Andreas Gergen © Andrea Peller
Andreas Gergen © Andrea Peller

"Theater muss Fragen aufwerfen, auch wenn es selbst keine Antwort geben kann" - Andreas Gergen im Interview

Andreas Gergen ist zweifelsohne einer der kreativsten Köpfe im deutschsprachigen Musicalbereich. Eben noch entwickelte er für die Vereinigten Bühnen Wien „Rock Me Amadeus“, eine Hommage an Österreichs Nationalidol Falco, das vor kurzem seine Verlängerung bis in die Spielzeit 2024/25 ankündigte, dann wurde bekannt, dass er 2025 die Kreative Leitung des Theaters Baden bei Wien übernehmen wird. Vorher wird er aber noch in Tecklenburg bei „Drei Musketiere“ Regie führen, in Salzburg eine Musical-Uraufführung auf die Bühne bringen und diesen März „Jesus Christ Superstar“ am Staatstheater Nürnberg inszenieren. In einer Proben-Pause hat er sich Zeit für ein Interview genommen.

Wir haben mit ihm unter anderem über „Jesus Christ Superstar“, über seine Entwicklung neuer Stücke und seine Pläne für die Bühne Baden gesprochen… und ganz nebenbei konnten wir ihm noch ein Geheimnis über eine weitere bevorstehende Regiearbeit entlocken: Im Herbst 2024 wird Andreas Gergen „Mozart!“ mit Absolventinnen und Absolventen der Bayerischen Theaterakademie August Everding am Prinzregententheater in München auf die Bühne bringen.

Bevor du angefangen hast, dich auf Regiearbeiten und die Entwicklung neuer Stücke zu konzentrieren, standest du als Sänger auf der Musicalbühne und hast sogar in einer Fernseh-Serie mitgespielt…

Oh ja, das fühlt sich an, wie aus einem anderen Leben. [lacht herzhaft| Das ist mittlerweile 23 Jahre her! In der Zeit hatte ich gerade „Der Glöckner von Notre Dame“ in Berlin gespielt. Ich hatte eine Einladung zum Casting für „Familie Heinz Becker“ bekommen. Ich glaube, der Grund, warum ich eingeladen wurde, war, dass ich Saarländer bin und mir der Dialekt vertraut ist. Die Dreharbeiten waren in Köln und ich habe viele tolle Erinnerungen daran. Eine sehr lustige Zeit! Ich war danach auch noch zwei Jahre mit der „Familie Heinz Becker“ auf Tour. „Zwei nach Hawaii“ hieß das Theaterstück. Gerd Dudenhöfer, Sabine Uhrig und ich sind damit durch die Theater getingelt. Da waren Theater wie der Rosengarten in Mannheim mit 2.000 Plätzen dabei, aber auch welche mit 100 oder 200 Plätzen. Diese Zeit hat mich sehr auf mein Berufsleben vorbereitet und beeinflusst mich heute noch in Sachen „Komik“ und „Timing“.

Wann war dann der Moment, in dem du beschlossen hast, von der Bühne zu gehen und dich der Regie zu widmen?

Die Idee dazu kam schon relativ früh – nämlich schon in der Zeit, als ich in „Der Glöckner von Notre Dame“ auf der Bühne mitgewirkt habe. Das war meine erste Produktion nach dem Studium. Eine sehr spannende Zeit: Wir haben die Produktion vier Wochen in New York geprobt. In dieser Zeit habe ich auch Christian [Anmerkung der Redaktion: Struppeck] kennengelernt, der damals auch noch auf der Bühne stand. Wir sind bis heute ein sehr gutes künstlerisches Team! Auf alle Fälle konnten wir in dieser Zeit alle Broadway-Stücke anschauen und haben auch die großartigen Kreativen kennengelernt: Unter anderem eben auch Alan Menken und Stephen Schwartz, der dann später für Christian ja noch von großer Bedeutung sein sollte. Als wir dann den „Glöckner“ gespielt haben, habe ich sehr schnell festgestellt, dass in einer Großproduktion auf der Bühne zu stehen, wo du achtmal die Woche immer wieder dasselbe wiederholst, direkt nach dem Studium ein bisschen zu langweilig für mich war. Ich wollte kreativ sein!

Da haben sich dann Christian und ich mit einem dritten Darsteller, mit Gerard Michel, zusammengetan und eine kleine Produktionsfirma gegründet. Wir hatten uns zum Ziel gesetzt, kleine Musicals in Berlin zu produzieren. Das heißt, wir haben Geld zusammengelegt und kleine Produktionen selbst auf die Beine gestellt. Unsere erste Produktion war „Du bist in Ordnung, Charlie Browns – Das Peanuts-Musical“. Das hatten wir während der Proben für den „Glöckner“ in New York gesehen, mit Anthony Rapp als Charly Brown. Von der Größe war das Stück mit seinen fünf oder sechs Personen echt ideal. Felix Martin war damals Snoopy, Katharine Mehrling und Vera Bolton haben sich Sally geteilt und ich war Charlie Brown. Danach haben wir den Regieauftrag zu „Der kleine Horrorladen“ im Metropol Theater in Wien bekommen. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie die auf uns gekommen sind.

Als nächstes hat uns dann der Berliner gefragt, ob wir uns nicht für das Schlosspark-Theater in Berlin bewerben wollen. Dort war die Leitung ausgeschrieben und es gab verschiedene Interessenten. Wir haben dann bei Maik Klokow, der damals Chef bei der Stage und davor unser Theaterleiter beim „Glöckner“ war, ob er bei der Finanzierung einsteigen wolle. Und so kam die Stage als Koproduzent mit rein. Unsere Eröffnungspremiere war „Pinkelstadt“. Für mich ist das bis heute noch sehr faszinierend, wie die Verbindungen damals waren und wie sich Kontakte immer wieder gekreuzt haben und uns immer wieder weiter vorangebracht haben.

Juckt es dich manchmal, wieder auf die Bühne zurückzukehren?

Pressekonferenz zu „Rock me Amadeus“ Ferdi Bolland, Moritz Mausser, Christian Struppeck, Rob Bolland, Andreas Gergen © Stefanie J Steindl

Ich sage immer, dass ich wahrscheinlich eine Alterskarriere als Darsteller auf der Bühne vor mir habe. Dann spiele ich den lustigen Alten. Die letzte Produktion, die ich gespielt habe, war „Irma la Douce“ an der Tribüne Berlin. Katharine Mehrling war Irma und ich war Nestor… eine sehr schöne Erinnerung!

Glaubst Du, dass es deine Arbeit als Regisseur beeinflusst, dass du selbst auch auf der Bühne gestanden hast? Führst du deine Cast anders als andere Regisseure?

Auf jeden Fall. Ich glaube, ich kann mich genau in die Darstellerinnen und Darsteller einfühlen, wie sie sich zu einer bestimmten Zeit in den Proben fühlen. Während der Proben gibt es verschiedene Phasen. Erstmal spielt man einfach drauf los, man erfindet Dinge. In einem nächsten Schritt legt man dann Dinge genau fest und vertieft das Spiel. Durch meine eigenen Erfahrungen weiß ich zu jedem Zeitpunkt, wie sich eine Darstellerin oder ein Darsteller fühlt. Ich kann mich in die Unsicherheiten reindenken, die dieser Beruf mit sich bringt und auch in gewisse Selbstzweifel, die meiner Meinung nach jeder gute Darsteller haben muss. Das ist ein Zeichen von Sensibilität und gesunder Selbstreflektion. Wenn sich in einer Probenzeit dann kleine kritische Momente ergeben, in denen man vielleicht unterschiedlicher Meinung ist, kann ich durch meine Erfahrung versuchen, den Knoten zu lösen und zu sehen, wie man wieder gemeinsam auf Kurs kommt. Im Laufe der Zeit wird man echt zum Hobbypsychologen!

Ich glaube, mir sind eine gewisse Diplomatie und Feingefühl schon auch in die Wiege gelegt. Aber ich habe in den letzten 25 Jahren schon auch einiges dazugelernt. Auch im Hinblick auf das Casting selbst hilft mir meine eigne Bühnen-Erfahrung. Ich habe unglaublich viele Produktionen zum Beispiel mit Uwe Kröger gemacht. Bei der „Addams Family“ habe ich ihm gesagt, dass er unbedingt unser „Gomez“ sein muss. Uwe hat mir nicht geglaubt, dass er lustig sein kann – und er war ein ganz toller Gomez!

Beim Blick in deine Werksliste kann einem echt schwindlig werden. Du hast bereits so viele Stücke auf ganz verschiedene Arten inszeniert. Würdest du dennoch sagen, dass es ein spezielles „Andreas-Gergen-Element“ in deinen Arbeiten gibt?

Hm, letztendlich verstehe ich mich als Geschichtenerzähler und versuche immer, in den Stücken etwas zu finden, was für ein heutiges Publikum relevant ist. Dabei spielt es dann auch keine Rolle, ob das jetzt ein Musical, eine Oper, Operette oder wie zuletzt bei „Amadeus“ in Salzburg ein Schauspiel ist. Ich suche in dem Stück einen relevanten Moment oder Aspekt, der ein heutiges Publikum interessieren könnte. Und wenn dieser nicht auf dem Servier-Tablett gezeigt wird, ist das umso spannender. Visuell und ästhetisch würde ich mich nicht festlegen wollen. Ich finde es viel spannender, mit ganz unterschiedlichen Bühnenbildnern und Kostümbildnern zusammenzuarbeiten. Daraus ergeben sich dann auch ganz unterschiedliche Looks.

Wenn du sagst, dass du immer nach einer relevanten Aussage suchst, kommen wir gleich zu Deiner aktuellen Arbeit. Du inszenierst in Nürnberg gerade „Jesus Christ Superstar“. Was für eine Relevanz hat Deiner Meinung nach ein mittlerweile 50 Jahre altes Musical mit einer 2000-jährigen Story in der heutigen Zeit?

Andreas Gergen © Andrea Peller

Also erstmal liebe ich „Jesus Christ Superstar“, ich bin damit aufgewachsen. In der Show lässt sich tatsächlich eine zweite Bedeutungsebene finden: Wir verlegen die gesamten römischen Autoritätsränge auf den Vatikanstaat. Das heißt, Herodes ist der Papst, Pontius Pilatus ist der Präfekt der Glaubenskongregation, Kajaphas und Annas sind Kardinäle und es gibt viele Bischöfe. Jesus kommt ein zweites Mal auf die Welt zurück. Seine Jünger, seine „Jesus People“, sind eine späte Hippie-Bewegung.

Wir haben also eine Gruppe von Leuten, die Kirchenkritik üben, die den Finger in die Wunde legen und fragen, warum ein Zölibat heutzutage noch Sinn macht, die Missbrauchsfälle thematisieren, eine größere Rolle der Frau in der Kirche fordern. Für all diese Themen protestiert diese Gruppe von Menschen um Jesus herum. Jesus weiß aber, dass das nicht reicht, sondern, dass er ein zweites Mal für die Welt in den Tod gehen muss. Wir sind gerade in der ersten szenischen Probenwoche und das funktioniert sehr gut. Wir spielen Eins zu Eins die Partitur des Stückes, wir erfinden nichts dazu und streichen nichts weg. Es ist alles in der Show angelegt und wir interpretieren nur. Aber es ist interessant zu sehen, was dadurch passiert. Und wäre Jesus wirklich zufrieden mit dem, was seine Nachfolger aus der Institution – und dem ursprünglichen Prinzip der Liebe – gemacht haben?

Es gibt von Dostojewski eine Novelle „Der Großinquisitor“, wo genau solch eine Geschichte erzählt wird: Jesus kommt zurück und der Großinquisitor sagt, dass er ans Kreuz gehöre und die Kirche sein Werk fortgeführt hat und er deswegen jetzt keinen Platz mehr in der Welt habe, weil jetzt die Kirche das Sagen hat. Ich glaube, unsere Show wird sicherlich spannend und es wird auch nicht ganz unumstritten sein. Im Song von Simon wird es auch eine „Same-Sex-Marriage“ geben. Unsere Jesus-People setzten sich also für eine Bewegung mit dem Namen „Out In Church“ ein. Alles, was auf der Bühne zu sehen sein wird, gibt es heute auch im echten Leben. Unsere Inszenierung in Nürnberg ist eine Auseinandersetzung mit Religion, Kirche und allem, was eben heute noch übrig geblieben ist von der ursprünglichen Glaubenslehre Jesu.

Die Show ist als eine Koproduktion mit der Theaterakademie August Everding angekündigt. Worin besteht diese Zusammenarbeit?

Mir war es sehr wichtig, dass wir ein sehr junges Ensemble haben. Unsere Jesus-People und unsere Jünger sind allesamt von der Theaterakademie und Studentinnen und Studenten von Marianne Larsen. Bei den Hauptrollen ist es ganz spannend, einmal nicht die ‚üblichen Verdächtigen‘ in der Cast zu finden. Wir haben einen ganz jungen und tollen Lukas Mayer als Jesus. Als Judas haben wir Til Ormeloh, direkt von der Schule. Ich finde es toll, Leute zu entdecken und auf den Weg zu bringen wie zum Beispiel auch Moritz Mausser bei „Rock Me Amadeus“ oder Anna Rosa Döller, die wir als Sophie bei „Mamma Mia“ in Mörbisch letzten Sommer hatten. Das ist für mich – als mittlerweile 50-Jähriger – ein großes Anliegen.

Wird Deine Arbeit dann auch von einer jungen Cast beeinflusst? Stellst du bei dir auch eine Änderung fest?

Auf alle Fälle. Der Kontakt zu jungen Leuten ist mir schon allein deswegen wichtig, um nicht den Anschluss zu verpassen. Es ist mir zum Beispiel auch immer wichtig zu wissen welcher Film, welche Serie gerade angesagt ist – auch wenn es dann nicht mein Geschmack ist. Christian und ich haben uns neulich zum Beispiel den Film „Saltburn“ angeschaut. Einfach nur um zu wissen, über was die „jungen Leute“ gerade sprechen.

„Rock me Amadeus“ Alex Melcher (Alter Ego) Moritz Mausser (Hans), Ensemble © VBW Deen van Meer

Wirkt sich das dann auch auf die Entwicklung neuer Stücke aus?

Ich glaube schon, dass ich gewisse Stücke durch einen neueren Zeitgeist anders inszeniere als vor 20 Jahren. Natürlich hat das auch mit einer Verschiebung unseres Wertesystems zu tun – also damit, dass man bestimmte Dinge so nicht mehr auf die Bühne bringen kann, wie das vielleicht vor einigen Jahren noch der Fall war. Das ist eine sehr gute Entwicklung. Wir gehen heute mit einer höheren Sorgfalt, Sensibilität und einem größeren Respekt vor Minderheiten und Randgruppen um. Ein anderes Thema ist das der kulturellen Aneignung. Ich glaube, heute wäre die Inszenierung, die ich noch vor fünf Jahren von „Der Schuh des Manitu“ gemacht habe, so nicht mehr möglich. Da müsste man wieder neue Wege finden wie man zum Beispiel die „Native Americans“ darstellt. Insofern bin ich sehr gespannt, was Bully mit seiner Fortsetzung „Das Kanu des Manitu“ dann machen wird. Er meinte mal, dass er das Musical auch gerne nochmal überarbeiten würde. Das hat sich dann allerdings nicht mehr ergeben, weil es eben keine Fortsetzungen der Spielreihe in Salzburg und München gab. Aber er hat gesagt, er würde gerne einen „Moral Sheriff“ einbauen, der dann im rechten Moment auf die Bühne kommt und sagt, „Stopp! So kann man das aber nicht sagen!“ Man würde sich damit dann in der Auseinandersetzung mit der Thematik befinden und genau das ist es, was wichtig ist und was Theater erfüllen muss: Auch wenn es selbst keine Antwort geben kann, muss Theater Fragen aufwerfen.

Auch beim „Glöckner von Notre Dame“ in Wien stand zur Diskussion, ob man „Zigeuner“ sagen darf – in Berlin hätte damals noch kein Mensch darüber nachgedacht. In Wien hat man sich dann mit entsprechenden Fachgremien zusammengesetzt und als Ergebnis den Begriff in Anführungszeichen gesetzt. Damit ist es gekennzeichnet als ein Zitat aus einer anderen Zeit. Es ist enorm wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Ich würde mich zum Beispiel auch nicht scheuen, den „Zigeunerbaron“ auf den Spielplan in Baden zu setzen und damit die Frage aufzuwerfen, was sich in der Gesellschaft verschoben hat, was das heute bedeutet und was das für die entsprechenden Menschengruppen bedeutet. Jede Form von Theater, Musical, Oper, Schauspiel hat immer etwas Politisches.

Du hast gerade selbst die Bühne Baden bei Wien angesprochen. Du wirst dort ab 2025 die künstlerische Leitung übernehmen. Wird es Änderungen geben?

Es wird insofern eine Änderung geben, als dass wir uns zukünftig auf Musical und Operette konzentrieren und keine Opern mehr spielen. Wir arbeiten gerade am ersten Spielplan. Alles, was es sonst noch an Änderungen geben wird, soll eine Überraschung bleiben. Ich darf aber noch eine Show unter der künstlerischen Leitung von Michael Lackner machen und mir ist sehr bewusst, dass ich die nicht verhauen darf. Das wäre kein guter Einstand als neuer Künstlerischer Leiter…

Noch nicht in der ersten Spielzeit – weil das 2 oder 3 Jahre Vorlauf braucht – würde ich gerne die Position ‚Uraufführung‘ etablieren. Ich will die Bühne Baden nicht nur für junge Leute als Talentschmiede, sondern auch als Kreativ-Schmiede aufstellen und dort „Musicals made in Baden“ verankern, die dann möglicherweise auch in anderen Theatern nachgespielt werden.

Vorher wirst du ja in diesem Sommer auch noch „3 Musketiere“ in Tecklenburg inszenieren. Die Musik der Show stammt von den Bolland-Brüdern, mit denen du ja auch in Wien „Rock me Amadeus“ gemacht hast. Beeinflusst dich die Tatsache, dass du mit den beiden Komponisten bereits gemeinsam eine Show entwickelt hast, bei deiner Inszenierung?

„Rock me Amadeus“ Alex Melcher (Alter Ego) Moritz Mausser (Hans), Ensemble © VBW Deen van Meer

Ich glaube nicht wirklich. Die Berliner Fassung war ja damals auch schon eine überarbeitete Fassung der Produktion aus den Niederlanden. Intensiv mit Tecklenburg kann ich mich aber erst nach „Jesus Christ Superstar“ beschäftigen. Toll ist jetzt natürlich, dass ich die Bollands kenne und dass es auch die Möglichkeit des direkten Kontaktes gäbe und ich fragen kann, ob sie uns bei Verbesserungen des Stücks unterstützen würden.

Für „Rock Me Amadeus“ war dieser Kontakt toll. Wir haben dort mit vielen Zeitzeugen von Hans Hölzel zusammengearbeitet. Jeder konnte seine Anekdoten und Geschichten auspacken. Markus Spiegel, der erste Manager von Hans Hölzel war zum Beispiel auch ganz nah bei den Proben dabei und hat uns immer beraten, wenn wir Fragen hatten. Wenn ich jetzt eine Oper inszeniere, wäre es natürlich toll, Mozart zu befragen, warum er gewisse Dinge so geschrieben hat, wie er sie geschrieben hat. Bei den „Musketieren“ ist es jetzt nach Winzendorf meine zweite Inszenierung dieses Musicals und da sind mir die Dinge mittlerweile relativ klar, so dass ich da eigentlich keine Rücksprache bezüglich Intentionen oder Absichten mehr brauche.

Wir hatten vorhin schon einmal über die Entwicklung neuer Stücke gesprochen. Wie gehst du dabei vor? Woher nimmst du deine Ideen?

„Rock Me Amadeus“ war die Idee von Christian Struppeck basierend auf einer Markforschungsumfrage. Wenn es darum geht, ein ganzes Jahr oder vielleicht sogar ein zweites Jahr sechsmal die Woche 1100 oder 1200 Karten pro Tag zu verkaufen, gibt es im Vorfeld einige Mechanismen, die man nutzen kann. Es gab also eine Umfrage, was für ein Publikum interessant sein könnte. Das Thema „Falco“ hatte da ein sehr hohes Ranking. In Österreich ist es jetzt beinahe naheliegend, Hans Hölzel mit einem richtigen Musical zu bedenken.

Es gab ja bereits „Falco Meets Amadeus“, aber das war eher eine Revue. Nach der Idee haben wir erstmal einen ersten Akt konzipiert. Wir haben mit diesem Material dann zuerst ein Reading gemacht. Wir haben uns mit einem kleinen Kreis von Darstellerinnen und Darstellern getroffen und das Buch zwei, drei Tage gelesen. Da wurden auch schon Änderungen gemacht. Als nächstes haben wir einen Workshop gemacht, bei dem wir schon szenisch auf der Probebühne im Ronacher mit angedeuteten Kulissen und Ideen für die Choreografien inszeniert haben. Als wir den zweiten Akt fertig hatten, kam dann ein zweiter Workshop. Von der Idee bis zur fertigen Show dauert es so etwa anderthalb bis zwei Jahre. Letztendlich ist das aber nichts Neues, sondern ein Prinzip, mit dem in den USA Stücke immer entwickelt werden.

Hast du denn schon neue Stücke in der Pipeline, über die du sprechen kannst?

Mich erwarten nach „Jesus Christ Superstar“ viele spannende Produktionen. Mitte März beginnen die Proben zu „La Cage aus Folles“ in Klagenfurt, im Sommer freue ich mich auf „Die drei Musketiere“ in Tecklenburg und im Herbst auf „Mozart“ im Prinzregententheater in München. Die Studierenden der August Verding Akademie habe ich ja nun schon bei den Proben zu „Jesus Christ Superstar“ kennenlernen dürfen. Es handelt sich dabei um die Abschlussklasse und sie werden auch die Hauptrollen bei „Mozart“ übernehmen. Im Dezember geht es dann wieder nach Salzburg zu den Proben zur Uraufführung des Ski-Musicals „Skiverliebt“. Im Juni findet dazu ein Workshop vorab statt. Es handelt sich dabei um eine Kooperation des Salzburger Landestheaters mit Salzburg Tourismus anlässlich der Ski-Weltmeisterschaft in Saalbach/ Hinterglemm im Salzburger Land. Danach darf ich noch unter der Künstlerischen Leitung von Michael Lakner ein Musical in Baden bei Wien inszenieren. Welches Musical darf ich noch nicht sagen, aber wir haben dafür schon eine sensationelle Besetzung beisammen… Und dann, im August 2025, trete ich schließlich meine neue Aufgabe als Künstlerischer Leiter in Baden an. Dafür bereite ich parallel zu den aktuellen Inszenierungen bereits meine erste Spielzeit vor. Zur Zeit fragen wir die Lizenzen spannender Titel an und stellen die Teams und Besetzungen zusammen… Es gibt also viel zu tun und ich freue mich auf alles, was kommt….

Lieber Andreas, vielen herzlichen Dank für das spannende Gespräch. Wir freuen uns sehr auf deine Version von „Jesus Christ Superstar“ und auf alles, was wir in Zukunft von dir sehen und hören werden!

 
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