Informationen zu 11 deutschen Musical-Großproduktionen, garniert mit 34 Gutscheinen.
„Die besten Musicals in Deutschland“ ist im Prinzip eine Neuauflage von „Musicals in Deutschland“ (ebenfalls Simone Kaczerowski, 1995): Ein Handbuch für den unerfahrenen Musicaltouristen, das allerlei Informationen zu deutschen Großproduktionen feil hält.Die Auflistung der behandelten Stücke zeigt, dass dieses Buch der momentan vollständigste Guide durch die deutsche Long-Run-Landschaft ist: Les Misérables, Der König der Löwen, Mamma Mia!, Tanz der Vampire, Starlight Express, AIDA, Cats, Das Mädchen Rosemarie, Jekyll and Hyde, Phantom der Oper und 42nd Street erfahren eine Betrachtung durch die Autorin – das ist relativ aktuell, nur zwei der genannten Werke sind bereits abgesetzt.
Ob das ein Querschnitt durch die „besten“ Musicals in Deutschland ist, ist fraglich – ganz sicher sind es die „Größten“ und „Kommerziellsten“.Die Informationen zu den Stücken ähneln zunächst dem, was man überlicherweise auch in jedem Programmheft findet: Eine Genre-Einordnung des Musicals, eine Inhaltsangabe, dann Informationen zu Ausstattung und Aufführungspraxis.
In einem zweiten Teil folgen Hinweise zu Tickets und Spielzeiten sowie Anreise- und Hotel-Vorschläge. Alles schön und farbig mit bekannten Bildern aus den Programmheften bebildert.
Nicht mehr und nicht weniger bietet das Buch. Ideal also für Musicaltouristen ohne Vorkenntnisse, die viele nützliche Informationen zu einer Großproduktion zusammengestellt finden möchten.Für alt-eingesessenen Fans bietet das Buch wenig Neues. Keine Anekdoten „aus dem Nähkästchen“ (à la „Es passierte…“ in „Musicals in Deutschland“) oder kritische Bewertungs-Barometer (wie im Musical-Jahrbuch von Andreas Luketa) heben das Buch in irgendeiner Weise über den Wert einer werbenden, umfassenden Image-Broschüre der deutschen Musicalgiganten hinaus.Der Aspekt „Werbung“ gewinnt im Anhang des Buches noch zusätzlich an Gewicht: Hier findet man 34 „musicalfriends-Gutscheine, die das Musicalwochenende zum Sparttrip machen“. Rabatte für Hotel- und Musicalbuchung, Pausengetränke und Restaurantsbesuche sollen für zusätzlichen Leseanreiz sorgen.
34 Schnäppchen, das klingt verheißungsvoll. Vorsichtig vermutet wird jeder Leser jedoch höchstens zwei bis drei der „Rabattmarken“ einlösen – mehr sind, realistisch gesehen, nicht drin. Denn erstens endet die Gutschein-Aktion bereits am 30.12., zweitens sind einige der Gutscheine durch bereits „ausgelaufene“ Musicals nicht mehr gültig und drittens: Wer besucht schon elf, auf ganz Deutschland verteilte Musical-Großproduktionen binnen eines Jahres und übernachtet dabei noch immer in den vorgeschlagenen Hotels – um überall 10 Prozent rauszuschlagen? Wohl die wenigsten Leser. Fazit: „Die besten Musicals“ in Deutschland ist eine überwiegend unkritische Informationssammlung mit Service-Charakter – ideal, um sich als Einsteiger einen Überblick zu verschaffen. Allerdings wird dieser Führer, wie sein Vorgänger, schnell an Gültigkeit verlieren – dazu verändert sich die deutsche Musicallandschaft zu schnell.
Für „alte Hasen“ und Kenner der Szene ist das Buch uninteressant – es sei denn, man ist auf die Rabatte scharf…