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 Drama
Street Scene Amerikanische Oper
© Foto: Pedro Malinowski
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Überzeugende Inszenierung von Gil Mehmert, die das Werk von 1947 tagesaktuell erscheinen lässt. Es scheint, als würde jegliche technische Weiterentwicklung keine Einfluss auf die menschliche Entwicklung (zumindest die der letzten gut 65 Jahre) haben.
(Text: Maik Frömmrich) Premiere: | | 22.09.2012 | Rezensierte Vorstellung: | | 30.09.2012 | Letzte bekannte Aufführung: | | 15.12.2012 |
Eine moderne Häuserwand, schräg auf der Bühne liegend, bildet das zentrale Bühnenelement im Einheitsbühnenbild von Heike Meixner . Assoziationen mit heutigen Neubausiedlungen bzw. den aus den DDR bekannten Plattenbauten scheinen gewünscht. Hinzu kommen passende Requisiten, wie einfache Plastikstühle und eine metallene Mülltonne. Die Bewohner dieser Häuserzeile präsentieren sich in einfacher, unförmiger Kleidung (Kostüme: Steffi Bruhn), die an Menschen aus schwierigen Milieus erinnern, die man nachmittäglich auf den privaten Fernsehsendern in verschiedensten Sendungen sehen kann.
© Foto: Pedro Malinowski
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Das ist der Ort einer Geschichte über Träume, Verluste, Sehnsüchte, Neid und zerstörte Hoffnungen. Im Mittelpunkt der Handlung steht Anna Maurrant, die immer noch daran glaubt, ausbrechen zu können und die nur noch aus pragmatischen Gründen mit ihrem aggressiven Mann Frank zusammen ist. Ihre Liebe ist längst erloschen und um ihre Wünsche nach Zärtlichkeit und Liebe zu stillen, fängt sie eine Affäre mit dem Milchmann Steve Sankey an. Eines Tages kommt ihr Ehemann früher nach Hause, ertappt die beiden Liebenden auf frischer Tat und erschießt sie schließlich aus Eifersucht. Rose, die Tochter des Ehepaares, ist in den Studenten Sam verliebt und beide erhoffen sich eine gemeinsame Zukunft, doch entscheidet sich Rose nach dem Unglück, allein mit ihren Bruder den Ort zu verlassen und lässt Sam zurück. Ergänzt wird diese zentrale Handlung durch die einzelnen Schicksale der anderen Hausbewohner. Verschiedene ethnische Minderheiten suchen nach Glück und Erfolg. Doch beklagen sie Neid und Missgunst unter den Menschen, sind aber auch nicht unbedingt besser, wenn es um Klatsch und Tratsch geht. Die Verrohung, Vereinsamung, Anonymität und Oberflächlichkeit der Menschen, sowie das Zerbrechen von Beziehungen und der Verlust von Hoffnungen, die man in der ersten Zeit der Verliebtheit hat, sind zentrale Themen, die in Mehmerts Inszenierung besonders zum Vorschein kommen.
© Foto: Pedro Malinowski
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Musikalisch präsentiert sich die amerikanische Oper von Kurt Weill als Mischform zwischen Oper und Musical. Weill benutzte Anklänge von Blues, Jazz und typisch amerikanische Melodien aus dem Broadwaybereich, um sein ganz eigenes Gesamtwerk zu schaffen. So schließen sich durchaus klassische Opernarien an beschwingte Tanznummern an, die auch aus anderen Musicals dieser Zeit stammen hätten können. Das Orchester unter der Leitung von Heiko Mathias Förster verschmilzt die verschiedenen Stile routiniert und bietet damit einen Hörgenuss. Eine Stärke des Gelsenkirchener Opernensembles ist seit Jahren das gute Schauspiel und die Spielfreude, keine Selbstverständlichkeit für die Oper. Und so wirkt "Street Scene" durchweg überzeugend und ist auch gesanglich auf der Höhe. Herausragend sind Joachim G. Maaß als Frank Maurrant, Anke Sieloff (von der vorher angekündigten Erkältung merkt man in der besuchten Vorstellung nichts) als Tratschtante Emma Jones und Dorin Rahardja als Rose Maurrant. Absolventen der Folkwang Hochschule unterstützen das Hausensemble und tragen zum gelungenen Gesamteindruck bei.
© Foto: Pedro Malinowski
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Diese Inszenierung und dieses Stück sind ein empfehlenswertes Beispiel für die breite Palette des amerikanischen Musiktheaters und beweisen die Aktualität der menschlichen Gefühle jenseits der Epochen.
(Text: Maik Frömmrich)

Kreativteam
Besetzung

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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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