Ingmar Otto - © Agentur von Schick
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3 Fragen an... Ingmar Otto

Seit Herbst 2012 ist Ingmar Otto Intendant des Kammertheaters Karlsruhe. Er inszeniert nicht nur im eigenen Haus, sondern regelmäßig auch an anderen Bühnen im Bundesgebiet.
Wir haben mit Ingmar Otto über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf sein Theater und über das Musical HEART ROCK, das am Freitag uraufgeführt wird, gesprochen.

Das Kammertheater Karlsruhe verfügt über zwei Spielstätten: Das sind das ursprüngliche Kammertheater (K1), das bereits 1956 in das Gebäude einer ehemaligen Bank eingezogen ist, und das K2, eine ehemals leerstehende Kirche, die 2013 in ein vollausgestattetes Theater umgebaut worden ist. Wie hart hat euch als privatbetriebenes Theater die coranabedingte Einstellung des Spielbetriebs getroffen und wie habt ihr darauf reagiert?

Zwei Produktionen mit sehr gutem Vorverkauf wurden schlagartig ausgebremst, das Musical BED OF ROSES vier Vorstellungen nach der Premiere. Für Künstler und Zuschauer war der Moment am 13.3., als nach den Vorstellungen verkündet wurde, dass der Vorstellungsbetrieb aussetzt, sehr irreal. Umso realer rächt sich, dass es uns in den letzten Jarhren gelungen ist, die Eigenleistung so zu steigern, dass im Schnitt 85 bis 90 Prozent des Etats durch Einnahmen generiert werden. Wirtschaftlich trifft uns der Ruhezustand hart.
Mit der Unterstützung eines Regionalsenders haben wir sofort auf die Aussetzung des Spielbetriebs reagiert und bereits einen Tag nach dem Beschluss die Vorstellung von DIE COMEDIAN HARMONISTS gestreamt und via Baden-TV übertragen. So konnten unsere Zuschauer in den ersten Wochen jeden Samstag eine Produktion des Theaters live im heimischen Fernsehsessel sehen.
Um alle Aufführungen zu retten (da war noch unbekannt, dass auch auf der Bühne Abstandsregeln herrschen werden) haben wir bei der Stadt Karlsruhe beantragt, auf dem örtlichen Volksfestplatz die Stücke freilicht zu spielen und mit den Mitteln des Autokinos direkt auf die Leinwände zu übertragen. Die Stadt riet uns zunächst klassisches Autokino anzubieten und zu einem späteren Zeitpunkt durch Freilichttheater im Kino das Angebot zu erweitern. Mitte April gingen wir mit dem Kino an den Start. Mitte Mai standen die ersten Künstler auf der Bühne.

Im Autokino Karlsruhe zeigt ihr ab Freitag das eigens dafür entstandene Musical HEART ROCK in Kooperation mit dem Zirkus FLIC FLAC. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Zusammenarbeit?

HEART ROCK ist vielleicht eine der wenigen schönen Errungenschaft der Pandemie. Die Kollegen von FLIC FLAC gastierten in Karlsruhe, als es zum Shutdown kam. Wir lernten uns kennen, als wir das Autokino aufbauten, quasi direkt vor ihrem markanten schwarz-gelben Zelt. In dieser Zeit ist die Idee geboren, gemeinsam eine Show auf den Platz zu bringen, sollte dieser Ausnahmezustand länger andauern. Zu dem Zeitpunkt hätte niemand gedacht, wie lange dieser Zustand anhalten wird. Ziemlich schnell war klar, welche Acts sich gut in die Handlung integrieren lassen und für den Aufführungsort perfekt sind. Ohne den Shutdown wäre es nie zu dieser Kooperation gekommen.

Was genau erwartet die Zuschauer bei HEART ROCK?

Ein knappes Dutzend internationaler Artisten, darunter Motorradakrobaten, die zu siebt in einer Todeskugel fahren oder über die Autos der Zuschauer hinweg fliegen. Ein hochkarätiger Cast (u.a. Sascha Krebs und Maja Sikora), vier Kamerateams und eine Live-Band sorgen dafür, dass HEART ROCK nicht nur irgendeine Jukebox-Show ist, sondern ein Spektakel, das vor, neben, auf und über den Autos der Zuschauer zu bester Rockmusik spielen wird. Musikalisch reicht das Repertoire von Kiss bis zu den Sisters of Mercy, von Jon Bon Jovi bis Rio Reiser. Für HEART ROCK haben wir bislang neun Vorstellungen angesetzt, bei großer Nachfrage sind bis zum 1. August weitere Termine möglich.

 
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