Rekordlaune in Thun, ordentliche Ergebnisse in Tecklenburg, Staatz und Magdeburg, Katastrophenstimmung dagegen in Amstetten und Bad Hersfeld: Die Saisonbilanz der Open-Air-Bühnen im deutschsprachigen Raum fällt sehr unterschiedlich aus. Als Konsequenz aus den schlechten Ergebnissen muss Bad Hersfeld künftig auf ein Fünftel seines Etats verzichten. In Amstetten denkt man über Abstriche am künstlerischen Anspruch nach.
Die wichtigste Musical-Freilichtbühne im deutschsprachigen Raum stand in diesem Jahr in der Schweiz. Für die Uraufführung des lokalen Stoffs „Dällebach Kari“ auf der Thuner Seebühne interessierten sich 76.000 Zuschauer – mehr als bei den bisherigen sieben Produktionen der Seespiele, darunter namhafte Stücke wie „Jesus Christ Superstar“, „West Side Story“, „Elisabeth“ und „Les Misérables“. Die Fußball-WM war für die Schweizer offenbar kein so großes Thema: „Wir haben keine Auswirkungen gespürt“, sagt Arlette Fehlmann vom Veranstalter.
Die Freilichtspiele Tecklenburg melden insgesamt 63.000 Zuschauer bei „3 Musketiere“ und „West Side Story“. Das entspricht in etwa dem Vorjahresergebnis für die zwei Hauptstücke. „Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden – wobei wir bis Mitte Juli hinein bei ‚3 Musketiere‘ auch schon die Auswirkungen der Fußball-WM und des teilweise sehr heißen Wetters gespürt haben“, sagt Stefan Kaumkötter, Leiter des Künstlerischen Betriebsbüros.
Der wichtigste Mitbewerber, die Festspiele Bad Hersfeld („Carmen – Ein deutsches Musical“) beantworteten im Gegensatz zum Vorjahr die Nachfrage der Musicalzentrale zur Saisonbilanz nicht. Der Grund dafür könnte das katastrophale Ergebnis sein: Nach Medienberichten kamen insgesamt nur 68.000 statt der kalkulierten 93.000 Zuschauer. Der Etat für das nächste Jahr wird von fünf auf vier Millionen Euro gekürzt.
Bei den Domfestspielen Bad Gandersheim sahen 15.064 Zuschauer das Blues-Brothers-Musical „Im Auftrag des Herrn“ – das entspricht einer Auslastung von 80 Prozent. Die Schlagerrevue „Fliege mich zum Mond“ sahen 10.373 Menschen (70 Prozent Auslastung). [Nachtrag vom 10. September] In Hannover sahen nach Angaben von Hannover Concerts knapp 20.000 Besucher den „Sommernachtstraum“. „Mit eine Auslastung von rund 90 Prozent sind wir sehr zufrieden“, sagt Julia Biedinger vom Veranstalter.
Auf dem Domplatz in Magdeburg kamen 13.800 Besucher zu „Evita“. Das war mehr als bei den bisherigen Musicalproduktionen, auch weil diesmal mehr Vorstellungen angesetzt waren (nämlich 20). Erstmals mit einem Open-Air war das Theater Ansbach vertreten. Dort sahen 1.220 Zuschauer „Kaspar Hauser – Allein unter Menschen“. „Wir waren zufrieden“, sagt Sprecherin Veronika Mall. Die Bühne in Bad Vilbel („My Fair Lady“) machte auf Nachfrage keine Angaben.
Die Felsenbühne im österreichischen Staatz verzeichnete mit „3 Musketiere“ 14.000 Besucher – nur geringfügig weniger als mit „Evita“ im Vorjahr. Intendant Werner Auer ist damit zufrieden. Man habe es geschafft, mit einem in Österreich noch unbekannten Musical annähernd dieselben Besucherzahlen zu erreichen wie mit einem Klassiker im Vorjahr. Im August mussten zwei Vorstellungen wetterbedingt abgesagt werden.
Lange Gesichter gab es dagegen in Amstetten. „The Full Monty“ wollten nur 8065 Zuschauer sehen – mit 10.000 hatte man kalkuliert. Die Stadtgemeinde musste wie im Vorjahr mit 130.000 Euro aushelfen, berichten die OÖ-Nachrichten. „Der künstlerische Anspruch wird in den nächsten Jahren hinter den wirtschaftlichen Notwendigkeiten einzuordnen sein“, wird Intendant Johannes Kropfreiter zitiert. Dabei könne auch die Regel fallen, nur österreichische Erstaufführungen zu spielen.