Peter Scholz, Produzent und Geschäftsführer der Spotlight Musicalproduktion, über Musicals am Originalschauplatz, die Adaption eines Erfolgsromans für die Musicalbühne und das Überleben als kleine Musicalproduktionsfirma.
Peter Scholz gründete gemeinsam mit Michael Weiß und Dennis Martin im Jahr 2003 die Spotlight Musicalproduktion GmbH und brachte ein Jahr später das Musical „Bonifatius“ am Originalschauplatz in Fulda zur Uraufführung. 2007 folgte die Uraufführung von „Elisabeth – Die Legende einer Heiligen“ in Eisenach und damit erneut an einem Originalschauplatz, während im Sommer 2011 das dritte Musical am Originalschauplatz folgen soll – die Bühnenadaption des Romans „Die Päpstin“ von Donna W. Cross.
Das erste Musical von Spotlight war „Bonifatius“. Wie kam es dazu, dass dieses Musical geschrieben und produziert wurde? War es ein Auftragsproduktion oder eine eigene Idee?
Das war eine eigene Idee. Unser Komponist Dennis Martin arbeitete als Musikproduzent für eine Musicalproduktion und dachte sich, dass man doch auch mal ein eigenes Stück schreiben könnte. Ich hatte zeitgleich die gleiche Idee, Dennis hatte aber bereits mit der Arbeit angefangen. Wir stellten fest, dass der Musicalmarkt sehr innovationslos war und ganz wenige neue Stoffe auf die Bühnen kommen. Da dachten wir, ein neues Stück kann ja nicht schaden.
Während „Bonifatius“ am Originalschauplatz in Fulda ein Erfolg war, war das Gastspiel in Bremen eher schwach besucht. Eignen sich die Spotlight-Musicals also vielleicht nur für Aufführungen an den jeweiligen Originalschauplätze oder sind weitere Gastspiele geplant?
Wir hatten bei der letzen Show in Bremen zehn Minuten Standing Ovations im Publikum und waren in 2006 eines der besucherstärksten Musicals in Bremen. Bremen war eben ein sehr schwieriger Markt. Darüber hinaus war noch Freimarkt, so etwas wie das Oktoberfest. Wir haben genau in diesem Zeitraum gespielt. Das war ein Fehler. Außerdem war es schon mutig, einen Stoff wie „Bonifatius“ in Bremen zu zeigen. Weitere Spotlight-Gastspiele werden aber sicher kommen. Am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, mit dem richtigen Stück und mit den richtigen Partnern. Sie sehen: Eine Menge Dinge, die man falsch machen könnte.
Auf „Bonifatius“ folgte mit „Elisabeth – Die Legende einer Heiligen“ ein weiteres Biografie-Musical am Originalschauplatz, diesmal in Eisenach. 2011 folgt mit „Die Päpstin“ ebenfalls ein Musical am Originalschauplatz. Ist Spotlight also ausschließlich auf diese Art von Musicals abonniert?
Das hat sich bisher eben so ergeben. Außerdem haben wir in Bremen hautnah erlebt, wie schnell man in dem Geschäft nahe an der Pleite ist. So gesehen, versuchen wir schon, unsere Aktivitäten so sicher wie möglich zu planen. Mit Originalschauplätzen haben wir Erfahrung, und das bedeutet Sicherheit.
Welche historischen Persönlichkeiten würden sich Ihrer Meinung nach noch für ein Musical eignen?
Wahrscheinlich kann man da fast jede nehmen. Man muss es eben nur schaffen, ein gutes Musical daraus zu machen, dieses Stück noch gut zu vermarkten und so zu produzieren, dass es sich rechnet.
Während die großen Musicalproduzenten in den letzten Jahren vornehmlich auf Feel-Good-Musicals setzten, hat sich Spotlight mit dramatischen Bühnenproduktionen zu historischen Themen einen Namen gemacht. Wieso funktionieren solche dramatischen Musicals im kleinen Format, wie Spotlight sie anbietet, anscheinend besser als im großen Format?
Große Bühnen bedeuten großes Risiko. Sie bedeuten natürlich auch mehr Gewinnmöglichkeit. Aber ich bin froh, dass wir so bodenständig sind und da nicht größenwahnsinnig werden. Außerdem haben wir in Fulda und in den Städten in der Umgebung keine großen Bühnen. In der näheren Umgebung unseres Standortes Fulda zu produzieren, birgt viele Vorteile. Folglich erschließen wir diesen Markt und können ja auch davon leben.
Spotlight scheint mit ihren Musicals nicht nur den Geschmack der Zuschauer zu treffen, sondern vertreibt Eintrittskarten und Merchandising auch noch zu wesentlich günstigeren Preisen als die großen Mitbewerber. Ist das der Vorteil einer kleinen Musicalproduktionsfirma?
Ich würde eher sagen, dass dies in gewisser Weise unsere Unternehmensphilosophie ist – zumindest ein bisschen. Wer bei uns zu zweit am Samstagabend in die Show geht, muss für beide Karten auch 103,80 Euro bezahlen. Ich finde, das ist viel Geld. Dass man bei der Konkurrenz manchmal das Dreifache ausgeben muss, ist ein anderes Thema. Ich stand neulich in Köln vor dem Musical Dome und ließ mich von den Eintrittspreisen abschrecken. Das geht anderen bestimmt genauso.
Im nächsten Jahr feiert die Musicalversion des bekannten Romans „Die Päpstin“ ihre Uraufführung in Fulda. Wie liefen die Verhandlungen mit den Rechteinhabern, um den Roman von Donna W. Cross als Musical adaptieren zu dürfen?
Das war eine sehr spannende und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Donna hat über ihren Berliner Verlag Informationen über uns eingeholt und der Aufbau Verlag hat ihr bestätigt, dass wir seriöse Arbeit machen. Der Rest ging dann ziemlich unkompliziert.
Ist Donna W. Cross in die Entwicklung des Musicals involviert?
Wir haben uns mit ihr getroffen und unsere Ideen besprochen. Sie fand das sehr spannend und lässt uns weitestgehend freie Hand.
Was wird den Zuschauer bei „Die Päpstin“ erwarten? Können Sie schon irgendetwas verraten?
Ich möchte nicht allzu viel verraten, aber es wird ein sehr unterhaltsames Musical mit super Darstellern, einem ganz tollen Bühnenbild und vielen Highlights.
In der Schule wirkt Geschichtsunterricht meist verstaubt und langweilig. Was ist das Erfolgsrezept von Spotlight, weshalb Musicals über historische Persönlichkeiten wie Bonifatius oder Elisabeth von Thüringen gerade auch beim jüngeren Publikum so gut ankommen?
Die Menschen, und besonders die jungen Menschen, möchten Inhalte emotional nähergebracht bekommen. Das kann ein Musical hervorragend, weshalb man sich über dieses Genre mit Themen auseinandersetzen kann, die man sonst nicht spannend gefunden hätte. Ich würde mir auch keinen zweistündigen Vortrag über Katzen anhören. Im Musical fand ich es spannend.
Was ist Ihnen wichtiger: Musicals zu produzieren – egal zu welchem Thema – oder explizit historische Themen für die Bühne und somit auch für neue Zielgruppen aufzubereiten?
Das Thema Entertainment steht im Vordergrund. Bisher waren es bei uns eben historische Themen. Das wird aber nicht immer so bleiben. Und wenn doch, ist es eher Zufall.
Beabsichtigen Sie eigentlich, einmal ein ernst zu nehmender Konkurrent für Stage Entertainment und Mehr! Entertainment zu werden, oder denken Sie, dass Spotlight mit ihrer Art von Musicals eine Nische gefunden hat, die es weiterzuentwickeln gilt?
Diese großen Zuschauerzahlen streben wir gar nicht an. Wir bleiben erst mal in der Nische und machen unsere Stoffe auf unsere Art. Da ist noch viel Potenzial. Der Spaß steht im Vordergrund. Die Arbeit muss Spaß machen, sonst verliert man Energie und Kreativität. Zu weit in die Zukunft möchte ich aber gar nicht schauen. Ich denke, dass grundsätzlich alles möglich ist. Wir versuchen ja bereits mit starken Partnern zu kooperieren, um größere Ziele zu erreichen. Einige spannende Kooperationen werden da demnächst zustande kommen. Ich denke, in Sachen Innovationskraft sind wir im Vergleich zur Konkurrenz ziemlich gut aufgestellt – und langfristig wird das ein entscheidendes Kriterium sein. Auch haben wir sehr gute Strukturen aufgebaut, um schnell gute Stücke auf die Bühne zu bringen. Das Thema Netzwerken steht hier ganz oben. Wir sind kein geschlossenes System wie andere große Firmen. Wir haben kurze Entscheidungswege und tragen auch das Risiko selber. So machen wir erst mal weiter und sehen, was passiert.