollständig. | ||
Sa, 20.12.2003 19:30 | Großes Haus, Erfurt | Premiere |